Harburg. Kirchenkreis Ost will denkmalgeschützte Harburger Kirche verkaufen – per Interessenbekundungsverfahren.

Montag ist bereits Besichtigungstermin. Die Dreifaltigkeitskirche, einst wichtigste Kirche Harburgs, steht – mal wieder – zum Verkauf. 1,5 Millionen Euro ruft das Stadtentwicklungsbüro, das Gemeinde und Kirchenkreis mit dem Verfahren beauftragt haben, für das denkmalgeschützte Ensemble aus barocken Bombenruinen und modernistischem Wiederaufbau auf. Aber Geld ist dabei nicht alles: Wer Interesse bekundet, soll auch ein Konzept vorlegen, wie er die Gebäude zu nutzen gedenkt. Was der Gemeinde am besten gefällt, soll zum Zuge kommen. Das Geld soll natürlich auch fließen..

Ganz aus dem Rennen ist dabei die Initiative 3falt, die ein knappes Dreivierteljahr lang die Kirchenräume probehalber als vielfältigen Kulturraum bespielte und hier Konzerte, Ausstellungen, Aufführungen, Kurse und Workshops veranstaltete. Die Initiative wurde von den Vereinen Südkultur und Stadtkulturhafen getragen. Es gibt sie nicht mehr. Der Verein Südkultur hat sich frustriert daraus zurückgezogen, nachdem die Erprobungsphase auslief und die Trinitatis-Kirchengemeinde beschloss, ein neues Interessenbekundungsverfahren für die Gemäuer einzuleiten.

„Wir hätten alle Voraussetzungen erfüllt“

„Ich weiß nicht, wieviel Interesse man noch bekunden soll“, sagt Heiko Langanke, ehemaliger Sprecher von Südkultur, „wenn ich mir die Ausschreibungsbedingungen jetzt ansehe, hätten wir alle Voraussetzungen erfüllt, sowohl finanziell, als auch konzeptionell. Da fühle ich mich veralbert und das habe ich nicht nötig!“

Langanke selbst will sich schon deshalb nicht mehr für die Nutzung der Kirchengemäuer engagieren, weil er mittlerweile Vorsitzender des Kulturausschusses der Harburger Bezirksversammlung ist und nicht in den Verdacht geraten möchte, Interessen zu verquicken. Auch sein Amt als Südkultur-Sprecher hat er deshalb aufgegeben.

Eine Leitidee für das Gesamt-Ensemble ist gefragt

Die Bedingungen, zu denen das Stadtplanungsbüro Luchterhand ausschreibt, sind komplex. Außer Ideen und Idealen sind auch gesicherte Finanzen gefragt: „Die Ausloberin wünscht sich kreative, differenzierte Lösungen für das vielfältige Raumangebot, die in ihrem Zusammenspiel eine Leitidee für das Gesamt-Ensemble verfolgen – und die wirtschaftlich so belastbar sind, dass Gebäude und Grundstück vor schnellem Besitzerwechsel und Spekulation bewahrt werden können“, heißt es im Text, „vorstellbar sind dabei auch partnerschaftliche Kooperationen, die sich zu einem Mix aus kommerziellen und Not-for-profit-Angeboten verbinden und so dem Standort zu neuer Strahlkraft im Stadtteil verhelfen.

Auch mutige Wohnkonzepte sich denkbar

Keineswegs muss dies ausschließlich durch öffentlichkeitsaffine Nutzungen geleistet werden. Auch innovative und mutige Wohnkonzepte oder zukunftsweisende Arbeitsstätten, die auf die Nachbarschaft ausstrahlen und identitätsstiftend in Harburg wirken, sind denkbar.“

Wie viele Interessenten sich bis Freitagmittag für den Besichtigungstermin angemeldet hatten, wollte das Büro Luchterhand auf Anfrage nicht offenbaren. Einige alte 3falt-Kämpen werfen jedoch erneut ihren Hut in den Ring: Mathias Lintl vom Verein Stadtkulturhafen, der Architekt Carsten Lünzmann und einige andere Mitstreiter haben die „Denkgemeinschaft“ DG3F gegründet und bewerben sich um das Objekt. „Unser Konzept sieht ganz viel bildende Kunst in den Kirchenmauern vor“, sagt Mathias Lintl.