Harburg. „Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Harburg-Mitte“ – klingt sperrig. Mit der Fusion soll das Glaubenserlebnis gestärkt werden.
Wenn am Sonntag die Fusion der Kirchengemeinden Trinitatis, St. Paulus und der Lutherkirche mit einem Festgottesdienst begangen wird, findet dieser in einer Baustelle statt: Die Johanniskirche an der Bremer Straße wird derzeit saniert. Die Bautätigkeit kann man durchaus symbolisch verstehen. Denn mit dem Festgottesdienst ist die Gemeindefusion auf dem Papier abgeschlossen. In der Praxis braucht das Zusammengehen der Strukturen aber noch Leben. Das ist bei einem neuen Haus nicht anders: Wochen nach dem Einzug stehen die Möbel und hängen die Bilder immer ein wenig anders, als in der Theorie geplant.
„Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Harburg-Mitte“ – das klingt profan, sperrig und wenig spirituell. Und doch soll mit der Fusion der drei Gemeinden gerade das Glaubenserlebnis gestärkt werden. „Dadurch, dass wir die drei Kirchen behalten. erweitern wir das Angebot für unsere Gemeindemitglieder“, sagt Pastorin Anne Arnholz. Sie war bis Silvester Pastorin der Heimfelder Kirchengemeinde St. Paulus und ist seit Neujahr im Pastorenteam der Kirchengemeinde Harburg-Mitte weiterhin für das Gotteshaus am Heimfelder Platz zuständig.
„Die drei Gemeinden hatten unterschiedliche Stärken und Schwerpunkte, die in der neuen Gemeinde fortbestehen sollen. Beispielsweise hatte die Lutherkirche in der Ansprache und Einbindung älterer Gläubiger immer ein etwas besseres Händchen, als die anderen beiden Gemeinden. Davon können jetzt alle Gläubigen der neuen Gemeinde profitieren“, sagt Arnholz.
Auf dem Papier hat die Gemeinde 10.000 Schäfchen
Fusioniert werden sollen vor allem Aufgaben und Tätigkeiten, die dreifach zu erledigen eigentlich unnötig wäre: Finanzen, Personal- und Immobilienverwaltung, oder Angebote, für die sich in einer kleineren Gemeinde zu wenig Interessenten finden würden. Auf dem Papier hat die Kirchengemeinde Harburg-Mitte 10.000 Schäfchen. Gemessen an einer Bevölkerung von etwa 50.000 Menschen im Bereich der drei Kirchspiele ist das zwar kein überwältigender Anteil mehr, aber die Gemeindegröße übersteigt den Hamburger Durchschnitt damit um fast das Dreifache.
Der Kirchenkreis Hamburg-Ost wird die neue Supergemeinde deshalb interessiert beobachten, um zu beurteilen, ob die Fusion auch für andere Gemeinden und Regionen ein gangbares Modell wäre.
Der Fusionsprozess hat bislang bereits zwei Jahre in Anspruch genommen. Beispielsweise gaben die drei Gründungsgemeinden schon länger einen gemeinsamen Gemeindebrief, den „Dialog“ heraus, für den sie beim Gemeindebriefpreis der Nordkirche eine Sonder-Auszeichnung erhielten.
Drei Gründungsgemeinden mit drei verschiedenen Farben
Im Logo des Gemeindebriefs tauchen die drei Gründungsgemeinden mit drei verschiedenen Farben auf. Dazu gibt es eine vierte, für das, was bislang schon an gemeinsamen Aufgaben wahrgenommen wurde. Dieser Farbcode setzt sich in den Überschriften des Gemeindebriefs fort.
Auch wurde eine gemeinsame Gottesdienstordnung erarbeitet, in der spirituelle Elemente aus der Lutherkirchen-Lithurgie ebenso ihren Platz fanden, wie moderne Teile aus der Gottesdienstordnung der Trinitatis-Gemeinde.
Vier Pfarrstellen soll das neue Pastorenteam haben. Besetzt sind derzeit nur drei: Neben Anne Arnholz, die von Paulus kommt, sind das Sabine Kaiser-Reis und Friedrich Degenhardt, bislang Trinitatis. Die Stelle des im Herbst pensionierten Lutherkirchen-Pastors Andree Manhold wird im Frühjahr nachbesetzt.
14 ehrenamtliche Gemeinderatsmitglieder werden die Geschicke der neuen Riesengemeinde leiten. „Das ist eine arbeitsfähige Größe, nicht zu viele und nicht zu wenige“, sagt Anne Arnholz.
Eine der drei Gemeinden hat bereits Fusionserfahrung
Eine der drei Gemeinden hat bereits Fusionserfahrung: Die Trinitatis-Gemeinde wuchs aus der Dreifaltigkeitskirche und der Gemeinde St. Johannis zusammen. In der neuen Gemeinde hat das Trinitatis-Gotteshaus an der Bremer Straße wieder seinen alten Namen erhalten: Johanniskirche.
Zu den Immobilien der neuen Gemeinde gehört auch immer noch die alte, ungenutzte Dreifaltigkeitskirche an der Neuen Straße. Der komplizierte Job des Dreifaltigkeitsverkaufs bleibt voraussichtlich an Sabine Kaiser-Reis haften.