Neuenfelde. Das ungewöhnliche Bauwerk ist Teil eines neuen, 1,6 Kilometer langen Kanals zur Alten Süderelbe. Im August soll alles fertig sein.

Ein gut vier Meter breiter und immerhin 1,6 Kilometer lange Kanal von der Alten Süderelbe bis zum Schleusenfleet wird sich künftig am Nordrand von Neuenfelde dahin schlängeln, um die Beregnungsanlagen der dortigen Obstplantagen besser mit Wasser beliefern zu können.

Das von der städtischen Realisierungsgesellschaft (Rege) projektierte Bauwerk ist mittlerweile in der Schlussphase angekommen, wie Projektleiter Christoph Paesler jetzt im Harburger Regionalausschuss für den Süderelberaum ankündigte: 75 Prozent der unter Straßen führenden großen Durchlässe seien fertig, etwa 80 Prozent der Erdbauarbeiten ebenfalls. Für ein Highlight der Maßnahme aber ist allerdings erst jetzt im Mai der Baubeginn geplant: Dann wird zwischen den tief liegenden Neuenfeldern Wettern und dem Schleusenfleet hinter dem alten Deich an der Hasselwerder Straße eine spezielle Fischschleuse gebaut. „Das wird ein eher ungewöhnliches Bauwerk“, so Paesler.

Hier im Bereich Rosengarten wird an dem neuen Süderelbe-Kanal noch gegraben
Hier im Bereich Rosengarten wird an dem neuen Süderelbe-Kanal noch gegraben © HA | Axel Tiedemann

4,8 Millionen Euro Investitionskosten

Denn normalerweise fließen Gewässer vom kleinen zum großen bergab, in diesem Fall müssen die Fische wie Aale, Brassen, Flussbarsche, Hechte oder Stichlinge aber einen Höhenunterschied von gut 90 Zentimetern bergauf überwinden, weil Neuenfelde so tief liegt. Die spezielle Schleuse wird nun ein 30 Meter langes und zehn Meter breites Becken, in das mehrmals am Tag jeweils Wasser ab- und wieder hineingepumpt wird. Wie bei einem Fahrstuhl können die Fische dann von einer Ebene zur anderen gelangen. „So weit die Theorie“, so Projektleiter Paesler. Ob Brasse oder Hecht später tatsächlich einmal ein solches Schleusenangebot nutzen, müsse dann überprüft werden.

Den Plan für Fischschleuse und Kanal gibt es schon länger, die insgesamt 4,8 Millionen Euro Investitionskosten werden aus dem sogenannten Süderelbefonds finanziert, der einen Ausgleich zum Bau der Finkenwerder Ortsumgehung und der Autobahn A26 schaffen und den Obstbau dort weiter sichern soll.

Klagen hatten das Projekt lange verzögert

Allerdings gab es auch Klagen gegen das Projekt, so dass mit dem Bau erst 2018 begonnen werden konnte. Ziel ist die Verbindung von der Alten Süderelbe bis zum Schleusenfleet, um das Gebiet gut mit Wasser zu versorgen – unabhängig von der Elbebucht Mühlenberger Loch, die immer weiter verschlickt und eine Versorgung der Obstflächen mit Wasser von dort immer weiter erschwert hatte. Der Wasserstand in der seit 1962 abgetrennten Alten Südereelbe wurde dazu kürzlich um 30 Zentimeter erhöht, wie der Rege-Projektleiter jetzt ebenfalls mitteilte. Diese Erhöhung werde sich dann später auch bis zum Schleusenfleet zeigen – weshalb eben nun auch der Bau der Fischschleuse notwendig sei. Voraussichtlich im August werde das Gesamtprojekt dann fertig gebaut sein.