Buchholz. Ein Berliner Stadtplanungsbüro entwickelt Rahmenplan für „Buchholz 2025plus“. Es geht um 1000 Wohnungen, Ortsumgehung und Smart City.

Es soll ein echtes Vorzeigequartier werden, ein sogenanntes „Smart-City-Projekt“, welches die Stadt Buchholz für die kommenden Generationen höchst attraktiv machen könnte. Ein Viertel, das technologisch fortschrittlich ist und in dem es sich effizient, nachhaltig und gesund leben lässt. Zwei Jahre lang hat die Buchholzer Stadtverwaltung unter Beteiligung der Bürger Maßnahmen für ein neues Quartier östlich des Finanzamtes entwickelt. Jetzt sollen die erarbeiteten Ideen und Pläne konkrete Formen annehmen. Die Buchholzer Verwaltung hat das Berliner Planungsbüro Machleidt - Städtebau und Stadtplanung damit beauftragt, einen städtebaulichen Rahmenplan für das 50 Hektar große Areal zwischen Lüneburger Straße und Bendestorfer Straße zu erarbeiten. Auf dem Gelände, das zu 50 Prozent der Stadt gehört, sollen rund 1000 Wohnungen entstehen.

Begrünte Fassaden, autofreie Zonen, Gemeinschaftsgärten

In Zusammenarbeit mit „sinai – Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH“ und „SHP Ingenieure“ sollen die Berliner Stadtplaner ein umfassendes Konzept für ein hochmodernes Quartier erstellen, das alle Zukunftsthemen, mit denen sich eine Stadt in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen wird, umfasst. Dazu gehören nicht nur klimaneutrale Häuser, Gemeinschaftsgärten und Grün- und Erholungsflächen. Es sind Begriffe wie diese, mit denen das neue Quartier im Osten der Stadt punkten soll: Energiewende, Mobilitätswende, Umwelt- und Ressourcenschutz.

Neue Konzepte für Mobilität in der Stadt

„Wir wollen etwas schaffen, dass zu den Bedürfnissen der kommenden Generationen passt“, sagt Jan-Hendrik Röhse. „Ein Quartier, in dem es nicht nur um den Bürgernutzen, sondern auch um Klimaschutz, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit geht.“ Möglich seien begrünte Fassaden und Dächer, Schrebergärten, gemeinsame Arbeitszonen für Homeoffice und möglichst viele autofreie Flächen.

„Wir müssen in Sachen Mobilitätskonzept völlig neu denken, wenn wir über die Zukunft sprechen“, sagt Jan-Hendrik Röhse. „Buchholz braucht ein Mobilitätsmanagement, welches das Zusammenspiel aller Verkehrsteilnehmer organisiert.“ Zum Rahmenplan für die östliche Erweiterung der Stadt gehört daher konsequenterweise im wesentlichen auch der Bereich „Mobilität“ und damit ein Thema, das die Stadt Buchholz über Jahrzehnte hinweg gespalten hat: der Bau einer Kreisstraße, die als östliche Umfahrung dienen, das neue Quartier anbinden und darüber hinaus den innerstädtischen Verkehr entlasten soll.

Ein neues Quartier gibt es nur mit östlicher Ortsumfahrung

„Das eine ist ohne das andere nicht möglich. Ich kann mir die Entwicklung dieser Fläche nicht ohne eine – wie auch immer geartete – Umfahrung der Innenstadt vorstellen“, sagt Bürgermeister Röhse. „Ein Quartier in dieser Größenordnung kann nur entwickelt werden, wenn auch die Verkehrsproblematik gelöst wird.“

Die betrifft vor allem die Buchholzer Innenstadt. Da eine Umgehungsstraße fehlt, quälen sich die Autofahrer täglich mitten durch das Stadtzentrum. Auch dann, wenn sie dies gar nicht anfahren wollen. Die Folge: kilometerlange Staus, lange Wartezeiten. Das Problem beschäftigt die Buchholzer Verwaltung seit über 40 Jahren. Denn bereits im Flächennutzungsplan von 1978 wird erstmalig eine östliche Umgehungsstraße mit Erschließungsfunktion ausgewiesen.

Die Innenstadt muss vom Verkehr entlastet werden

Im Zuge der Erschließung neuer Flächen im Osten der Stadt könnte es nach Jahrzehnten der Diskussion nun tatsächlich an die Umsetzung gehen. „Wir brauchen die Straße, um das neue Quartier anzubinden und gleichzeitig die Innenstadt autoärmer zu gestalten“, sagt Röhse, der sich durchaus eine autofreie Buchholzer Innenstadt vorstellen könnte. „Wir wollen die Bürger vom Auto aufs Rad kriegen“, so der Bürgermeister. „Also müssen wir Buchholz für Radfahrer attraktiver machen.“ Das aber funktioniere nur, wenn der Autoverkehr aus der Innenstadt rausgehalten werden könne. „Und dafür brauchen wir die Umgehungsstraße“, so Röhse. Den Plänen nach könnte die neue Kreisstraße, beginnend von der K 28, Buchholzer Berg, östlich an der Stadt vorbei führen, die Lüneburger Straße und die Bendestorfer Straße per Kreisverkehr kreuzen und schließlich nördlich des Buenser Wegs kurz vor dem Ortsteil Vaensen in die Dibberser Straße münden.

Baustellenampel am Buenser Weg wird durch Kreisel ersetzt

Dort soll bereits im kommenden Jahr ein Kreisel gebaut werden, der die seit fünf Jahren betriebene Baustellenampel an der Kreuzung Hamburger Straße / Buenser Weg ablösen wird. Die Kosten dafür belaufen sich auf 1,09 Millionen Euro, von denen die Stadt ein Drittel, der Landkreis Harburg zwei Drittel übernimmt. Der Kreisel soll auch optisch ein „Erlebnis“ werden und, so Röhse, „dafür sorgen, dass Buchhol’z Ortseingang ein schöneres Gesicht bekommt“.

Der Bürgermeister ist optimistisch, dass es im Zuge des Projektes Buchholz 2025plus gelingt, auch die Gegner der Ostumfahrung mit ins Boot zu holen. „Wenn wir alle mitnehmen, hoffe ich, dass das Thema ‘Ostumfahrung’ endlich vom Tisch ist. Das ist eine echte Chance“, so Röhse. Man müsse den Menschen erklären, warum man eine Straße plane, davon ist er überzeugt. „Und es ist wichtig, den Bürgern die Angst vor einer neuen Großsiedlung zu nehmen.“

Die Bürger sollen sich intensiv beteiligen

Vor allem deshalb wurde das Projekt „Buchholz 2025plus“ vor zwei Jahren von der Stadtverwaltung ins Leben gerufen. Das Ziel: in einem moderierten Verfahren unter breiter Beteiligung der Bürger Maßnahmen zu entwickeln, mit denen sowohl die Lösung der Verkehrsproblematik, als auch die Schaffung neuer Wohnungen vereint werden können. Es gab eine Bürgerwerkstatt, eine Ratswerkstatt und im April einen ersten Ratsbeschluss, aus dem der Entwurf eines Rahmenplans hervorging. Nach einer weiteren Ratswerkstatt entstand im ersten Quartal 2019 ein weiterer Entwurf, der jüngst beschlossen worden ist und nun vom Berliner Stadtplanungsbüro Machleidt ausgearbeitet wird.

Die Planer brauchen sechs Monate

Sechs Monate brauchen die Planer aus Berlin für die Erstellung des Rahmenplans. Wenn das Ergebnis im kommenden Frühjahr vorliegt, will Röhse auch Klarheit über die Verkehrsführung rund um Buchholz haben. Auch über die Finanzierung hat sich der Bürgermeister längst Gedanken gemacht. Da es sich um eine Kreisstraße handelt, unterstützt der Bund die Länder und Kommunen im Rahmen des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) mit finanziellen Mitteln.