Harburg . Wirtschaftssenator Michael Westhagemann geht mit Bahn hart ins Gericht. “Planungen verschrecken die Fahrgäste“, schreibt er.

In die Debatte um die geplante Streichung vieler Fernzughalte am Bahnhof Hamburg-Harburg schaltet sich nun auch Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann ein. In Schreiben an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und die Deutsche Bahn (DB) kritisiert er die Fahrplan- und Informationspolitik der DB.

Deutsche Bahn fährt Bremen nicht mehr an

Im Online-Fahrplan der Bahn sind ab dem 29. Juni viele Fernzugverbindungen ab Harburg nicht mehr verzeichnet. In Richtung Hannover wird nur noch die stündliche Verbindung nach München angeboten, die zweite stündliche Hauptlinie, Rostock – Karlsruhe, fährt ohne Halt durch den Harburger Bahnhof. Fahrgäste sollen auf diese Linie in Hannover umsteigen. Immerhin haben sie dafür 26 Minuten Zeit. In Richtung Bremen taucht fast gar keine schnelle Verbindung mehr auf. Statt 44 Minuten mit Schnellzug und WLAN an Bord heißt es nun 58 Minuten Metronom. Die Deutsche Bahn selbst fährt Bremen von Harburg aus nicht mehr an. Fahrgäste mit Zielen in Südwestniedersachsen oder Nordrhein-Westfalen müssen in Bremen umsteigen, Bahnsteigwechsel inklusive.

Verhalten der Deutschen Bahn kontraproduktiv

Zwar beteuert die Bahn, dass diese Ausdünnung nur vorübergehend und Baumaßnahmen geschuldet sei; dass außerdem am Fahrplan auch noch gearbeitet werde und wohl zumindest einige Halte noch wieder in den Harburger Abfahrtsplan eingepflegt würden und dass die Baumaßnahmen – und damit die Fahrplaneinschränkung sich verschieben, aber noch hat sich im Online-Fahrplan nichts geändert.

„Derartige Planungen verschrecken Fahrgäste und potenzielle Fahrgäste, da die Bahn als unzuverlässig und kundenunfreundlich wahrgenommen wird“, schreibt Westhagemann an Bundesverkehrsminister Scheuer. Vor dem Hintergrund, dass Scheuer und sein Bahn-Staatssekretär Enak Ferlemann die fahrgastzahlen der Bahn verdoppeln wollen, sei das Verhalten der Bahn kontraproduktiv.

Westhagemann: "Deutsche Bahn AG hat Vertrauen verspielt"

Auch bei der Bahn beschwert sich der Senator über die Informationspolitik. Er hatte erst aus den Medien von der geplanten Fernzugstreichung erfahren. „Da meine Behörde regelmäßig an den Bauinfogesprächen Ihres Konzerns teilnimmt und es auch sonst diverse Kontakte gibt, hätte ich mir hier die Ansprache dieses Themas an passender Stelle gewünscht, um hier frühzeitig miteinander ins Gespräch zu kommen. Leider ist dies nicht geschehen. Die Deutsche Bahn AG hat in meinen Augen hier viel Vertrauen verspielt“, schreibt Westhagemann an Bahnchef Richard Lutz. „Da der Bahnhof Hamburg-Harburg nicht nur die südlichen Hamburger Stadtteile erschließt, sondern auch der Fernverkehrsbahnhof für einen bedeutenden Teil des nördlichen Niedersachsen ist, trifft diese Enttäuschung sicherlich nicht nur auf Hamburger Einwohnerinnen und Einwohner zu.“

Die Situation würde vor allem dadurch erschwert werden, dass während der Maßnahmen Fernverkehrsreisende aus dem Süden Hamburgs zunächst mit den jetzt schon stark ausgelasteten S-Bahn-Linien zum Hamburger Hauptbahnhof fahren müssen. Westhagemann wünscht sich von der Bahn mehr Kooperation mit den Hamburger Behörden und Rücksichtnahme auf die Belastungsgrenzen der Infrastruktur