Buchholz. Was bewegt die Buchholzer? Welche Fragen haben sie an ihren Bürgermeister? Jan-Hendrik Röhse bleibt keine Antwort schuldig.
Wenn Jan-Hendrik Röhse durch die Buchholzer Innenstadt läuft, braucht er für 100 Meter bisweilen eine halbe Stunde. Dabei ist der Bürgermeister der Nordheidemetropole eigentlich ein strammer Läufer und als Sportler extrem gut im Training. Doch in der City passt der 55-Jährige sein Tempo den Bürgern an. Nimmt sich Zeit mit ihnen zu plaudern. Weil er weiß, dass ein paar Schritte Seite an Seite verbinden und es kaum eine bessere Gesprächsbasis gibt als einen gemeinsamen Spaziergang. Um näher an die Menschen und ihre Belange auch außerhalb der City heranzukommen, hat Röhse in den kommenden Monaten zum Dorfspaziergang eingeladen. Holm-Seppensen, Dibbersen, Steinbeck, Reindorf, Trelde und Sprötze stehen auf dem Programm. Doch was bewegt die Menschen in der Kernstadt? Das Abendblatt hat sich umgehört und die Buchholzer gebeten, ihre ganz persönlichen Fragen an den Bürgermeister zu stellen. Die Antworten lesen Sie hier!
Jutta Gehrmann, 56, lebt seit 28 Jahren in Buchholz: „Buchholz hat seinen Namen den vielen Buchen zu verdanken. Auf älteren Luftaufnahmen sieht man eine von Bäumen übersäte grüne Stadt. Nun werden sichtbar immer mehr Bäume gefällt, zuletzt in Suerhop. Was tun Sie dafür, dass Buchholz eine grüne Stadt bleibt?“
Jan-Hendrik Röhses Antwort: „Viele Fällungen der vergangenen Monate sind durch den Borkenkäferbefall verursacht. So mussten zum Beispiel am Itzenbüttler Weg Dutzende Bäume gefällt werden. Andernorts, wie in Suerhop, mussten Bäume aufgrund von Baumaßnahmen und Erschließungsarbeiten gefällt werden, da dort ein Regenrückhaltebecken angelegt werden musste. Ich versichere, dass es für jeden gefällten Baum Ersatz gibt, wenn auch nicht zwingend direkt vor Ort. Wo Wald weggenommen wird, müssen Ersatzmaßnahmen erfolgen. Dafür gibt es einen Flächenpool des Landkreises, der für Ausgleichsmaßnahmen zur Verfügung steht. Ein Drittel der Buchholzer Fläche ist Wald. Ich setze mich dafür ein, dass dieser Anteil noch ausgeweitet wird. Schön wäre es, wenn wir – sichtbar für den Bürger - eine Fläche ankaufen können und dort für jeden gefällten Baum einen neuen pflanzen könnten, den jeder aufwachsen sieht.“
Ursula Raven, 83 Jahre alt, Rollstuhlfahrerin: „Herr Bürgermeister, wie wollen Sie dafür sorgen, dass Buchholz barrierefrei wird?“
„Wir senken Bürgersteige ab, haben dafür gesorgt, dass der Buchholz-Bus absenkbar ist. In der Buchholzer Innenstadt wechseln wir Stück für Stück dort die Pflasterung aus, wo Mosaiksteine aus den 1980er-Jahren den Menschen mit Rollator das Leben schwer machen. Allerdings muss ich einräumen, dass die Stadt beim Thema Barrierefreiheit noch Handlungsbedarf hat.“
Hans Barufe, 72, Marktbeschicker: „Im Oktober wurde mitten auf dem Marktplatz eine Baustelle eingerichtet, die Markthändler und Besucher enorm eingeschränkt. Warum gehen die Bauarbeiten nicht voran?“
„Bei der Baustelle handelt es sich um Arbeiten am Stehlenbrunnen. Ursprünglich wollten wir hier nur ein paar Steine ersetzen. Bei der Sanierung stellte sich dann heraus, dass die gesamte Technik rott ist. Als diese erneuert war, hatte die Firma, die die Steine setzen sollte, keine Kapazitäten mehr. Jetzt warten wir darauf, dass der Frost aus dem Boden geht, damit weitergearbeitet werden kann. Ich gehe fest davon aus, dass die Baustelle spätestens Ende des Monats abgeschlossen sein wird.“
Sarah Wilhelms, 28 und Janine Libert, 31 mit Jordan (19 Wochen) und Charlotte (sechs Monate): „Was tun Sie, Herr Röhse, damit die Parkplatznot in Buchholz endlich ein Ende hat? Und wann führen Sie ein kostenloses Cityparken ein?“
„Parkplätze gibt es in Buchholz reichlich, mehr als 2000 im Bereich der Innenstadt. Rund 759 davon im Parkhaus Knabenhof und auf den Parkdecks des City Centers sowie der Buchholz Galerie. Allerdings können diese an Wochenmarkttagen, mittwochs und sonnabends, schon mal knapp werden. Kostenloses Cityparken wird es in Buchholz nicht geben. Wir haben die Parkgebühren und -überwachung eingeführt, weil immer mehr Flächen durch Dauerparker belegt waren. Außerdem erwirtschaften wir durch die Gebühren um die 700.000 Euro pro Jahr. Wer kostenlos parken möchte und einen fünfminütigen Fußweg nicht scheut, kann seinen Wagen auf dem Schützenplatz abstellen. Hier stehen 184 kostenlose Stellplätze zur Verfügung.“
Rolf Schekerka, 56, Unternehmer: „Buchholz wird immer schmutziger, Schilder verdrecken, überall liegt Müll rum. Was wollen Sie dagegen tun?“
„Ich bin auch häufig unzufrieden mit der Situation und finde, dass Buchholz deutlich sauberer sein könnte. Die Leute schmeißen ihren Dreck achtlos in die Walachei und beschweren sich dann. Zum einen möchte ich daher an die Bürger appellieren, ihren Müll in vorhandene Behälter zu entsorgen. Zum anderen sind wir dabei, Arbeit des Baubetriebshofes zu optimieren. Geplant ist, einen Trupp von zwei bis drei Leuten zu schaffen, die täglich nichts anderes tun als Schilder zu reinigen und Missstände zu beseitigen.“
Indira, 8, Waldschülerin und Antonia, 12 Jahre vom Gymnasium am Kattenberg: „Trinken Sie Alkohol, mögen Sie Eis und darf die Waldschule noch so heißen, nachdem dort soviel Wald gerodet wurde?“
„Ja, ich trinke gern mal ein Gläschen Wein, den ich nach eingehender Beratung beim Buchholzer Sommelier Baatrup kaufe. Und Eis esse ich für mein Leben gern – am liebsten die Sorte Weiße Schokolade mit Pistazien. Wir mussten aufgrund des Schulausbaus Bäume wegnehmen, da der Abstand des Waldes zu den Gebäuden 30 Meter betragen muss. Ich verspreche aber, dass dort neue Bäume, nach Größe abgestuft, gepflanzt werden. Die Waldschule bleibt eine Schule am Wald.“
Myriam Harmel, 47, Inhaberin „Dit & Dat Inspirationen“: „Herr Bürgermeister, wie können Sie dazu beitragen, dass Buchholz für Einzelhändler attraktiv bleibt?
„Wir haben mit „Buchholz Marketing“ einen aktiven Verein, der mit niedrigen Beiträgen die Interessen der Einzelhändler vertritt. Um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern, veranstalten wir außerdem Events wie das Stadtfest und den Weihnachtsmarkt. Wir sorgen außerdem dafür, dass es keine innenstadtrelevanten Angebote außerhalb der Innenstadt gibt, in dem wir die Ansiedlung von Fachmarktzentren am Stadtrand unterbinden. Außerdem haben wir die Busfahrzeiten an die Ladenöffnungszeiten angepasst, um Leben ins Centrum zu bringen. Aber auch die Einzelhändler selbst müssen bereit sein, etwas zu tun. Ich würde mich freuen, wenn diese zum Beispiel mit Blumentöpfen vor ihren Läden dafür sorgen, dass die City bunter wird. Was nach wie vor in Buchholz fehlt, sind Außengastronomien. Mehr gastronomische Angebote würden die Innenstadt bis in den späten Abend beleben.“
Getoar Beka, 23, und Christian Webs, 24: „Wird es in Buchholz künftig mehr Busse geben – auch an späten Abendstunden und nachts? Und wann kommt der S-Bahn-Anschluss nach Hamburg?“
„Der S-Bahn-Anschluss kommt nicht! Ohne ein weiteres Gleis nach Hamburg gibt es schlichtweg keine Kapazitäten für eine S-Bahn. Wir gucken ständig, wo wir den Busverkehr verbessern können. Aber jede zusätzliche Stunde Busfahrt kostet im Jahr 50.000 Euro mehr. Da der Nahverkehr schon jetzt ein defizitärer Bereich ist, müssen wir wirtschaftlicher werden, um die Dichte und Qualität zu erhalten.“
Janneck Lübke, 55 Jahre: „Wann kommt der Ostring?“
Röhse (lacht): „Zunächst einmal: Ich bin ein klarer Befürworter der Ostumfahrung, weil sie einfach notwendig ist, wenn wir den Wunsch haben, den Autoverkehr aus Buchholz rauszubringen und damit auch mehr Raum für Radfahrer und den Nahverkehr zu schaffen. Aktuell ist die Situation so, dass das Projekt „Buchholz 2025plus“ die Planung einer neuen Umgehungsstraße im Osten der Stadt mit dem Bau von bis zu 1500 Wohneinheiten innerhalb von zehn Jahren verbinden soll. Zunächst muss jetzt erstmal eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht werden. Die Planungszeiträume vom Beschluss bis zum Spatenstich dauern dann gewiss noch einmal drei Jahre.“
Uschi Lübke, 86, geborene Buchholzerin: „Herr Bürgermeister, wenn Sie gewusst hätten, was im Amt auf Sie zukommt, hätten Sie sich dieser Aufgabe gestellt?“
„Ja! Das Amt ist sehr spannend. Man hat eine große Verantwortung, allein im Rathaus für 300 Mitarbeiter. Und ich kann als Bürgermeister viel gestalten. Allerdings muss ich zugeben, dass die Arbeit nicht immer einfach ist, da ich nicht einfach dort Geld ausgeben kann, wo ich es für sinnvoll erachte. Den Haushalt beschließt der Rat und dieser besteht aus sieben Parteien. Wir haben Themen in Buchholz, die sind seit Jahrzehnten auf dem Tisch, zum Beispiel das Thema Ostumfahrung. Und es gibt Lager, die nicht bereit sind, sich zu bewegen. Das ist manchmal ein bisschen frustrierend. Mein Ziel aber ist es, Themen nicht abzuschreiben, sondern zu lösen. Ob ich 2021 noch einmal kandidiere, kann ich aktuell nicht sagen. Als Anwalt und Notar habe ich einen ordentlichen Beruf, in den ich jederzeit zurückkehren kann. Ich bin also nicht auf Gedeih und Verderb aufs Bürgermeisteramt angewiesen. Die eigene Bilanz werde ich in zwei Jahren ziehen. Dann sehen wir weiter.“
Dorfspaziergänge
Was läuft gut in Holm-Seppensen? Wo drückt der Schuh in Dibbersen? Kurz: Was bewegt die Menschen in den Buchholzer Ortschaften? Diesen Fragen möchte Buchholz‘ Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse auf den Grund gehen. Dazu lädt das Stadtoberhaupt Ortschaft für Ortschaft die Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister, die Mitglieder der Ortsräte sowie die Bürgerinnen und Bürger zu Dorfspaziergängen ein.
Seine Idee: Bei Rundgängen durch die Dörfer miteinander ins Gespräch kommen. Rund zwei Stunden plant der Bürgermeister pro Spaziergang ein, im Anschluss sollen die Runden bei Kaffee und Kuchen ausklingen.
Zum Auftakt kommt Röhse am Sonnabend, 4. Mai, nach Steinbeck, Treffpunkt ist um 14 Uhr am Hotel zur Eiche. Die Woche drauf, am Sonnabend, 11. Mai, steht Reindorf im Fokus. Los geht es um 14 Uhr Am Teich.
Es folgen Trelde am Sonntag, 19. Mai, 10.30 Uhr, Gasthaus Wentzien; Dibbersen am Sonnabend, 25. Mai, 14 Uhr, Mühle; Holm-Seppensen, Sonntag, 02. Juni, 11 Uhr, Germuth-Scheer-Haus und Sprötze am Sonnabend, 29. Juni, 14 Uhr, Heimatmuseum.
Nach den Sommerferien ist ein weiterer Spaziergang in der Kernstadt vorgesehen. Termin, Zeit und Ort werden rechtzeitig bekannt gegeben.