Harburg . Auch im Bezirk werden die Schülerzahlen steigen. Fast alle Schulen im Süden werden erweitert. Dazu kommen fünf neue.

Es gab Zeiten, da bedeutete ein neuer Schulentwicklungsplan (SEPL) hauptsächlich, dass darin die Schließung von Schulen angekündigt wurde. Schulbesetzungen, Unterrichtsboykotte und Sitzblockaden vor der Schulbehörde waren die Folge. Die Zeiten haben sich geändert: Im Entwurf des SEPL 2019 beklagt sich die Schulbehörde eher darüber, dass sie kaum noch Platz findet, um die Schulen so zu erweitern oder gar neu zu bauen, wie sie müsste.

Auch im Bezirk Harburg werden die Schülerzahlen steigen.

Auch im Bezirk Harburg werden die Schülerzahlen steigen. Bedrohte Schulen gibt es nicht mehr. Im Gegenteil: Fast alle Schulen im Hamburger Süden werden erweitert und die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) plant fünf neue Schulen im Bezirk Harburg sowie zwei in Wilhelmsburg. Allein in der Kernregion Harburg sieht die BSB die Schülerzahlen um 45 Prozent steigen. „Der Mehrbedarf entspricht je nach Schulform bis zu 18 Zügen, die sowohl in Harburg Kern als auch den angrenzenden Stadtteilen aufgefangen werden“, heißt es im Erläuterungstext, aus dem man entnehmen kann, dass es 18 neue Grundschulklassen geben soll und 18 neue an den weiterführenden Schulen.

Die meisten Grundschulen in der Region Harburg erhalten einen Zug mehr

In der Region Süderelbe mit ihren großen Neubaugebieten rechnet die BSB sogar mit einer Steigerung um 75 Prozent. Da in Süderelbe die Bevölkerungszahl geringer ist, übersetzt sich das jedoch „nur“ in 19 bis 20 Parallelklassen, die über die Schulformen verteilt neu entstehen müssen.

Die Schulbau Hamburg GmbH wird deshalb auch im Bezirk Harburg in den nächsten Jahren viel zu tun haben. Sogar Schulen, die gerade erst neu gebaut wurden. wie die Lessing-Stadtteilschule am Hanhoopsfeld erhalten laut SEPL-Entwurf Erweiterungsbauten.

Die meisten Grundschulen in der Region Harburg erhalten einen Zug mehr. Die Schule Dempwolffstraße hat keine Wachstumsreserven, dafür werden andere Schulen stärker wachsen, beispielsweise die Grundschule Marmstorf, die zwei neue Züge erhält und dann sechszügig sein wird, statt wie bisher vier- bzw. fünfzügig. Klassenbezeichnungen, wie „3f“ werden dann kein Fall mehr für Satiretexte sein, sondern fast die Regel, denn auch die Grundschulen Grumbrechtstraße und In der Alten Forst werden sechszügig geplant; die Grundschule Am Kiefernberg sogar bis zu siebenzügig.

Die Erweiterungen allein werden nicht reichen: Zwei neue Grundschulen sollen entstehen. Ihre Standorte stehen bereits fest. Die „Schule Am Park“ geht in das Gründerzeitgebäude in der Straße Am Soldatenfriedhof, das einst als Mädchengymnasium gebaut und später als Aufbaugymnasium und Stadtteilschulstandort diente. Allerdings sind bis dahin einige Umbau- und Modernisierungsarbeiten notwendig.

Am Sinstorfer Weg sind drei Parallelklassen geplant

Die zweite neue Grundschule soll ebenfalls an einem Standort entstehen, den die Lessing-Stadtteilschule gerade frei gemacht hat: am Sinstorfer Weg. Drei Parallelklassen sollen hier Abc und Einmaleins erlernen. Ob dafür die bestehenden Gebäude saniert werden oder ob sie abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden, prüfen die beteiligten Behörden derzeit noch. Die fast 50 Jahre alten Bestandsbauten sind so abgenutzt, dass ein Neubau günstiger werden könnte, als ein Umbau.

Ein Teil des Sinstorfer Geländes könnte auch dem Immanuel-Kant-Gymnasium zugeschlagen werden, das laut SEPL statt bisher bis zu vierzügig künftig regelhaft sechszügig unterrichten soll. Ohne neue Gebäude geht das nicht. „Baumaßnahme erforderlich“ steht im SEPL-Entwurf, genau wie beim Alexander-von Humboldt-Gymnasium und bei der Stadtteilschule Ehestorfer Weg.

Auch eine neue weiterführende Schule soll in Harburg entstehen. Sie soll eine so genannte Campusschule werden, die zugleich Stadtteilschule und Gymnasialzweig vorhält. Wo diese Schule gebaut werden soll, weiß die Behörde noch nicht. Möglich ist, dass die Stadt Grundstücke und Gebäude rückerwirbt, die sie den katholischen Schulen zur Verfügung gestellt hatte. Selbst dieser Platz könnte sich jedoch als zu knapp erweisen: Die Campusschule soll siebenzügig werden.

In Süderelbe, wo zu den steigenden Geburtenraten auch noch die Zuzüge durch die Neubaugebiete kommen, sollen die Schulen proportional noch stärker ausgebaut werden. Die Schule Ohrnsweg bekommt mit vier zusätzlichen Zügen den größten Zuwachs. Außerdem wird es eine neue Grundschule geben. Deren Standort ist noch offen. Im Funktionsplan für das Neubaugebiet Fischbeker Reethen ist ein Schulgelände vorgesehen. Lange gingen alle Beteiligten davon aus, dass dort die angekündigte Campusschule Süderelbe entstehen würde. Die, so teilte die BSB unlängst allerdings mit, soll nun in Neugraben gebaut werden – auf dem Gelände der Frieda-Stoppenbrink-Schule.

Bis zum Herbst sollen aus dem Entwurf konkrete Pläne werden. Bis dahin sollen Schulen und Bezirkspolitik in die Diskussion eingebunden werden.