Winsen. Auf der Suche nach neuen Hausärzten setzt die Politik auf finanzielle Anreize. Wer investiert, soll Förderung bekommen.
Der Landkreis Harburg will für die Suche nach neuen Hausärzten neue Anreize schaffen. „Es gibt eine ganze Reihe von Fördermöglichkeiten etwa für Investitionen oder auch die Vergabe von Stipendien“, sagt Reiner Kaminski, der Sozialdezernent des Landkreises in Winsen. Landkreise wie Osnabrück, Leer oder Diepholz seien hier schon engagiert. Dagegen favorisiert die Kreis-SPD ein kommunales medizinisches Versorgungszentrum. Auch dieser Ansatz soll nach einem Beschluss im Sozialausschuss weiter verfolgt werden. Das Ziel: In der Sitzung des Ausschusses am 14. November soll über die Strategie entschieden werden.
Zuschüsse sind für neue Arbeitsplätze und Investitionen möglich
Kaminski zweifelt jedoch daran, dass ein Versorgungszentrum wirtschaftlich zu betreiben ist, schon weil in den einzelnen Gemeinden des Kreises vor Ort kaum genug Patienten zu erwarten seien. Als Arbeitgeber sei der Landkreis zudem an die Tarife im öffentlichen Dienst gebunden. „Förderungen einzuführen halte ich für die bessere Alternative“, sagt der Kreis-Sozialdezernent. Zuschüsse könnten künftig etwa für den Praxisaufbau, die Einrichtung von Zweigpraxen mit angestellten Ärzten oder auch zu den laufenden Kosten gezahlt werden, um die ersten Monate nach einer Praxisgründung zu überbrücken. Schließlich gehen die Zahlungen der kassenärztliche Vereinigung nicht sofort nach der Eröffnung ein. Weiter nachgedacht werden soll zudem über Förderbeträge während der Ausbildung zum Hausarzt. „Wer davon profitiert, muss sich dann verpflichten, einige Jahre im Kreis zu arbeiten.“
Viele Medizin-Studenten wollen künftig als Angestellte arbeiten
Tobias Handtke, der Vorsitzende der SPD-Fraktion, hat dagegen zusammen mit einer Arbeitsgruppe das Modell eines Versorgungszentrums als Lösungsansatz gerade für den ländlichen Raum entwickelt. Die Attraktivität des niedergelassenen Arzt-Daseins werde derzeit hinterfragt, sind die Sozialdemokraten überzeugt. „Mindestens zwei Drittel der derzeit in der Medizin Studierenden sind weiblich und werden eher das Angestelltenverhältnis als die Selbstständigkeit wählen. Aber auch die jungen Mediziner haben andere Lebensentwürfe, die sich in einer anderen work-life-balance ausdrückt als in einer 50- bis 60-stündigen Arbeitswoche. Es geht also auch im Landkreis darum, diesen Ärzten Alternativen zu bieten“, argumentieren Handtke und Manfred Lohr, der zur SPD-Arbeitsgemeinschaft Ärztliche Versorgung im Landkreis Harburg zählt.
Initiative Stadtlandpraxis wirbt um neue Ärzte
Die Situation vor Ort ist weiter schwierig. Allein 25 Stellen von Hausärzten sind derzeit nicht besetzt – trotz der anerkannten Arbeit der Initiative Stadtlandpraxis. Mit dieser Initiative kämpft Kaminski dafür, die ärztliche Versorgung zu sichern. Als Ergebnis hat der Sozialdezernent nach aktuellen Zahlen seit 2012 insgesamt 46 Ärzte in den Kreis geholt. Allein 2018 meldeten sich 43 Interessenten. In diesem Jahr sind es nach knapp fünf Monaten 15, für die der Landkreis als Betätigungsfeld in Frage kommt, weil sie eine Praxis oder eine Stelle als Assistenzarzt suchen.
Informationsveranstaltung in Winsen für den 28. Mai geplant
Am Dienstag, 28. Mai, ist nun unter dem Motto „Land sucht Arzt“ eine Informationsveranstaltung für junge Mediziner geplant. Nach ihrer Anmeldung können sie in den Krankenhäusern in Winsen und Buchholz sowie je nach ihren Wünschen in Praxen hospitieren. Neben den Klinken gibt es im Landkreis allein 50 Praxen, die Weiterbildungen anbieten. Am selben Nachmittag wird es im Krankenhaus Winsen zwei Vorträge zu hausärztlichen Leitlinien sowie zu den Schritten zu einer eigenen Praxis geben. Interessenten können sich unter s.schemmel@lkharburg.de anmelden. Auch den nächsten Termin hat Kaminski bereits im Auge. Beim Ärztekongress Operation Karriere im UKE des Deutschen Ärzteverlags wird Stadtlandpraxis am 14. Juni für den Kreis werben.