Jesteburg. Besondere Therapieformen und Neubauten: Die Waldklinik Jesteburg baut für 16,6 Millionen Euro ein Betten- und Therapiehaus.

Die Waldklinik Jesteburg erweitert ihre Kapazitäten in der Neurologischen Frührehabilitation. Derzeit entsteht auf dem Klinikgelände am Kleckerwald ein neues Bettenhaus für 63 Patienten. In dem viergeschossigen Gebäude sollen außerdem zentrale Therapie-, Arzt- und Funktionsräume sowie das neue Logistikzentrum für wesentliche medizinisch-pflegerische Bereiche untergebracht werden. Jetzt feierte die Klinik Richtfest für das neue Bettenhaus.

Die Pläne des Hamburger Architektenbüros Reichardt & Partner sehen ein viergeschossiges Gebäude mit knapp 6200 Quadratmetern Bruttogeschossfläche vor. Darüber hinaus entsteht ein Verbindungsbau mit drei Etagen, der den Neubau mit dem bisherigen Bettenhaus verbindet. Im dritten Obergeschoss des neuen Gebäudes in Backsteinoptik wird die neue Intensivüberwachungsstation mit 17 Betten und Pflegestützpunkt untergebracht. sein.

Liegelandschaft mit Entspannungsmusik

Hier wird es neben Beatmungsplätzen auch spezifische Angebote für die Patienten geben wie den Snoezelenraum, eine Liegelandschaft mit Entspannungsmusik und speziellen Lichteffekten, sowie eine Dachterrasse, die den direkten Naturbezug bietet, ohne die Station verlassen zu müssen.

Das neue Bettenhaus, ein langgestrecktes Gebäude, liegt am nördlichen Ende des bisherigen Bettenhauses West.
Das neue Bettenhaus, ein langgestrecktes Gebäude, liegt am nördlichen Ende des bisherigen Bettenhauses West. © HA | Hanna Kastendieck

Der Neubau ist mit 16,6 Millionen Euro die bislang größte und komplexeste Investition in der bisherigen, inzwischen 93-jährigen Geschichte der Klinik, die Geschäftsführer Hans-Heinrich Aldag seit der Übernahme des Hauses und dessen Umwandlung von der ehemaligen Lungenheilstätte in eine neurologische und orthopädische Spezialeinrichtung vor knapp 30 Jahren getätigt hat.

Elf Millionen Euro übernimmt das Land

Elf Millionen Euro übernimmt das Land Niedersachsen für den Krankenhausbereich – eine Förderung nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz. Die Kosten von 5,6 Millionen Euro für die Erweiterung der Reha-Kapazitäten trägt die Klinik, deren Neurologische und Neurochirurgische Frührehabilitation sich an Patienten mit schwersten Beeinträchtigungen wendet, zum Beispiel nach Schlaganfällen, Unfällen, Hirnblutungen, Sauerstoffmangelschäden oder anderen Erkrankungen des Nervensystems.

Hans-Heinrich Aldag hat die Pläne für die Klinikerweiterung bereits 2015 angeschoben, weil die Waldklinik trotz mehrerer Kapazitätsaufstockungen in den vergangenen Jahren immer wieder an ihre Grenzen gestoßen ist. „Die Bedarfssituation in der Neurologischen Frührehabilitation in entsprechenden Spezialkliniken ist nach wie vor stark ansteigend“, sagt er.

Schlaganfall: Zahl der Erkrankungen nimmt zu

Die Zahl der Gefäß- und Schlaganfallerkrankungen nehme zu. Gleichzeitig ermöglichten Fortschritte und verbesserte Zusammenarbeit mit Stroke-Units und Intensivstationen noch zügigere Übernahmen und Behandlung in der neurologischen Reha. Aus diesem Grund war für die Klinikgeschäftsführung von Anfang an klar, dass mit der Erhöhung der Krankenhauskapazitäten auch eine Erhöhung der Reha-Kapazitäten einhergehen muss. Und dass diese aus eigener Tasche finanziert wird.

Die Animation zeigt die Waldklinik mit dem im Bau befindlichen neuen Bettenhaus im Norden, das durch ein dreigeschossigen Verbindungsbau an die bestehenden Häuser angeschlossen ist.
Die Animation zeigt die Waldklinik mit dem im Bau befindlichen neuen Bettenhaus im Norden, das durch ein dreigeschossigen Verbindungsbau an die bestehenden Häuser angeschlossen ist. © HA | Hanna Kastendieck

„Jetzt ist Halbzeit“, ruft Aldag den Gästen bei den Feierlichkeiten zum Richtfest zu. „Und wir führen 1:0.“ Der Klinikgeschäftsführer jubelt, auch wenn er einräumen muss, dass die vergangenen Monate außerordentlich anstrengend für alle Beteiligten waren. Jetzt aber sei Zeit, Danke zu sagen. Die Liste, die Aldag ausgearbeitet hat, ist lang. Landrat Rainer Rempe, Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper, Architekt Martin Reichardt stehen drauf, außerdem die Banken, das Niedersächsische Sozialministerium, das Landesamt für Bau und Liegenschaften sowie die vielen Kollegen und natürlich die Familie.

Und dann ist da noch „Tante Evi“, die Zwillingsschwester seiner verstorbenen Mutter Gerda, die gemeinsam mit Ehemann Hans-Hinnerk die Waldklinik bis Anfang der 1980er Jahre leitete. „Tante Evi ist Jahrgang 1926 und damit genauso alt wie die Waldklinik“, sagt Hans-Heinrich Aldag. „Über ihren Besuch freue ich mich ganz besonders.“

Künftig 500 Mitarbeiter

Landrat Rainer Rempe bezeichnete die Erweiterung der Klinik als „wichtigen Schritt, um die Versorgung der Patienten weiter zu optimieren und das Rehakonzept noch besser realisieren zu können“. „Für den Landkreis ist der Neubau ein wertvoller Baustein, um die hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung der Bürger zu sichern.

Darüber hinaus ist die Klinik mit aktuell 400 und künftig 500 Mitarbeitern ein starker Arbeitgeber in der Region.“ Besonders lobte Rempe die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der kreiseigenen Krankenhäuser Winsen und Buchholz mit der Waldklinik. „Die Übergabe der Patienten der Stroke-Unit in Winsen an die Waldklinik erfolgt reibungslos“, so Rempe. Durch die digitale Vernetzung der Häuser entstehe quasi ein Virtuelles Zentralkrankenhaus im Landkreis.

Bereits Anfang 2021 sollen die ersten Patienten in das neue Bettenhaus einziehen. Um deren Versorgung optimal zu gewährleisten, hat die Klinik parallel zu den Bauplanungen damit begonnen, neue Mitarbeiter anzuwerben. Seit Sommer laufen Social-Media-Kampagnen und Plakatwerbungen, jetzt gibt es sogar einen Kinospot.

Waldklinik ist ein Botschafter von Jesteburg

„Punkten kann die Klinik dabei mit ihrer freundlichen und familiären Atmosphäre“, sagt Samtgemeindebürgermeister Hans-Heinrich Höper. „Die Waldklinik ist Botschafter von Jesteburg und ein Sympathieträger.“ Darüber hinaus helfe die Klinik ihren Mitarbeitern bei der Wohnungssuche und sorge mit einem eigenen Sommerferienprogramm dafür, dass die Kinder der Kollegen gut betreut sind. Der Samtgemeindebürgermeister nutzte das Richtfest, um den Bürgern in der Region aber auch diese wichtige Botschaft mitzugeben.

„Mehr Arbeitsplätze bedeuten einen Ausbau der Infrastruktur: mehr Wohnraum, mehr Kitaplätze, mehr Busse und Bahnen. Jeder hier will das, aber bitte nicht vor seiner Haustür“, so Höper. „Was das angeht, müssen wir uns dringend zusammensetzen.“