Hamburg . Der Frau, die in Tatortnähe wohnt, werden 28 Taten angelastet. Die Nazi-Parolen riefen auch die linke Szene auf den Plan.

Gut einen Monat lang wurden im Bereich Harburg immer wieder Hakenkreuze und antisemitische Parolen auf Wände geschmiert. Die Polizei setzte verstärkt Fahnder ein, um den Täter zu fassen. Jetzt ist es gelungen. Mit einem eher überraschenden Ergebnis. Polizisten nahmen eine 60 Jahre alte Frau fest, die aus Russland stammt. Sie gilt als psychisch auffällig. Die Frau war kurz zuvor beobachtet worden, wie sie ein Hakenkreuz an eine Wand schmierte.

Am Seeveplatz in der Harburger Innenstadt war die Frau einem Passanten aufgefallen. Dann sah er, wie sie mit roter Farbe das Nazi-Symbol sprühte und anschließend mit einem Fahrrad wegradelte. Der Zeuge rief die Polizei.

Sie hatte auch Behördenmitarbeiter beleidigt

Beamte spürten die Frau auf. Bei ihr wurde die Sprühdose sichergestellt. Gegenüber den Beamten äußerte sich die Verdächtige zu ihren Motiven. Deutschland sei ein Land voller Faschisten. Vor allem in Behörden seien viele Nazis, sagte sie. Warum sie deswegen antisemitische Parolen der übelsten Sorte schmierte, sagte sie dagegen nicht.

Die Tat passt zu Vorfällen aus der Vergangenheit. In mindestens zwei Fällen hatte sie Behördenmitarbeiter, darunter einen Gerichtsvollzieher, beleidigt, indem sie sie in die Ecke von Rechtsradikalen rückte. Das LKA 7 hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Gegen die Frau wird wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen ermittelt. Darauf stehen bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe.

Die 60-Jährige wohnt in der Nähe der Tatorte

Angefangen hatte die Serie von Schmierereien Mitte Juli. Insgesamt 28 Taten, vorwiegend in der Harburger Innenstadt und im angrenzenden Phoenix-Viertel, werden der Frau angelastet. Die 60-Jährige wohnt in der Nähe der Tatorte.

Die Nazi-Parolen hatten die linke Szene auf den Plan gerufen. Parolen und Hakenkreuze wurden mit schwarzer Farbe übermalt und teilweise durch Anarchosterne ergänzt. Dabei wurden im Rahmen der Fahndung der Polizei zwei Männer festgenommen, die dem linken Spektrum zugerechnet werden. Gegen sie laufen Strafverfahren wegen Sachbeschädigung. Auch gegen sie ermittelt die Staatsschutzabteilung, weil ihre Taten als politisch motiviert eingestuft sind.

Erneut vier Schmierereien gemeldet

Die 60-Jährige ist wieder auf freien Fuß. Gegen sie lagen keine Haftgründe vor. Auch sind die psychischen Auffälligkeiten nicht so gravierend, dass sie einem Amtsarzt mit dem Ziel einer Zwangseinweisung vorgeführt wurde. Mit Gewalttaten war die Frau bislang nicht aufgefallen. Nach der Festnahme der Frau wurden der Polizei zwischenzeitlich vier weitere Schmierereien gemeldet, deren Urheber offensichtlich auch die 60-Jährige ist. Es konnte aber nicht festgestellt werden, wann sie gesprüht wurden.