Stelle. 40 Paare verbrachten den Sommer im Landkreis. Sie zogen trotz Hitze 77 Jungvögel groß. Neues Nest in Fliegenberg.

Der trockene Sommer hat sich im Landkreis Harburg nicht negativ auf die Brut der Störche ausgewirkt. Die Zahl der eingeflogenen Störche hat sich sogar erhöht. So wurden nach den 37 Paaren im Jahr 2017 in diesem Jahr 40 Paare in den Nestern in den Orten im Süden Hamburgs gezählt. „Das ist erneut ein Rekord“, sagt Hans Steinert, der mit drei weiteren Kollegen die Störche im Landkreis betreut. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre waren stets um die 30 Paare in den Landkreis gekommen.

Aufgezogen haben 32 Brutpaare wie im vergangenen Jahr 77 Jungvögel. „Zwei Junge pro Paar sind notwendig, um den Bestand zu halten. Das haben die Tiere in diesem Jahr knapp geschafft“, so Steinert.

Storchenpopulation in Hamburg stabil

Auch für Hamburg verlief die Brutsaison erfolgreich, die Storchenpopulation bleibt damit stabil. Davon hatte sich zuletzt sogar Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher vor Ort überzeugt. 23 Storchenpaare mit 59 Jungtieren zählte der Nabu in der Hansestadt – ein noch besseres Ergebnis als 2017, als 46 Jungstörche ausgeschlüpft waren. „32 Paare haben im Frühjahr mit der Brut begonnen, drei mehr als im Vorjahr“, hatte Jürgen Pelch, Storchenbetreuer beim Nabu Hamburg, berichtet.

Doch die Hitze und die Trockenheit ließen Nahrung knapp werden. Offensichtlich konnten einige Paare ihren Nachwuchs nur schwer versorgen. Bei neun Storchenpaaren in Hamburg blieben Junge aus. Im Landkreis wurden in einem Nest zwar allein sechs Eier gezählt. Doch aus keinem von ihnen schlüpfte dann ein Vogel. Insgesamt blieben hier acht Storchenpaare ohne Nachwuchs. Sowohl in Hamburg als auch im Landkreis wurde einige Jungstörche tot aufgefunden, die ihre Eltern wohl aus dem Nest geworfen hatten.

Drei kleine Störche aufgepäppelt

Glück hatten laut Steinert dabei drei kleine Störche, die sich zu früh aus dem Nest gewagt hatten und ohne jede Flugerfahrung abstürzten. „Wir haben sie eingefangen und zum Artenschutz-Zentrum des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) nach Leiferde bei Gifhorn gebracht“, erzählt der Storchenbetreuer, der selbst Nabu-Mitglied ist. Die drei Jungtiere sind inzwischen längst aufgepäppelt und erstarkt unterwegs nach Süden.

Nach zwei Jahren hat sich in diesem Jahr wieder ein Storchenpaar in Borstel angesiedelt. In Fliegenberg hatten 2017 Stürme ein Nest auf einem Schornstein zwei Mal heruntergeweht. Hier haben Nabu-Mitglieder im Januar eingegriffen, den Standort mit einem Stahlgerüst gefestigt und um zwei Meter auf rund acht Meter erhöht. Mit Erfolg. Ein Storchenpaar ließ sich dort für den Sommer nieder. In Over will der Nabu anstelle eines von Spechten inzwischen stark ausgehöhlten Mastes einen neuen für ein Storchennest errichten. Es wäre dann das zweite im Seevetaler Ortsteil.

Auf ihrem Weg nach Süden sind die Störche auf zwei Routen unterwegs. Die längere Ostroute reicht bis nach Südafrika, die Westroute führt über Spanien und die Sahara bis ins Gebiet zwischen dem Senegal und dem Tschad. Täglich können die großen Vögel dabei bis zu mehreren 100 Kilometern zurücklegen. „Die westliche, kürzere Route, die früher deutlich weniger Tiere gewählt hatten, ziehen jetzt immer mehr Vögel vor“, sagt Steinert.

In dieser Saison hat Steinert zum letzten Mal die Daten für die Störche ausgewertet. Jetzt übernimmt Tom Sauerland die Aufgabe des Storchbetreuers. Er wird künftig die E-Mails checken und direkt mit Frieder Günther und Ortrud Hock zusammenarbeiten. Der 84 Jahre alte Steinert will aber dennoch nicht aussteigen. Immerhin hat er sich schon als Jugendlicher für die Tiere interessiert, war zunächst im Bund für Vogelschutz aktiv, bevor er zum Nabu wechselte.

Der Elektrotechnik-Ingenieur, der in Kiel studiert hat, hatte bis 1994 für Siemens in Hamburg gearbeitet und ein Jahr später die Aufgabe als Storchenbetreuer im Landkreis Harburg übernommen. Obwohl diese Aufgabe nun in jüngerer Hände übergeht, wird Steinert die E-Mails mit den Daten weiter verfolgen, versichert er. „Die Störche sind für mich längst zu einer Lebenaufgabe geworden.“