Hamburg. Tochter des Sängers will das Schiff für 30.000 Euro verkaufen. Was Fans und Investoren aus dem Boot machen möchten.
So viel Andrang war selten auf der Jöhnk Werft im Harburger Binnenhafen: Rund 30 Interessenten, darunter viele Fans, drängelten sich am Sonnabendvormittag an Bord des früheren Hausboots des verstorbenen Hamburger Country-Stars Gunter Gabriel ("Hey Boss, ich brauch' mehr Geld"). Im Gänsemarsch ging es zusammen mit diversen Medienvertretern an Bord.
Gunter Gabriels Tochter Yvonne Koch hatte zu dem Besichtigungstermin geladen, weil sie das in die Jahre gekommene Schiff noch vor dem Winter verkaufen möchte. „Ich habe lange mit mir gerungen, das Boot loszulassen. Jetzt erwarte ich, dass heute jemand dabei ist, dem das Boot gefällt und der mir gefällt“, sagte Koch. Mindestens 30.000 Euro will die visuelle Dekorateurin erlösen. Für die Summe hat sie ein Wertgutachten. Aber in dem Bieterverfahren darf es auch gern mehr sein. Denn Koch drücken Schulden von 450.000 Euro, die sie von ihrem Vater übernommen hat.
Räume voller Schallplatten, Bücher und CDs
Die Tochter führte die Interessenten durch die einzelnen, oftmals mit Büchern, CDs, Plakaten oder Schallplatten vollgestopften Räume: Wohnzimmer, Schlafzimmer, Bad und ein Büro auf dem Oberdeck. Sogar auf dem WC lagen Bücher in dichten Reihen im Regal.
Eine neue Event-Location?
Die möglichen von den Kaufinteressenten vorgeschlagenen Konzepte reichten vom Wohnen, über Events und eine Museums-Nutzung bis hin zu Gastronomie und Übernachtungen. So waren von der Hamburger Event-Agentur Kiezjungs die beiden Geschäftsführer Michael Gremliza und Sven Jacobsen auf ihren Harley-Davidson-Motorrädern in den Binnenhafen gekommen. "Wir haben ein Angebot abgegeben. Wir könnten uns vorstellen, das Schiff für Veranstaltungen und als Büro für uns zu nutzen", sagte Gremliza. Schwierig sei es aber, in Hamburg einen geeigneten Liegeplatz zu finden.
"Hier kann ich Gunter Gabriel spüren"
Im Kreativraum des Bootes hatten Stefanie und Robert Schlinkheider Platz genommen. Der Düsseldorfer hat Gabriel häufig getroffen, aber eben noch nie auf dem Hausboot. "Wenn ich jetzt an diesem Tisch sitze, kann ich ihn spüren", sagt er. Mit seiner Frau ist er am Morgen am Rhein aufgebrochen, um bei der Besichtigung dabei zu sein. "Wir haben mit Freunden zusammengerechnet und könnten uns vorstellen, an Bord Übernachtungen mit Frühstück anzubieten oder ein Café einzurichten."
Hoher Sanierungsbedarf
Der Sanierungsbedarf ist allerdings nicht gerade gering. Dafür ist an der Einrichtung auf 115 Quadratmetern nichts verändert. Insgesamt hat Yvonne Koch 200 Zuschriften über E-Mail und Facebook erhalten. Bei dem Besichtigungstermin sollte noch keine Entscheidung fallen. Werftchef Rudolf Sommerfeld würde sich jedoch freuen, wenn das Hausboot bis Ende Oktober den Liegeplatz räumen könnte: „Wir brauchen den Platz.“