Harburg. Drei der vier Kirchengemeinden der Harburger Innenstadt werden zum Jahresbeginn 2020 zu einer einzigen Gemeinde zusammenwachsen

Der Fusionsvertrag ist unterschrieben, nun wird gemeinsam geplant. Drei der vier Kirchengemeinden der Harburger Innenstadt werden zum Jahresbeginn 2020 zu einer einzigen Gemeinde zusammenwachsen: die Trinitatis-Gemeinde mit ihren Kirchen St. Johannis (Bremer Straße) und der Dreifaltigkeitskirche (Neue Straße), die Gemeinde St. Paulus im Herzen Heimfelds und die Luthergemeinde am Kirchenhang in Eißendorf. Ein neuer Name ist bereits gefunden: Ev.-Luth. Kirchengemeinde Harburg.

„Wir vier Pastoren können uns die Arbeit aufteilen“

Anne Arnholz, Pastorin von St. Paulus, sieht in der Fusion viele Vorteile: „Es sitzen mehr Köpfe am Tisch. Als Team kann man auf Veränderungen besser reagieren. Wir vier Pastoren können uns die Arbeit aufteilen – nicht alle müssen alles machen. Und wir haben dann nur noch einen Kirchengemeinderat, nicht drei. Dadurch haben wir weniger Arbeit, einen Effizienzgewinn.“

Sabine Kaiser-Reis, Pastorin der Trinitatis-Gemeinde, schlägt in dieselbe Kerbe: „Wenn Gemeinden kleiner werden, gehen Gestaltungsspielräume verloren. Gemeinsam wird es uns hoffentlich gelingen, Stellenstreichungen zu vermeiden.“

Die drei Kirchen, die heute als Gottesdienststätten dienen, bleiben erhalten. Ebenso die vier Pfarrstellen. 2006 musste Sabine Kaiser-Reis als Pastorin der Dreifaltigkeitskirche schon nach St. Johannis an der Bremer Straße umziehen, als die beiden Kirchen zur Gemeinde St. Trinitatis zusammengelegt wurden. „Ich möchte nicht noch einmal umziehen“, sagt sie. Die Dreifaltigkeitskirche an der Neuen Straße steht zur Disposition.

Pastorin Anne Arnholz, St. Paulus
Pastorin Anne Arnholz, St. Paulus © HA | HA

„Wir müssen mit dem Standort Mittel generieren“

Hier sucht die Gemeinde nach einem Mieter, der die Kirche zu weltlichen Zwecken nutzen will – das Pilotprojekt 3Falt, das kulturelle Veranstaltungen in der Kirche organisierte, lief vor drei Monaten aus. Nun hat die Gemeinde die Nachnutzung noch einmal öffentlich ausgeschrieben und hofft auf weitere Interessenten. Kaiser-Reis: „Wir müssen mit dem Standort Mittel generieren können, die unsere Ertragslage verbessern.“

Wie genau die drei heutigen Gemeinden die Arbeit in der neuen Einheitsgemeinde verteilen werden, sei noch nicht besprochen, sagen die Pastorinnen. Das liegt vor allem am Dritten im Bunde: Pastor Andree Manhold von der Luthergemeinde wird im Oktober in den Ruhestand verabschiedet. Arnholz, Kaiser-Reis und ihr Trinitatis-Kollege Friedrich Degenhardt wollen Manholds Nachfolger von vornherein mit in die Zukunftsplanung einbeziehen.

Drei aktive Kirchen liegen nur wenige Kilometer auseinander

Einige Schwerpunktsetzungen bieten sich allerdings aus heutiger Sicht an. „Den Konfirmanden-Unterricht werden wir im Gemeindezentrum von St. Trinitatis geben, denn der Standort an der Bremer Straße ist gut erreichbar“, sagt Anne Arnholz. Der Standort Heimfeld eigne sich sehr gut für die Arbeit mit Familien und Kindern, sagt die „Hausherrin“ der dortigen St.-Paulus-Gemeinde. In der Luthergemeinde seien viele Menschen älter als 60 Jahre, so Arnholz, hier seien Angebote für Senioren besonders sinnvoll.

Müssen die Mitglieder der Einheitsgemeinde zukünftig kreuz und quer durch Harburg reisen, um „ihre Kirche“ zu besuchen? Die beiden Pastorinnen winken ab. Arnholz: „Senioren müssen sich nicht bewegen – alte Bäume pflanzt man nicht um. Alle anderen können sich bewegen.“ Schließlich liegen die drei aktiven Kirchen nur wenige Kilometer auseinander.

Und es könnte sich lohnen, mal beim Nachbarn vorbei zu schauen. Denn die Pastorinnen wollen die Chance eine größere Gemeinde zu sein, auch dazu nutzen, mal neue Konzepte auszuprobieren: vielleicht mal einen Abend-, Freiluft- oder Frühstücks-Gottesdienst abhalten. Und damit andere Zielgruppen ansprechen, vielleicht auch durch einen anderen Musikstil. Aber natürlich werde es in allen drei Kirchen weiterhin auch die gewohnten Gottesdienste geben, verspricht Sabine Kaiser-Reis.