Hanstedt/Jesteburg. Eltern und Erzieher planen eine Gruppe für 20 Kinder von eins bis sechs Jahren. Nur die passenden Räume fehlen noch.

Wo sich Kinder am besten entwickeln können? In einer Umgebung, die familiär ist, einem Miteinander, dass den Älteren Möglichkeiten gibt, zu zeigen, was sie können und den Kleineren Raum, sich auszuprobieren. Einer Gemeinschaft, in der gemeinsam gespielt, getobt und gelernt wird und das Alter keine Rolle spielt.

Und weil Svenja Ahsmann, Ralf Bock und José Alberto Martins Baptista davon überzeugt sind, dass sich dieses Miteinander auch in einer Kita umsetzen lässt, haben die drei, die im Raum Hanstedt zu Hause sind, beschlossen, eben eine solche Kita selbst zu gründen. Landei heißt ihr Projekt und gleichnamiger Verein, unter dessen Dach seit März an der Umsetzung des neuen Betreuungskonzepts gearbeitet wird.

„Wir wollen eine Kita schaffen, in der es keine Trennung von Krippe und Elementar gibt, keine Krabbel- oder Vorschulgruppe, sondern ein von Toleranz, Rücksichtnahme und gegenseitigem Interesse geprägtes Miteinander“, beschreibt Svenja Ahsmann die Idee der Familiengruppe. „Kleine und große Kinder sollen bei uns gemeinsam ihre Zeit verbringen und voneinander lernen wie in einer großen Familie.“

In der Gruppe lernen die Kleinen von den Großen

Die Idee stammt von Svenja Ahsmann und ihrem Lebensgefährten Ralf Bock. Der gelernte Arbeitserzieher leitet die Kita Kinderland in Moorburg, die ein ähnliches Konzept umsetzt. Dort werden in der „Mäuse-Gruppe“ Kinder von zwei bis sechs Jahren gemeinsam betreut. „Das klappt perfekt“, sagt Ralf Bock. „Die Großen lernen, Rücksicht zu nehmen, die Kleinen schauen sich die Dinge bei den Großen ab, und wer als Einzelkind kommt, hat plötzlich Geschwister.“

Besonders das soziale und emotionale Lernen würden in einer solchen alters­gemischten Gruppe gefördert. Die Kinder kämen auf natürliche Art und Weise tagtäglich mit Entwicklungsunterschieden in Kontakt, was es ihnen ermögliche, einander zu unterstützen oder auch um Rat zu fragen. Es sei beeindruckend, wie selbstständig die Kleinen seien und wie rücksichtsvoll die Großen.

Erzieherin bringt viel Erfahrung für eigene Kita mit

Ein Konzept, das funktioniert, und das es aus Sicht der Landei-Initiatoren noch viel zu selten in der Betreuungslandschaft gibt. „Ich habe schon viele Jahre mit der Idee einer eigenen Kita geliebäugelt“, sagt Svenja Ahsmann. Doch immer wieder kamen andere berufliche Herausforderungen dazwischen. Erst baute die gelernte Erzieherin eine Krippe in Halstenbek mit auf, dann wechselte sie in eine Kita nach Hanstedt. Dort übernahm sie in Schwangerschafts­vertretung die Leitung. Mitte September läuft ihr Vertrag aus. Und Svenja Ahsmann hat entschieden, diesen nicht zu verlängern, weil sie es anders machen will. Auf eigene Faust.

Unterstützung bekommen die zwölf Vereinsmitglieder, zu denen Eltern, Erzieher und Interessierte gehören, von den Samtgemeinden Hanstedt und Jesteburg. „Beide haben Interesse an einer solchen Einrichtung bekundet“, sagt Ralf Bock. Auch, weil es hier wie in anderen Gemeinden und Kommunen auch, zu wenig Betreuungsplätze gebe. 20 Plätze, fünf davon für Einjährige, sollen in der neuen Familienkita geschaffen werden. Doch bevor diese an den Start gehen kann, müssen die Initiatoren eine geeignete Immobilie finden. Und das gestaltet sich schwieriger als gedacht. „Wir haben schon etliche Objekte angeschaut, aber das passende war noch nicht dabei“, sagt Vereinsmitglied José Alberto Martins Baptista, der das Projekt als Bautechniker betreuen wird.

Gebäude muss mindestens 80 Quadratmeter Fläche haben

„Das Gebäude sollte in der Region um Hanstedt oder Jesteburg liegen. Wir brauchen mindestens 80 Quadratmeter Fläche plus ein großes Außengelände von mindestens 750 Quadratmetern zum Toben, Spielen und Matschen“, sagt Svenja Ahsmann. „Der Gruppenraum sollte mindestens 50 Quadratmeter Fläche haben. Und das Gebäude über zwei Bäder verfügen. Darüber hinaus wäre es toll, aber nicht zwingend notwendig, wenn das Gebäude weitere Räume hätte zum Turnen, Schlafen und Kuscheln, Kleistern, Malen und Bauen. „Unser Traum wäre ein Bungalow mit Riesenwohnzimmer und fünf Schlafzimmern in ländlicher Umgebung“, so Ahsmann. „Wir könnten uns aber auch vorstellen, uns ein Gebäude zu teilen, zum Beispiel mit einem anderen Verein.

Doch die Suche nach passenden Räumen gestaltet sich schwieriger als gedacht. „Viele Vermieter schreckt die Refinanzierung der Umbauten ab“, sagt Alberto Baptista. Denn der Vermieter müsse in Vorleistung gehen, da der Verein kein Kapital habe. „Wir können nur versichern, dass wir langfristig mieten werden“, sagt Svenja Ahsmann. „Schließlich werden in den Gemeinden händeringend Kitaplätze gesucht.“ Allein die Samtgemeinde Hanstedt habe vor den Sommerferien mehr als 60 Absagen an Eltern mit Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz erteilen müssen.

Das Konzept soll Trennungen vermeiden

Das Konzept der Familiengruppe sieht vor, dass Kinder im Alter von eins bis sechs Jahren gemeinsam in einer Gruppe betreut werden.

In der Familiengruppe gibt es keinen fühlbaren Übergang vom „Krippenkind“ (unter drei) zum „Elementarkind“ (über drei), was es ermöglicht, die Zahl der Übergänge und Trennungen so gering wie möglich zu halten. Durch die Betreuung der Kleinkinder verkleinert sich die Gruppe mit gleichzeitig höherem Personalschlüssel.

Die Entstehung von Familiengruppen beruht auf den Strukturen heutiger Kindheit. Kinder wachsen vermehrt geschwisterlos auf und es gibt nur wenige Möglichkeiten mit Kindern einer solch großen Altersspanne in nicht-institutioneller Form zusammenzukommen.

Weitere Infos zum Projekt Landei e.V. gibt es im Internet auf www.landei.org oder telefonisch unter 0151-54 83 62 35.