Jesteburg/Hannover. Krankenhaus will Zahl der Betten um 60 auf 230 erhöhen. Mindestens 60 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.

Für den Inhaber der Jesteburger Waldklinik Hans-Heinrich Aldag ist es ein großer Schritt nach vorn. Er helfe nicht nur dabei, den insgesamt steigenden Bedarf an Plätzen für die Rehabilitation zu decken, sondern sichere zudem die Existenz der Klinik in Familienbesitz. Hintergrund für die gute Stimmung des promovierten Kaufmann und Geschäftsführers: Nach knapp zweieinhalb Jahren von den ersten Überlegungen bis hin zur baufachlichen Bewilligung kann er jetzt das Krankenhaus ausbauen.

Das entscheidende Votum kam Mitte Juni vom Niedersächsischen Krankenhaus-Planungsausschusses (das Abendblatt berichtete). Danach fließen elf Millionen Euro vom Land für ein geplantes, neues Bettenhaus. Parallel soll der Rehabilitationsbereich erweitert werden. Dafür wird Aldag noch einmal knapp sechs Millionen Euro vor allem über ein Darlehen bereitstellen. Die Empfehlung des Ausschusses muss noch vom Kabinett bestätigt werden.

Die Kapazität der Klinik wird insgesamt um 60 Krankenhausbetten auf 230 Betten steigen. Vorgesehen ist, ein neues, dreigeschossiges, 6000 Quadratmeter großes Bettenhaus, das mit dem bestehenden Haus-West verbunden werden soll.

Der Anbau soll zudem weitere, zumeist interdisziplinäre Therapie- und Funktionsräume aufnehmen. Hinzu kommen zentrale Anliefer- und Personalbereiche, deren Konzept mit dem Land erarbeitet wurde. „Mit dem Ausbau werden wir mindestens 60 neue Arbeitsplätze schaffen. Damit wird die Waldklinik künftig etwa 470 Mitarbeiter beschäftigen“, sagte Aldag am Montag in Jesteburg.

Das Projekt ist die größte Einzelinvestition des Krankenhauses seit der Gründung 1926. „Wir haben jetzt die Baugenehmigung beim Landkreis eingereicht“, sagte Aldag. Die europaweite Ausschreibung soll im Oktober herausgehen. Der erste Spatenstich ist für das Frühjahr 2019 geplant.

Als Hintergrund für den im Juli 2016 an das Land gestellten Antrag für die Erweiterung hat die Klinik auf den steigenden Bedarf in der Neurologischen Frührehabilitation hingewiesen, der auch für die Region südlich von Hamburg gelte. So sei von einem weiteren Anstieg bei Unfällen und Schlaganfällen auszugehen. Zudem führe die verbesserte Zusammenarbeit mit anderen Krankenhäusern, die die Patienten in akuten Fällen aufnehmen, zu einer zügigeren Übernahme in die Spezialkliniken.

Für den Ausbau in Jesteburg spräche zudem, dass viele Patienten aus Niedersachsen nach einer Behandlung in Hamburg bei länger andauernden Rehabilitation gern wieder in die Nähe ihrer Wohnorte wechseln würden. „Wir gehen davon aus, dass derzeit ein Drittel der Patienten in Hamburger Abteilungen für Frührehabilitation in Niedersachsen wohnen“, sagte Aldag.

Doch die Waldklinik kann bisher den Wünschen nach Behandlungen vor Ort nur schwer nachkommen. Denn die bislang 164 Betten und 25 ganztätigen Rehabilitationsplätze waren in den vergangenen Jahren zumeist zu 95 Prozent ausgelastet. Mit dem Entscheid des Planungsausschusses scheint nun so gut wie sicher, dass das Land die Argumente des Klinikbetreibers für den Ausbau akzeptieren wird.

Patienten aus Hamburg und ganz Norddeutschland

Die Waldklinik, die sich seit Mitte der 1980er Jahre aus einer ehemaligen Lungenheilstätte entwickelt hat, wurde 1991 in der Fachrichtung „Neurologie“ in den Niedersächsischen Krankenhausplan aufgenommen. Ihre „Neurologische und Neurochirurgische Frührehabilitation“ befasst sich mit Patienten mit schwersten Beeinträchtigungen nach Unfällen, Schlaganfällen, Hirnblutungen, Sauerstoffmangelschäden, Hirnhautentzündungen, Querschnitt-Syndromen sowie anderen Erkrankungen des Nervensystems. Die Klinik übernimmt dabei Patienten aus Hamburg und Norddeutschland, vor allem aber auch aus den Kreis-Krankenhäusern in Buchholz und in Winsen.

In zwei weiterführenden Rehabilitationsphasen wird die Behandlung in Jesteburg fortgesetzt. Ziel ist es, selbst Patienten, die zunächst im Koma liegen, soweit zu bringen, dass sie wieder allein laufen können. In allen Rehabilitationsbereichen arbeitet man in Jesteburg mit den Krankenhäusern Buchholz und Winsen zusammen. Seit Ende 2017 gibt es einen „Gemeinsamen Betrieb“ für den Einsatz von Therapeuten.

Die Kosten für Krankenhaus-Investitionen bewilligen die jeweiligen Bundesländer. Niedersachsen stellt nach Auskunft des Sozialministeriums in diesem Jahr 120 Millionen Euro bereit. Allerdings gehen Experten davon aus, dass landesweit derzeit 1,3 Milliarden Euro investiert werden müssten.