Hamburg. Es hat die Jöhnk-Werft verlassen. Am Kaufhauskanal soll es in Eigenarbeit hergerichtet werden – aber nicht auf Dauer dort bleiben.
„Hier entsteht ein schönes Boot“ steht in bunten Buchstaben auf einem Schild am ehemaligen Hausboot des verstorbenen Sängers Gunter Gabriel. Ein bisschen Fantasie gehört dazu, um der Ankündigung glauben zu können. Noch macht der 23 Metter lange, gut sechs Meter breite schwimmende Untersatz einen heruntergekommenen Eindruck. Er hat seinen „Stammplatz“ auf der Jöhnk-Werft im Harburger Binnenhafen verlassen und liegt nun einige Hundert Meter entfernt am Kai des Kaufhauskanals, im 90-Grad-Winkel zum Wohnschiff „Transit“.
Im November 2018 hatten der Sänger Olli Schulz und der YouTuber Fynn Kliemann das Hausboot „Magdeburg“ von Gabriels Tochter Yvonne Koch erworben. Schulz kündigte an, das Boot mit seinen unkonventionellen Aufbauten zu einem Rückzugsort für Künstler machen und vermieten zu wollen. Zudem soll es eine Ecke geben, wo an Gunter Gabriel erinnert wird. Der Countrysänger hatte mehr als 20 Jahre auf dem Boot gelebt und gearbeitet. Das sanierte Atelierboot soll möglichst einen Dauerliegeplatz im Binnenhafen erhalten.
Bilder von der öffentlichen Besichtigung des Hausboots:
Ansturm auf Gunter Gabriels Hausboot
Der jetzige Standort ist eine Zwischenstation. Die Kaikante vom Kaufhauskanal gehört zum Museumshafen Harburg (MuHaHar). „Wir haben diese Fläche erst kürzlich vom Bezirk erhalten“, sagt Helgo Mayrberger vom MuHaHar. „Unsere Satzung erlaubt eine Zwischennutzung für Sportboote oder andere Gäste, solange wir noch kein historisches Schiff für den Liegeplatz haben. Deshalb helfen wir gern aus – in der Absicht, einen Beitrag zu leisten, um das Hausboot im Binnenhafen zu halten. Hier liegt es seit Jahrzehnten. Und das soll angesichts des tollen Künstlerprojekts gern so bleiben.“
Für den Interimsnachbarn Werner Pfeifer, der auf der gegenüberliegenden Kanalseite seine Fischhalle Harburg betreibt, kommt das Hausboot jedenfalls überraschend. Er wusste, dass es dort zwischengeparkt werden könnte, hatte aber erwartet, dass es zuvor in der Jöhnk-Werft aufgearbeitet wird.
Hausboot soll restauriert werden
„Wir haben nur Arbeiten für ein Schwimmfähigkeitszeugnis ausgeführt“, sagt Rudolf Sommerfeld, Chef der Jöhnk-Werft. „Das Wohnschiff soll nun in Eigenarbeit restauriert werden. Allerdings liegt noch sämtliches Material von der Entkernung an Bord.“ Die Werft profitiere davon, dass der Liegeplatz wieder frei sei, so Sommerfeld.
Nun wird am Hausboot kräftig gewerkelt. Einstmals hatte es fünf Zimmer und einen Whirlpool, bot Räumlichkeiten mit gut 100 Quadratmetern Nutzfläche. Sein neuer Besitzer Fynn Kliemann wollte dem Abendblatt keine Informationen zu den Umbauplänen geben. Der Zevener zeigt auf der Videoplattform YouTube unter anderem als „Heimwerkerking“, wie man einen Hühnerstall, ein Tonstudio, ein Terrassendach oder ein Klohäuschen baut. Demnächst könnten Beiträge zum Umbau eines Hausbootes hinzukommen.