Harburg. Um Personalmangel entgegenzuwirken, macht das Harburger DRK jetzt Erzieher auf eigene Faust fit. Geld gibt es vom ersten Tag an.
Aufgrund des Fachkräftemangels in den Kitas greift der DRK Kreisverband Hamburg-Harburg nun auf eigene Faust zu neuen Qualifizierungsmöglichkeiten. 16 Männer und Frauen wurden in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik „Alten Eichen“ in den vergangenen drei Monaten zum Pädagogische Helfer ausgebildet. Nach erfolgreichem Abschluss können die neuen Mitarbeiter als Zweitkraft in den Einrichtungen des DRK Kreisverbandes Harburg eingesetzt werden.
Ziel ist eine dauerhafte Stelle in der Kita
Die Qualifizierung eröffnet den Teilnehmer außerdem die Chance, eine berufsbegleitende Ausbildung zum Sozialpädagogischen Assistenten (SPA) oder zum Erzieher an der Berufsfachschule aufzunehmen und anschließend dauerhaft in einer Kita zu arbeiten. „Wir freuen uns über den erfolgreichen Start unserer neuen Mitarbeiter“, sagt Harald Krüger, Vorstand des DRK Kreisverbandes Harburg. „Die Maßnahme soll für die Teilnehmer der Anfang einer beruflichen Karriere in unseren 17 Einrichtungen sein.“
Das Angebot richtet sich vor allem an Teilnehmer spezieller Hamburger Qualifizierungsmaßnahmen, Mitarbeiter der Halboffenen Angebote in Flüchtlingsunterkünften sowie Tagesmütter- und Väter. Unterstützt wird die Qualifizierung von der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI). Diese hat aufgrund des eklatanten Personalmangels in den Kitas und den sich abzeichnenden Engpässen auf dem Arbeitsmarkt das Berufsfeld Kita für diese zusätzliche Personalgruppe geöffnet. Die genauen Voraussetzungen sind in einem Eckpunktepapier der BASFI geregelt. Darin heißt es auch, dass das übliche Gehalt unterhalb dem eines Sozialpädagogischen Assistenten liegen.
Ein Angebot der Integration
Doch weil DRK-Chef Harald Krüger die Ansicht vertritt, dass Arbeit etwas mit Anerkennung zu tun hat und Anerkennung durch anständige Bezahlung ausgedrückt wird, hat er für seine Pädagogischen Helfer ein eigenes Gehalt festgelegt. „Wir zahlen den Teilnehmern ein monatliches Gehalt von 2000 Euro und stellen ihnen eine anschließende Weiterbeschäftigung im DRK-Kreisverband in Aussicht“, so Krüger.
Offiziell gliedert sich der Ablauf der Qualifizierungsmaßnahme in drei Phasen: ein Monat Deutschkurs,ein Monat Praktikum in einer DRK-Kita und ein Monat Theorievermittlung mit Abschlussprüfung. „Wir haben noch einen Monat Ausbildung draufgelegt, um den Teilnehmern weitere Erfahrungen zu ermöglichen“, sagt Harald Krüger. „So konnten sie einen richtig guten Einblick in den Beruf bekommen. Die Teilnehmer sind alle begeistert und wollen noch in diesem oder im kommenden Jahr die berufsbegleitende Ausbildung zum SPA oder Erzieher starten.“
Ausbildung zur Erzieherin startet im August
Eine von ihnen ist Eunice Odoro. Sie ist 31 Jahre alt, ausgebildete Hauswirtschafterin und hat jahrelang in der Gastronomie gearbeitet. Als begeisterte Fußballerin und Leichtathletin machte sie ihre Lizenzen zum Trainer und suchte sich eine Stelle in der ganztägigen Betreuung an einer Grundschule. Als sie von der Qualifizierung zum Pädagogischen Helfer mit anschließender Ausbildung hörte, wusste sie: „Das ist meine Chance.“ „Wenn es das Modell nicht gegeben hätte, hätte ich diesen Weg nicht eingeschlagen, obwohl ich diesen Beruf unheimlich spannend finde“, sagt sie. „Ich hätte mir eine dreijährige Ausbildung zur Erzieherin schlichtweg nicht leisten können.“ Im Februar startete sie im Rahmen der Qualifizierungsmaßnahme in der DRK-Kita Janusz-Korczak-Haus im Stadtteil Langenbek. Im August beginnt ihre Ausbildung zur Erzieherin.
Skepsis hat sich schnell verzogen
„Unsere Mitarbeiter waren zunächst skeptisch gegenüber dieser neuen Ausbildungsform“, sagt Fachberaterin Heidi Kreutzfeld. „Aber die Skepsis hat sich schnell aufgelöst und alle Kollegen haben die neuen Kräfte als Bereicherung erlebt.“
Auch Abdullah Khodier, der die Qualifizierungsmaßnahme in der Wilhelmsburger Kita Vogelhütte absolviert hat, berichtet von ausschließlich guten Erfahrungen. Der 24-Jährige floh 2015 aus seiner Heimat Syrien. Sein Studium der Erziehungswissenschaften konnte er in Deutschland nicht fortsetzen. „Eigentlich wollte ich eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel oder Büromanagement machen, aber ich hatte keine Chance. Also habe ich mich auf das besonnen, was ich studiert habe.“ Er bewarb sich für das Qualifizierungsprogramm beim DRK und bekam einen der begehrten Plätze. Nach einem weiteren Deutschkurs wird er im
Februar kommenden Jahres mit der Ausbildung zum Erzieher starten.
Viele Bewerber kommen als Flüchtlinge
Für Harald Krüger ist diese Form der Generierung neuer Kita-Fachkräfte auch ein Beispiel für erfolgreiche Migrationsarbeit. „Viele der Bewerber kamen als Flüchtlinge nach Deutschland, wurden über die Migrationsberatungsstellen des DRK auf die Ausbildungsmöglichkeit aufmerksam“, sagt er. „Unsere Mitarbeiter haben viele der Teilnehmer bereits jahrelang begleitet. Und jetzt fangen sie bei uns an.“ 10.000 Euro hat der Kreisverband in den vergangenen vier Monaten in jeden seiner pädagogischen Helfer investiert. „Und es ist richtig gut investiertes Geld“, findet Harald Krüger.
Die BASFI, die die Qualifizierungsmaßnahme zum Pädagogischen Helfer initiiert hat, unterstützt die teilnehmenden Träger mit 2000 Euro pro Person. Gezahlt wird allerdings nur für diejenigen, die ihre Prüfung erfolgreich abschließen. Beim DRK Harburg waren es von 16 Teilnehmern alle 16.