Neu Wulmstorf. Eine Sanierung wird zu teuer. Auch die Einstellung des Rufbusses aus Kostengründen ist im Gespräch.
In einem Interview mit dem Abendblatt hatte Neu Wulmstorfs Kämmerer Jörg Schröder eine solche Sparmöglichkeit schon angedeutet – jetzt ist es ein konkreter Vorschlag der Verwaltung an die örtliche Politik: Das beliebte Freibad der Gemeinde sollte demnach 2020 geschlossen werden – etwa 57 Jahre nach seiner Eröffnung. Stattdessen könnte das Neu Wulmstorfer Hallenbad in diesem Jahr saniert und dann ganzjährig geöffnet werden.
Beide Bäder müssten eigentlich dringend saniert werden, doch dazu fehlt der Gemeinde das Geld. Der kostspielige Ersatz durch ein neues Kombibad ist in einem aktuellen Haushaltsentwurf der Neu Wulmstorfer Gemeinde dann auch komplett gestrichen worden. Und aus der Politik gibt es zu solchen radikalen Schritten kaum Widerstand. Der SPD sei wichtig, dass alle Kinder das Schwimmen erlernten, in einem ganzjährig geöffneten Hallenbad sei das aber auch möglich, sagt etwa SPD-Finanzpolitiker Jürgen Waszkewitz.
Hintergrund der Einsparung ist die desolate Haushaltslage. In einem ersten Haushaltsentwurf aus dem Herbst klaffte zwischen Einnahmen und Ausgaben noch ein Defizit von rund 3,2 Millionen Euro. In der mittelfristigen Finanzplanung bis 2022 ging man sogar von einer Kreditaufnahme von dann 42,1 Millionen Euro aus — was die Pro-Kopf-Verschuldung um ein Vielfaches auf rund 2000 Euro vergrößert hätte. Der Haushalt wäre so nie von der Kommunalaufsicht des Landkreises genehmigt worden.
In den vergangenen Monaten durchforstete die Verwaltung den Plan noch einmal und legte im zuständigen Finanzausschuss einen neuen Entwurf zum Haushalt 2019 vor. „Wir sind überall rangegangen, aber vom Freibad wird man sich wohl sehr schnell verabschieden müssen“, sagte Kämmerer Schröder.
Viele bisher geplante und auch notwendige Investitionen im Schul- und Kita-Bereich wurden nach dem neuen Plan verschoben, selbst die Beschaffung neuer Feuerwehrfahrzeugen. Viele Zuschüsse wurden gestrichen. Die Förderung des Maifestes zum Beispiel oder die „Ehrung des Ehrenamtes“.
Diskutiert wurde im Ausschuss auch die Frage, ob man den gut nachgefragten Rufbus einstellen oder Parkgebühren am P&R-Parkhaus am Bahnhof erheben sollte. Die Verwaltung soll zudem eine Liste mit Grundstücken aufstellen, die Neu Wulmstorf verkaufen könnte, um Geld in die Kasse zu bekommen. Nach derzeitigem Stand beträgt das Defizit im neuen Haushaltsplan-Entwurf nun „nur“ noch 1,5 Millionen Euro, bis 2022 wäre eine Kreditaufnahme von dann rund 18 Millionen Euro nötig.
Immer noch Kennzahlen, die eine Genehmigung fraglich erscheinen lassen. Der Gemeinde bleibt laut Kämmerer nur ein Weg: Mehr Einnahmen durch höhere Grund- und Gewerbesteuern.