Neu Wulmstorf. Der frühere Reiterhof ist bereits abgerissen: Hier entstehen mehr als 100 Wohnungen, womöglich die letzten dieser Art im Kernort.

Von dem früheren Reiterhof hier am nördlichen Ortsausgang von Neu Wulmstorf ist nur noch ein Berg voller zerkleinerter Steine übrig geblieben. Der Reiterhof samt Pferden und Voltigierplatz ist bereits in das nahe Immenbeck verlegt worden. Ein Bauzaun sichert das Gelände zwischen dem Wohngebiet Apfelgarten und einem kleinen Discounter-Zentrum dort ab, eine Bauramme steht ebenfalls schon in Position: Noch ist der geänderte Bebauungsplan für das Grundstück zwar vom Rat noch nicht final verabschiedet, doch alle Zeichen stehen hier auf Grün.

In einigen Wochen dürfte der Plan genehmigt sein, dann kann dort mit dem Bau von rund 120 Wohnungen begonnen werden, schätzt der SPD-Bauexperte und stellvertretende Bürgermeister von Neu Wulmstorf, Thomas Grambow. Ein Hotel ist dort zudem geplant, wie auch ein Gastronomiebetrieb und eine Kindertagesstätte. Das Grundstück gehöre dem Nottenstorfer Immobilienunternehmen HBI, das im Ort mehrfach schon größere Wohnprojekte realisiert hat. Diesmal aber ist es ein Grundstück mit besonderer Bedeutung: „Es ist das wohl vorerst letzte größere Areal für den Geschoßwohnungsbau im Kernort“, sagt Grambow.

Gemeinde profitiert vom Nachfragedruck

Tatsächlich hat die Gemeinde an der Landesgrenze zu Hamburg in den letzten Jahren etliche Pläne für größere Wohngebäude auf den Weg gebracht und profitierte dabei von dem starken Nachfragedruck rund um Hamburg: An der B 73 werden beispielsweise gerade 400 Wohnungen in den sogenannten Lessinghöfen gebaut, die ersten Vermietungen sind dort bereits angelaufen. Das Unternehmen HBI baut zudem ebenfalls am nördlichen Ortsausgang unmittelbar am Bahnhof ein Projekt mit mehr als 200 Wohnungen, andere kleinere Projekte kommen hinzu.

Weg für 1000 Wohnungen geebnet

Insgesamt dürfte die Gemeinde wohl für fast 1000 Wohnungen im Kernort den Weg geebnet haben. Mit entsprechenden Folgen: Unter der finanziellen Last der dazu notwendigen Infrastruktur für den Schul- und Kitabau leidet aber der Haushalt der Gemeinde, kürzlich erhöhte der Rat daher sogar die Grund- und Gewerbesteuern. Ob Neu Wulmstorf nun ersteinmal eine Atempause im Wohnungsbau erfährt, ist aber längst noch nicht ausgemacht: Das ehemalige Reiterhofgelände dürfte zwar vorerst das letzte Areal dieser Art sein, doch das könnte sich auch ändern: „Wir müssen sehen, wie die Freibad-Planung ausgeht“, sagt Grambow. Wie berichtet, hat der Gemeinderat gerade eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich Gedanken zur Zukunft von Frei- und Hallenbad machen sollen. Beide gelten als stark sanierungsbedürftig.

Verkauf des Freibads wäre eine Alternative

Eine Option dabei: Die Gemeinde verkauft das Freibadgelände und baut an anderer Stelle ein gemeinsames Kombibad. Eine solche Lösung ist zwar sehr umstritten, aber sie würde dann wieder Fläche für den Wohnungsbau schaffen, sagt Grambow, der aber für die nächste Zukunft einen anderen Schwerpunkt für die Baupolitik von Neu Wulmstorf sieht. Eben in der Ausweisung von neuen Einfamilienhausgebieten in Elstorf und Schwiederstorf, wozu nach heftiger Debatte der Rat kürzlich erst eine Änderung des Flächennutzungsplanes auf den Weg gebracht hat.

Gut 500 Wohneinheiten könnten dort dann gebaut werden. Aber auch das ist in der Kommunalpolitik umstritten. Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD) hatte sich beispielsweise für einen Planungsstopp ausgesprochen,. Seine Befürchtung: Bei weiterem kräftigem Wachstum kommt die Gemeinde mit der Finanzierung der Infrastruktur nicht hinterher. Eine Mehrheit aus SPD und CDU drückte die Planänderung aber durch. SPD-Politiker: Grambow: „Im Kernort haben wir uns um den Mietwohnungsbau gekümmert, jetzt schauen wir auf die Entwicklung in Elstorf und Schwiederstorf.“

Wachstumskurs

Die Gemeinde Neu Wulmstorf zwischen Harburg und Buxtehude gilt als besonders schnell wachsende Kommune im Süden Hamburgs. Noch 2000 zählte der Ort etwa 20.000 Einwohner, 2005 waren bereits rund 21.180. Und noch weitere zwölf Jahre später wurden 2017 rund 22.800 Einwohner in der offiziellen Statistik ausgewiesen. Mit den neuen Wohnprojekten im Kernorte dürfte diese Zahl jetzt noch einmal kräftig steigen. Mit mehr als 17.000 Einwohnern ist der Kernort aber auch der einwohnerstärkste Teil dieser Einheitsgemeinde. Weniger Menschen leben in den dazu gehörenden Dörfern Elstorf (mit Ardestorf, 3000), Schwiederstorf (890), Rübke (575) und eben auch Rade (725).

Jetzt konzentrieren wir uns auf die Entwicklungvon Elstorf und Schwiederstorf
Vize-Bürgermeister Thomas Grambow