Harburg. Alev Gürbalkan hat bereits mehr als 100 Mitarbeiter mit Migrationshintergrund betreut – allein 70 in der Pflege, darunter viele Geflüchtete.
Rund 50.000 Geflüchtete leben derzeit in Hamburg – die Mehrzahl sind Menschen, die im Sommer 2015 auf der Suche nach Schutz in die Hansestadt gekommen sind. Damals hat das Asklepios Klinikum Harburg kurzfristig Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung gestellt, Sprachkurse organisiert und Sammelaktionen auf den Stationen durchgeführt. Heute engagiert sich die Klinik vor allem für die Qualifizierung und Beschäftigung von Geflüchteten. Damit das gelingt, begleitet und unterstützt Alev Gürbalkan als Integrationsbeauftragte neue Kollegen mit Fluchthintergrund am Arbeitsplatz.
Seit zwei Jahren sorgt Alev Gürbalkan als Integrationsbeauftragte am Asklepios Klinikum Harburg dafür, dass sich Pflegekräfte, Ärzte und Auszubildende mit Migrationshintergrund voll und ganz auf ihre Arbeit konzentrieren können. Dazu gehört eben auch, Menschen, die geflüchtet sind, an ihrem neuen Arbeitsplatz in Harburg zu begleiten. Der Bedarf ist hoch und wird in Anbetracht des Fachkräftemangels in der Pflege noch steigen: Bislang hat Gürbalkan schon mehr als hundert Mitarbeiter mit Migrationshintergrund betreut, allein 70 in der Pflege.
Dazu gehören über 200 Bewerbungen, die die Arbeits- und Wirtschaftsjuristin geprüft und mehr als hundert Bewerbungsgespräche, die sie geführt hat. Hinzu kommen allein in diesem Jahr schon zwölf Praktikanten, die sie auf eine mögliche Ausbildung in den Gesundheitsberufen vorbereitet. „Für die geflüchteten Jugendlichen ist es zunächst wichtig, bei uns die unterschiedlichen Berufe kennenzulernen. So haben sie die Möglichkeit, den Arbeitsalltag zu verstehen und sich dann für eine Ausbildung zu entscheiden. Wir können den Jugendlichen gute und sichere Perspektiven bieten,“ sagt die Integrationsbeauftragte.
Wichtigste Aufgabe: immer nachhaken
In einem Ordner hat Alev Gürbalkan die wichtigsten Infos für Harburger Neuankömmlinge zusammengestellt. Auch die direkten Vorgesetzten bindet sie eng in den sogenannten Onboarding-Prozess ein, denn schließlich sind sie diejenigen, die häufig Fragen beantworten müssen. „Eine meiner wichtigsten Aufgaben ist es, nachzuhaken. Meiner Erfahrung nach wollen viele Geflüchtete nicht zur Last fallen und zu viel fragen. Da gilt es, auch mal zwischen den Zeilen zu lesen, Fingerspitzengefühl zu entwickeln und Hilfe anzubieten“, sagt die Juristin.
Zusätzlich sucht sie für jeden Geflüchteten nach einem Mentor im direkten Team, der Fragen beantwortet und sich persönlich um den Neuankömmling kümmert. Bei vielen hapert es an den Sprachkenntnissen, Kurse sollen den Einstieg erleichtern. Das Klinikum bietet berufsbezogene Kurse an. „Ich integriere fast alle Nationalitäten hier im Hause, dabei spielt keine Rolle, ob die Kollegen geflüchtet sind oder nicht. Unsere Mitarbeiter kommen aus Indien, Ägypten, Serbien, Bosnien, aber auch aus Tschetschenien, Marokko und dem Iran. Meine Arbeit bleibt spannend, weil die Menschen so unterschiedlich sind wie ihre Herkunft: Integration ist ein individueller Prozess“, sagt Gürbalkan.