Ehestorf/Hausbruch. Im Winter gibt es weder einen Baustopp noch eine Aufhebung der Sperrungen. Sanierung der alten Stollen dauert länger.

Der Ehestorfer Heuweg bleibt bis zum Frühjahr 2021 durchgehend Baustelle. Das erfuhren die Anlieger, die als Zuschauer in den Mobilitätsausschuss der Bezirksversammlung gekommen waren. Die Winterpause, die ihnen versprochen war, entfällt. Die Sicherung der alten Bergwerksstollen, die die Straße unterqueren, dauert länger, als der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) angenommen hatte. Außerdem ist nun ein vierter Stollen gefunden worden, der auf den 100 Jahre alten Karten gar nicht verzeichnet war.

Anlieger sind verärgert

Anlieger sind sauer: „Mein Pflegedienst, meine Physiotherapeutin und meine Haushaltshilfe wissen nicht mehr, wie sie zu mir gelangen sollen“, beschwerte sich der Hausbrucher Rentner Uwe Hansen, der inzwischen zu jeder öffentlichen Veranstaltung zu diesem Thema kommt.

Die Anlieger fordern mittlerweile, dass der zweite Abschnitt des Ehestorfer Heuwegs nicht direkt im Anschluss an den ersten saniert wird, sondern erst in einigen Jahren, wenn die Verbreiterung der Autobahn A 7 abgeschlossen ist. Das möchte der LSBG, der mit gleich drei Referenten in den Ausschuss gekommen war, aber nicht.

Schulweg soll sicherer werden

„Das würde unserem Ziel zuwiderlaufen“, sagte Ingenieur Hans Grote, „Wir sanieren den Ehestorfer Heuweg, um hier den Schulweg sicherer zu machen. Das können wir nicht um Jahre hinausschieben.“

In der Tat besuchen knapp 450 Kinder und Jugendliche die Waldorfschule in Hausbruch. In der Argumentation des LSBG, warum der Ehestorfer Heuweg saniert werden müsse, haben die Privatschüler aber bislang nicht die Hauptrolle gespielt, sondern die Ertüchtigung der Straße als Ausweichstrecke für die A 7, deren Ausbau im Harburger Bereich demnächst beginnen soll, sowie die allgemeine Verbesserung des Radwegs für alle Nutzer.

Ursprünglich hatte der LSBG geplant, den gesamten Ehestorfer Heuweg im Jahr 2019 neun Monate lang voll zu sperren und von der Landesgrenze bis zur Bundesstraße komplett durchzusanieren. Die Anlieger waren dagegen Sturm gelaufen, und auch auswärtige Nutzer der Hamburger Wegeverbindung hatten sich lautstark beschwert. Drei Gaststätten und ein Hotel wären unmittelbar betroffen gewesen, viele weitere Betriebe mit Publikumsverkehr – inklusive Wildpark und Freilichtmuseum – immerhin noch mittelbar.

Der Kompromiss war, die Baustelle in zwei Abschnitte zu teilen und die Bauzeit auf zwei Jahre zu strecken. Ein einseitiger Verkehr – vormittags in die eine, nachmittags in die andere Richtung, sollte ermöglicht werden.

Das eigentliche Problem wurde schon vor 100 Jahren verursacht

Im Sommer kam dann doch die Vollsperrung: In Höhe der Straße „Beim Bergwerk“ war Kohle im Boden gefunden worden. Als die Bauleute deswegen tiefer in den Boden gruben, gab dieser nach. Ein Zugangsstollen, der vor 100 Jahren quer unter der Straße hindurch gegraben wurde, war bei Aufgabe des Bergwerks nur unzureichend verfüllt worden. Insgesamt vier solcher Stollen hat man auf Hamburger Gebiet mittlerweile gefunden, obwohl nur drei in den alten Plänen verzeichnet sind. „Wir sind bei allen Stollen, von denen wir wussten, davon ausgegangen, dass sie ordentlich gesichert wurden“, sagt LSBG-Ingenieur Frank Fiedler, „schließlich war der Ehestorfer Heuweg vor dem Bau der A 7 eine stark frequentierte Straße und hat immer gehalten.“

Nun stellt sich heraus, dass alle vier Stollen saniert werden müssen. Pro Stollen dauert dies 2 Wochen. Um parallel zu sanieren, fehlt der beauftragten Firma das Personal. Die Arbeiten haben noch nicht begonnen.

Erst im Januar sind alle Stollen saniert

Erst, wenn die Stollen saniert sind, können die Bauarbeiter weiter an der Fahrbahn arbeiten, also frühestens im Januar. Da sollte der erste Sanierungsabschnitt eigentlich fertig sein, die Baustelle ruhen und die Anlieger und anderen Nutzer des Heuwegs freie Fahrt haben.

Jetzt schließt sich der zweite Abschnitt direkt an den ersten an. Dann wird es wieder einspurigen Wechselverkehr geben. Projektleiterin Christina Hesse rechnet damit, im Frühjahr 2021 fertig zu sein. Die Frage, warum nicht in zwei Schichten gearbeitet würde, wie es der LSBG den Anwohnern versprochen hatte, beantwortete sie schulterzuckend: „Die Baufirma hat gar nicht genügend Leute, um zwei Schichten zu besetzen.“