Hamburg. Experten untersuchen, ob das vor 100 Jahren geschlossene Braunkohlebergwerk Robersthall weitere böse Überraschungen bereithält.

Vor dreieinhalb Wochen legte ein so genannter „Tagesbruch“ einen Teil der Baustelle am Ehestorfer Heuweg lahm. Einer der alten Bergwerksstollen unter der Straße hatte nachgegeben und die Baustelle war nachgesackt. Nun untersuchen Experten, ob das vor 100 Jahren geschlossene Braunkohlebergwerk Robersthall noch weitere böse Überraschungen bereithält. Währenddessen wird auf großen Teilen der Baustelle weiter gearbeitet. Bis zum Winter will man fertig sein.

Noch bis zum Ende der Woche erkunden die Techniker der Aachener Ingenieurgesellschaft SST die alten Stollen, die den Heuweg in etwa zwölf Metern Tiefe unterqueren. Langsam hebt die Pressluft das Gewicht der Ramme dabei an. Wenn der dicke Eisenzylinder oben angekommen ist, öffnet er automatisch das Ventil. Zischend und mit einer kleinen Wolke kondensierter Luftfeuchtigkeit entweicht die Luft wieder. Das Gewicht fällt und rammt das Rohr darunter ein Stück weiter in die Erde.

Sondenrohr ist im weichen Sand angekommen

Ein gutes Stück weiter, denn das Sondenrohr ist in dem weichen Sand angekommen, mit dem einst der Zugangsschacht zum Bergwerk Robertshall unter dem Ehestorfer Heuweg aufgefüllt wurde. Sie sollten eigentlich gut verfüllt sein, aber das hat jemand vor 100 Jahren wohl nicht ganz so genau genommen. Jetzt ist die Straße nachgesackt, als sie saniert werden sollte und das bringt eine Vollsperrung mit sich, die noch mindestens bis zum Winter dauert.

„Ehestorfer Heulweg“ steht an der Tür zum Besprechungsraum im Bauleitungscontainer. Ein wenig Selbstironie muss sein. Christine Hesse ist hier gleichzeitig Gast und Hausherrin. Als Teamleiterin des Landesbetriebs Straßen Brücken und Gewässer (LSBG) hat sie alle Baustellen im Hamburger Westen unter sich. Wie beim Schach gehört auch beim LSBG Harburg der Einfachheit halber zur Westhälfte Hamburgs.

Christina Hesse erläutert die Lage der Stollen.
Christina Hesse erläutert die Lage der Stollen. © xl | Lars Hansen

„Wir haben mittlerweile vier Stollen ausgemacht, die unsere Baustelle unterqueren, sagt sie. Die werden nun alle untersucht. Vier weitere gibt es auf der niedersächsischen Seite. Dort ist das Bergamt Clausthal-Zellerfeld zuständig. Das will erst einmal abwarten, was bei unseren Untersuchungen herauskommt.“

Eine unmittelbare Gefahr geht von den anderen Stollen auf Harburger und niedersächsischem Gebiet nicht aus, sagt Hesse. „Darüber ist die Straße intakt und trägt sich selbst. Es ist nur an dieser einen Stelle, an der wir die Straße einmal komplett abtragen mussten, zu einer Nachsackung gekommen.“

Stollen wurde nur mit Sand verfüllt

Warum das so ist, erklärt der Geologe Matthias Schmitz vom Büro SST: „Dort hat man vor 100 Jahren das Bergwerk aufgegeben und sich wohl nicht allzu viel Mühe dabei gemacht, die Stollen unter der Straße zu verfüllen. Es ist lediglich Sand eingebracht worden und wahrscheinlich wurde er nicht einmal verdichtet.“

Setzungen und Ausspülungen durch Grundwasser haben dann Hohlräume entstehen lassen. Außer dem, der den Baustopp verursachte, haben die Sondierer bereits einen weiteren Hohlraum entdeckt. Christina Hesse will mit dem Bau schnell vorankommen: „Deshalb warte ich jetzt nicht ab, bis alle vier Stollen untersucht sind, sondern gehe vom Schlimmsten aus und schreibe jetzt die Sanierung aller vier Stollen aus.“

Neue Tragschicht der Straße liegt bereits

Fünf Firmen, die infrage kämen und die sich auch um den Auftrag bewerben würden, hat der LSBG recherchiert. Diese werden angeschrieben und haben dann zwei Wochen Zeit, Angebote abzugeben. Mit welchen Kosten sie rechnet, will Hesse im Vorwege nicht verraten – vielleicht bekommt sie ja ein günstigeres Angebot. „Es wird aber keine atemberaubende Summe sein“, sagt sie.

Während die Stollen saniert werden – dazu werden sie angebohrt und mit einer speziellen Zementmasse aufgefüllt – soll oben auf dem Ehestorfer Heuweg weitergebaut werden. So, wie jetzt auf 700 der 800 Meter auch schon. Die neue Tragschicht der Straße liegt bereits.

Zweite Bauphase soll im Februar beginnen

Derzeit wird an der Buswendeanlage vor der Schule gearbeitet. Hesse: „Wenn wir keinen Frost bekommen oder noch mehr Unvorhergesehenes passiert, können wir bis Weihnachten, spätestens aber bis Januar durch sein.“

Für die Anwohner würde das einige Monate Verschnaufpause bedeuten. Dann folgt im Frühjahr der zweite Bauabschnitt der Straßensanierung, von der Schule bis zur Cuxhavener Straße. „Wir werden für diese Phase ungefähr ein Jahr brauchen und wir werden in dieser Zeit wieder im halbtägigen Wechsel halbseitig sperren müssen“, sagt Christina Hesse.

„Diesmal allerdings so, dass der Verkehr morgens von Neugraben aus kommt und nachmittags von Ehestorf. Sonst kommen die Schülerinnen und Schüler ja schlecht zur Schule.“