Reinbek. Ahrensburg hat bereits eine Fischtreppe, Reinbek soll eine bekommen – so will es die EU. Über Kosten und Nutzen wird heftig diskutiert.

Es war ein nicht enden wollendes Auf und Ab mit der Fischtreppe am Mühlenwehr in Reinbek, bis der Bau der kostspieligen Anlage im Sommer 2015 auf Eis gelegt wurde. Mit der Treppe, deren Kosten damals auf 2,63 Millionen Euro geschätzt wurden, wollte die Schlossstadt einer EU-Richtlinie folgen, die Wanderfischen – wie Bachforellen oder Aalen – den Weg flussaufwärts zum Laichen ermöglichen soll – auch auf der Bille.

Nun gibt es Neuigkeiten aus Reinbek: „Nach der Kommunalwahl soll der Gesprächsfaden wieder aufgenommen werden“, sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel. Streitpunkt sei noch immer, wer eigentlich in der Verantwortung stehe. Zu welchen Teilen also Land, Kommune oder die Europäische Union für den geplanten Borstenfischpass aufkommen sollen. Noch winke zur Umsetzung Geld aus EU-Töpfen, sagt Noetzel: „Die Tür könnte sich aber bald schließen.“

1200 Flussneunaugen wurden in Ahrensburg ausgesetzt

In Ahrensburg wurde bereits 2009 unterhalb des Schlossteiches eine sogenannte Sohlgleite in die Aue gebaut, die Fischen fortan ermöglicht, den Strom aufwärts zu schwimmen.

Im selben Jahr wurden dort rund 1200 Flussneunaugenlarven ausgesetzt – lebendige Fossilien, die biologisch gesehen gar keine Fische und vom Aussterben bedroht sind. Zwischen 30 und 50 Zentimeter können die aalartigen „Rundmäuler“ – so die korrekte Bezeichnung – in die Länge wachsen. Sie heften sich an größere Fische an, raspeln mit Hornzähnen Fleischstücke heraus und saugen ihr Blut. Und sie schwimmen zum Laichen eben die Flüsse hinauf.

Ob Fische die Treppe genommen haben, ist unklar

Ob sie bereits die Treppe genommen haben, ist derweil noch unklar. „Untersuchungen zur Wirksamkeit der Fischtreppen sind teuer und aufwendig“, sagt Martin Purps, der als Biologe für den Landessportfischerverband Schleswig-Holstein arbeitet. Angler hätten kaum Berührungspunkte mit den Neunaugen. Zur Überprüfung brauche es sogenannte Kontrollreusen.

Zu den ausgesetzten Neunaugen habe er aber eine kleine „Sensation“ zu vermelden. Gerade erst wurden in der Ammersbek – unterhalb der Stelle, an der die Larven ausgesetzt wurden – Neunaugen und neue Larven gefunden: „Der erste Nachweis nach dem Besatz vor knapp zehn Jahren“, sagt Purps.

Auch wenn nicht klar ist, ob die Rundmäuler die Treppe am Schlossteich passiert haben: Der Fund sei trotzdem eine gute Nachricht, die für den Zustand des Gewässer spreche, sagt Purps. Denn Neunaugen seien wichtige Bioindikatoren bei der Gewässerbewertung, da sie aufgrund der geringen Leistungsfähigkeit bei der Überwindung von Hindernissen in Flüssen und Bächen sowie ihren hohen Ansprüchen an die Qualität der Laichgewässer geeignete Störanzeiger darstellen.