Kreis Harburg. Freie Träger im Landkreis Harburg setzen sich für bezahlte Erzieher-Ausbildung ein und fordern Anerkennung ausländischer Abschlüsse.

Eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten für Erzieher, ein künftig zu zahlendes Ausbildungsgehalt, die Förderung von Umschulungen und die leichtere Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse: Das sind einige der Kernforderungen der Kreisarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (KAG) im Landkreis Harburg, in der alle freien Träger von Kindertageseinrichtungen organisiert sind.

Petition geht in den Landtag

Jetzt hat der der Vorsitzende der KAG, Roger Grewe, gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Verbände evangelisch-lutherischer Kindertagesstätten in den Kirchenkreisen Hittfeld und Winsen, Roland Arndt, die Petition „Personalnot in den Kindertagesstätten im südlichen Hamburger Umland“ vorgelegt. Sie wurde an den stellvertretenden Ministerpräsidenten Bernd Althusmann und den Vorsitzenden des Landes-Kultusausschusses, André Bock, übergeben. Beide Politiker wollen sich nun für eine Verbesserung der aktuellen Personalsituation einsetzen. Parallel wird die Petition an den Petitionsausschuss des Niedersächsischen Landtags versandt.

40 Stellen in 46 Kitas sind nicht besetzt

Beim DRK im Landkreis Harburg, dem größten Träger von Einrichtungen im Kreis, sind derzeit umgerechnet auf Vollzeitstellen 46 Arbeitsplätze in den 40 Einrichtungen nicht besetzt. „Eingestellt werden müssten aber deutlich mehr Menschen, weil eben viel in Teilzeit gearbeitet wird“, sagt Grewe, der auch Kreisgeschäftsführer beim DRK ist. Das Jahresdurchschnittsgehalt für eine Vollzeitstelle liegt dabei nach zehn Jahren bei gut 45.000 Euro brutto. Eingeschlossen sind Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Hohe Betreuungsquote sorgt für Personalnot

Begründet sehen die Kita-Träger die massive Personalnot durch die hohe Betreuungsquote im Landkreis Harburg, die durch starken Zuzug in die Metropolregion Hamburg einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuung und den daraus folgenden Personalbedarf mit sich bringt. Auch der Wunsch nach Ganztagesplätzen steigt, befördert durch die Beitragsfreiheit für Kinder, die älter als drei Jahre sind, und den Anspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr.

Für Niedersachsen gilt dabei eine besondere Situation: Während in Hamburg Heilerzieher, Logopäden, Kinderkrankenschwestern und Ergotherapeuten, also Menschen mit verwandten Berufen, regulär in Kindertagesstätten tätig werden dürfen, ist das in Niedersachsen nicht möglich. Das erschwere die Situation zusätzlich, so die Arbeitsgemeinschaft in der Petition.

Zu strenge Vorschriften

„Bei ausländischen Fachkräften wir nicht mal eine Ausbildung innerhalb der EU anerkannt“, sagt Grewe. Selbst Absolventen von Pädagogik-Studien aus Europa dürften allenfalls als Zweitkraft, nicht als Gruppenleiter in der Kindergartengruppen eingesetzt werden. „Die Vorschriften sind strenger als in den Grundschulen. Jeder Einzelfall wird geprüft“, sagte der KAG-Vorsitzende.

Umschulung wird nicht bezahlt

Zudem werden Umschulungen in die Erzieherlaufbahn bislang nicht finanziell unterstützt, wenngleich es zahlreiche Interessenten gibt. Vor allem aber sei die fehlende Vergütung während der vierjährigen Ausbildungszeit für viele ein Grund, sich bei der Berufswahl anders zu entscheiden.

Seit mehr als zwei Jahren arbeiteten die Kita-Träger bereits an Lösungen, die aber bislang bei Politik und Verwaltung nicht auf fruchtbaren Boden gefallen seien. „Mit dem Einreichen der Petition im Niedersächsischen Landtag wollen wir die politischen Entscheidungsträger auf den mehr als dringenden Handlungsbedarf aufmerksam machen. Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagt Grewe.

Niedersachsen muss Kita-Gesetz neu fassen

Die KAG geht davon aus, dass das Kita-Gesetz in Niedersachsen zum August kommenden Jahres novelliert werden soll. „Wir würden uns wünschen, rechtzeitig in die Veränderungsprozesse mit einbezogen zu werden,“ bilanziert Grewe. „Das Ziel ist es, gemeinsam mit allen Beteiligten konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Personalnot in Kindertageseinrichtungen zu entwickeln, um eine hochwertige Arbeit in den Kindertageseinrichtungen im Landkreis Harburg in Zukunft sicherstellen zu können. „Gelingen kann dies nur in enger, vertrauensvoller und vor allem zielführender Zusammenarbeit,“ fasst Roland Arndt zusammen.