Cranz/Neuenfelde. Tore blockiert! Zwischenfall am Este-Sperrwerk sorgt derzeit für Unruhe in Cranz und Neuenfelde

Ein Zwischenfall am Este-Sperrwerk sorgt derzeit für Unruhe in Cranz und Neuenfelde: Ende November ließen sich die Sperrwerkstore einige Tage lang nicht schließen. „Offiziell mitgeteilt wurde nichts“, sagt die Grünen-Bezirksabgeordnete Gudrun Schittek. „Aber nachdem zunächst im November Bagger- und Spülarbeiten im Hafenbecken der Sietas-Werft stattgefunden hatten, lagen auf einmal HPA-Bagger und Baggerschuten am Sperrwerk und arbeiteten dort tagelang – und in dieser Zeit wurden die Tore nicht geschlossen.“

Auf Anfrage bestätigt Kai Gerullis, Pressesprecher der Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) die Schwierigkeiten am Sperrwerk: „Im Umfeld erfolgten im November 2019 Spülarbeiten. Diese führten zu einer erhöhten Sedimentierung im direkten Bereich des Sperrwerks.

In der Folge war der ordnungsgemäße Betrieb der beiden Sperrwerkslinien zeitweise gestört“, schreibt der Sprecher. „Die Hamburg Port Authority hat die Sedimente umgehend mit zusätzlichen Greifbagger- und Spülarbeiten im Bereich des Sperrwerks beseitigt. Diese Arbeiten wurden am 26. November abgeschlossen.“

Zu keiner Zeit kritische Hochwasserstände

Seitdem sei das Sperrwerk wieder uneingeschränkt funktionsfähig, so Gerullis. Bei allen Arbeiten am Sperrwerk sei die Sechs-Tages-Wasserstandsprognose des Bundesamtes für Hydrographie berücksichtigt worden. Diese hätte zu keiner Zeit kritische Hochwasserstände vorausgesagt.

Gudrun Schittek beruhigt das nicht: „Zwischen Oktober und April ist Sturmflutsaison. Da kann man keinen tagelangen Ausfall des Sperrwerks riskieren, denn das schützt die Este ja vor den Hochwassern der Elbe!“ HPA-Sprecher Gerullis räumt ein: „Wir müssen solche Arbeiten besser koordinieren.“ Weiter will er das Geschehene aber nicht kommentieren. Von der Sietas-Werft kam bis Redaktionsschluss keine Rückmeldung.

Sietas-Werft braucht ein schlickfreies Becken

Dass der Schlick, der das Tor offenbar blockierte, aus dem Sietas-Hafenbecken kam, ist auch nicht ganz sicher: Denn zeitgleich zu dem Baggern im Becken wurde im Schlick der Außeneste geeggt, um hier Schlick besser abfließen zu lassen, damit in der Folge wiederum auch das Material aus dem Hafenbecken besser abfließen kann. Welche der gelösten Sedimente jetzt im Sperrwerk hängenblieben, ist nicht eindeutig festzustellen.

Die Arbeiten in der Außeneste zwischen Elbdeich und tiefem Elbwasser dürfen – Sturmflutsaison hin oder her – nur im Winter erfolgen, denn die Estemündung fällt unter den besonders strengen Naturschutz der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. Die Sietas-Werft braucht ein schlickfreies Becken: Die Auftragsbücher sind voll, ein Baggerschiff steht kurz vor der Auslieferung, ein Eisbrecher wird neu aufgelegt und ein altes Dock wurde entsorgt