Harburg. Ende dieser Woche ist Schluss. Auch der Aldi Markt an der Rönneburger Straße wird geschlossen. Dort entsteht ein Neubau.
Angekündigt hatte es sich schon länger: Die Lebensmittel- und Feinkostabteilung bei Karstadt in Harburg schließt nun endgültig. Am Sonnabend ist hier der letzte Tag. Damit schließt die Abteilung sogar einen Monat eher, als noch im Frühjahr angekündigt wurde.
Betroffen sind gut ein Dutzend Mitarbeiter. Doch nicht nur in der Harburger Innenstadt dünnt sich das Lebensmittelangebot aus: In Wilstorf schließt die letzte Aldi-Filiale im Harburger Osten ebenfalls am Wochenende – wenn auch nur für ein knappes Jahr.
Eklatanter Mangel an Kunden
Als im Juni die Lebensmittelkette Rewe ihre 25-Prozent-Beteiligung an der Karstadt Feinkost GmbH an Galeria Karstadt Kaufhof zurückverkaufte, äußerte sich Konzernchef Stephan Fanderl im „Manager-Magazin“ noch so: Wir sehen Lebensmittel für unsere zusammenwachsende Warenhausgruppe nicht nur als wichtigen Frequenzbringer, sondern zusammen mit der Gastronomie auch als starkes Wachstumsfeld.“
Da war die Schließung in Harburg allerdings schon beschlossen. Besucht man die Abteilung im Warenhauskeller, ahnt man auch schnell, warum: Fülle herrscht hier nur in den Regalen.
Dazwischen befindet sich Leere. Einem großen, hochwertigen und vorbildlich eingeräumten Angebot an Ware steht ein eklatanter Mangel an Kunden gegenüber.
Einkaufsverhalten ändert sich
„Das Einkaufsverhalten ändert sich“, sagt Harburgs Citymanagerin Melanie-Gitte Lansmann. „Die Harburger kaufen ihre Lebensmittel mittlerweile lieber so, dass sie mit dem Auto direkt vor den Markt fahren können. Und der tägliche Einkauf ist ebenfalls seltener geworden.“
Zwar verfügt Karstadt über ein Parkhaus. Das ist zwar günstig, aber eben weiterhin kostenpflichtig. Außerdem ist es vom Untergeschoss aus nicht wirklich bequem zu erreichen.
Lansmann bedauert die Schließung der Abteilung bei allem Verständnis für die Maßnahme: „Das war mal ein Treffpunkt der Gesellschaft dort unten, gerade, als es dort auch noch die Gastronomie gab“, sagt die Marketingexpertin.
Aufstellschilder mit freundlichen Abschiedsworten
Das Bistro, ein beliebter Treffpunkt für Mitarbeiter umliegender Büros, um hier mittags gemütlich zu speisen, war allerdings bereits vor drei Jahren geschlossen worden. Schon damals begannen die Spekulationen um eine Schließung der ganzen Abteilung.
Offizielle Statements gab es nie. Dafür jetzt einige Aufstellschilder mit dem Schließungstermin, freundlichen Abschiedsworten, dem Hinweis auf die Karstadt-Lebensmittelabteilungen in den Filialen an der Mönckebergstraße und in Wandsbek. und der Bitte, dort einzukaufen.
Aldi-Filiale an der Rönneburger Straße schließt ebenfalls
Die Aldi-Filiale an der Rönneburger Straße schließt ebenfalls, aber nur vorübergehend. Mit immerhin 980 Quadratmetern Verkaufsfläche ist der Markt zu klein, um das neue Filialkonzept des – wie Karstadt aus Essen gelenkten – Konzerns umzusetzen.
Das Gebäude wird abgerissen und durch ein neues Haus ersetzt, das knapp 300 Quadratmeter größer ist. „In den neuen Filialen sollen die Kunden leichter ihre Waren finden, als bisher“, sagt Florian Scholz, Immobilienmanager bei Aldi Nord.
Die Genehmigung für den Neubau in Wilstorf hat Aldi – anders, als bei ähnlichen Vorhaben – bereits vorliegen. „Wir reißen ab und können im Oktober anfangen, zu bauen“, sagt Scholz. „Im zweiten Quartal 2020 sind wir wieder da.“
So lange müssen auf Aldi-fixierte Kunden nach Marmstorf, Meckelfeld oder in die Harburger Innenstadtfilialen ausweichen, denn die Filialen an der Hohen Straße und der Winsener Straße sind bereits seit Jahren geschlossen. „Wir hätten gerne einen provisorischen Markt während der Bauzeit errichtet, aber dort fehlt der Platz“, sagt Scholz.
„Wir haben dort abgesagt.“
Mit dem Neubau bekennt sich Aldi zum Standort Rönneburger Straße. Der Discounter war auch als Mieter des an der Winsener Straße geplanten Nahversorgungszentrums im Gespräch. „Dessen Verwirklichung zieht sich für uns aber zu lange hin“, sagt Scholz. „Wir haben dort abgesagt.“
Wer dann neben Rewe zieht, ist unklar. Möglicherweise Lidl. Das würde erklären, warum dieser Konzern seine eigenen Baupläne in Wilstorf nur sehr gebremst verfolgt.
1881 gründete Rudolph Karstadt in Wismar das „Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft Karstadt“. Dass Karstadt verlässliche und günstige Festpreise nahm, anstatt zu feilschen, wie damals noch üblich, brachte ihm schnell viele Kundinnen. Die Mobilitätsrevolution ermöglichte den Aufbau eines Filialnetzes.
In Harburg ist Karstadt seit 1929 vertreten. Fast genauso lange gibt es das Gerücht, dass Karstadt in Harburg bald schließt. Bewahrheitet hat es sich bislang nicht. Allerdings war der Mutterkonzern in letzter Zeit öfter angeschlagen.