Harburg. Initiativen rund um SuedKultur fühlen sich bei der Verteilung von Fördergeldern durch die Behörde benachteiligt.

Wer am vergangenen Wochenende in Harburg ausgehen wollte, hatte die Qual der Wahl: 14 Konzerte, von klassischer Flamencogitarre bis Partypunk, zwei Lesungen und ein Schreibworkshop in der Reihe „SuedLese“, eine Vernissage und drei Theatervorstellungen gingen Freitag und Sonnabend allein im Harburger Kerngebiet über die Bühnenbretter. Ein Angebot, das sich sowohl in Sachen Vielfalt als auch von der reinen Menge her sehen lassen kann.

Harburger Kulturschaffende sind vor diesem Hintergrund verärgert, weil nach ihrer Auffassung die Finanzierung der Stadtteilkultur über die Hamburger Kulturbehörde deutlich hinter anderen Stadtteilen der Hansestadt zurück bleibt.

Nimmt man die Summe der Kulturförderung für das laufende Haushaltsjahr, gibt Hamburg im Schnitt 3,63 Euro pro Einwohner für die Kulturförderung aus. Doch wer sich die Verteilung dieser Mittel auf die einzelnen Bezirke genauer ansieht, entdeckt deutliche Unterschiede. Im Bezirk Harburg beträgt die Kulturförderung pro Einwohner dann nur 1,78 Euro. Da schneiden sowohl der Bezirk Mitte mit 4,98 Euro pro Kopf als auch Altona mit 4,83 Euro pro Kopf deutlich besser ab.

Jürgen Havlik, Leiter des Heimfelder Kulturladens „Alles wird schön!“ und Sprecher der Initiative Suedkultur, ist sauer. „Seit Jahren bemängeln die Harburger Verwaltung und Politik, wir Kulturschaffenden und selbst der Landesrechnungshof, dass der Bezirk Harburg bei der Verteilung der Stadtteilkulturmittel benachteiligt wird“, sagt er. Im Namen der Initiative Suedkultur hat er deshalb einen offenen Brief an Kultursenator Carsten Brosda verfasst. 1,85 Euro pro Kopf und Jahr mehr, also die Differenz zum Hamburger Durchschnitt, verlangt er für den Stadtteilkulturetat des Bezirks. „Seit Jahren hören wir, es sei kein Geld da und die ungleiche Verteilung auf die Bezirke sei auf Grundlage regional unterschiedlicher, gewachsener Strukturen und Milieus entstanden.“

In der Tat begründet Enno Isermann, Pressesprecher der Kulturbehörde den heterogenen Verteilungsplan genau so: „Die Zuweisung der Mittel für die Stadtteilkultur auf die einzelnen Bezirke erfolgt nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern richtet sich nach den tatsächlich in den Stadtteilen gewachsenen Angeboten.“

Jürgen Havlik will das nicht gelten lassen: „An Engagement für kulturelle Vielfalt und Teilhabe hat es in Harburg nie gefehlt. Nicht zufällig kommen zwei der zehn Projekte, die 2019 für den Hamburger Stadtteilkulturpreis nominiert wurden, also ein Fünftel, aus dem Bezirk Harburg.“ Vor zwölf Jahren haben Harburger Kreative, Veranstalter, Kulturinitiativen und staatliche Einrichtungen sich in der Initiative SuedKultur zusammengeschlossen, die mittlerweile gut 50 Institutionen und Künstler umfasst.

„Wir haben ein eigenes Internet-Portal geschaffen, organisieren eine Music-Night als Nacht der Clubs oder die vierwöchigen Literaturtage SuedLese“, sagt Havlik. „Wir sind in Vorleistung gegangen und wir erwarten nun, dass dies anerkannt wird!“