Hamburg. Das ehemalige Dreifaltigkeits-Gotteshaus bewährt sich als “3falt“-Zentrum für die Künste. Doch die Kosten sind hoch.

Ein halbes Jahr lang hat das Projekt „3falt“ nun die Umnutzung der ehemaligen Dreifaltigkeitskirche an der Neuen Straße erprobt. Und obwohl die Probephase noch bis Ende Februar andauert, sind sich die Träger des Projekts – die Initiative SuedKultur und der Verein Stadtkultur Hafen – jetzt schon sicher: Eine Neunutzung der denkmalgeschützten Kirche als genreübergreifendes Harburger Kulturzentrum ist möglich. Allerdings drängt die Zeit: Zum Ende der Erprobung möchte die Trinitatis-Gemeinde von „3falt“ ein tragfähiges Konzept sehen, sonst steht erneut der Abriss der Kirche zur Debatte. Aus der Harburger Politik und der Bezirksverwaltung sei aber außer Signalen der grundsätzlichen Zustimmung bislang keine Unterstützung gekommen, sagt Suedkultur-Projektleiter Heiko Langanke: „Es hat sich seitens des Bezirks noch niemand mit uns in Verbindung gesetzt.“

Dabei würde Harburg eine Riesenchance vergeben, wenn das Projekt im Sande verliefe, sind sich die 3falt-Macher sicher: „Es ist unglaublich, was in diesen Räumen alles möglich ist“, sagt Mathias Lintl vom StadtkulturHafen. „Auch wenn unsere der Möglichkeiten derzeit aufgrund des Gebäudezustandes recht eingeschränkt sind, sind die Nachfrage und der Ideenimpuls für diesen Gebäudekomplex enorm hoch!“

Konzerte, Filmabende, Theater, Tanz, Kunst, Begegnungen und Kurse jeder Art – es scheint kaum etwas zu geben, was nicht schon angefragt oder erprobt wurde, so Lintl weiter. „Es zeigt sich: Harburg fehlt genau so ein Zentrum, in dem man unwillkürlich aufeinander trifft und Neues entwirft.“

Heiko Langanke ergänzt: „Ein kulturelles Haus der Vielfalt steht schon lange auf der Agenda der SuedKulturler. Mit der 3falt kommt auf einmal ein Ort mit konkreten Räumen in greifbare Nähe. Und ob es nun Hoch- oder Subkultur ist, von Literatur über Tanz und Theater, Film oder Konzerten – es entsteht beinahe zwangläufig ein spannendes Programm für alle Kulturneugierigen. Und aktuelle Themen wie Integration oder Inklusion kommen ganz nebenbei zur Verwirklichung.“

Ganz ohne Probleme ist das Projekt allerdings nicht: Fenster, Wärmedämmung und Heizanlage sind auf dem technischen Stand vor der Ölkrise 1973 und lassen die Heizkosten zu einem der größten Batzen bei den laufenden Ausgaben werden. Die Strominfrastruktur ist veraltet und für Veranstaltungen nicht leistungsfähig genug. In den Räumen, in denen Tanzkultur verwirklicht werden soll, muss ein Schwingboden eingebaut werden und das gesamte Gebäude ist nicht barrierefrei. Heiko Langanke schätzt den grundlegenden Investitionsbedarf auf 500.000 Euro. Darin sind noch keine Scheinwerfer, Lautsprecher oder Bilderrahmen enthalten, um das Haus mit kulturellem Leben zu füllen. „Aber für Maßnahmen zur Barrierefreiheit oder Investitionen in die Wärmedämmung kann man Zuschüsse erhalten“, sagt Heiko Langanke, „man muss nur auch selbst Geld in die Hand nehmen.“

Neben Amateurprojekten und ehrenamtlichen Kulturinitiativen sind auch kommerzielle Kulturschaffende, wie Musikschulen oder eine Flamenco-Akademie an einer Mitnutzung der 3falt interessiert, so Langanke. Über ein gestaffeltes Vermietungsmodell, das Unterscheidungen zwischen Amateuren und Profis ermöglicht, sei es möglich, Einnahmen zu erzielen, die die Finanzierung des Projekts ermöglichen. „Dabei haben wir noch nicht einmal die Nutzungsmöglichkeit durch Tagungen – für die wir auch schon Anfragen hatten – einberechnet und auch keine Verpachtung an einen Caterer.“

Als Träger für die 3falt könnten sich Lintl und Langanke eine Genossenschaft vorstellen. Anträge auf Förderung der 3falt als Stadtteilkulturzentrum müssten allerdings von der Bezirksversammlung kommen.

Dort beobachtet man das Projekt 3falt mit Interesse, aber ohne großartige Initiative. „Die Akteure der 3falt müssen uns nun ein konkretes Konzept vorlegen, aus dem hervorgeht, wie hier Kultur für jedermann verwirklicht werden kann“, sagt CDU-Politiker Ralf-Dieter Fischer, Vorsitzender des Kulturausschusses, „wobei man aber gleich sagen muss, dass auch der Bezirk nur wenig finanziellen Spielraum für Stadtteilkultur hat.“