Hamburg. Die Technische Universität erhebt jetzt Gebühren für die Stellplätze – belastbare neue Zahlen gibt es noch nicht.

Es ist eine alte Forderung der Harburger Kommunalpolitik: Die großen Tiefgaragen unter der Technischen Universität Hamburg-Harburg sollen auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Theoretisch sei dies möglich, erklärte der Kanzler der Hochschule, Klaus-Joachim Scheunert am Mittwoch im Regionalausschuss Harburg. Praktisch gäbe es allerdings einige Einschränkungen.

Seit die TUHH ihren Campus zwischen Eißendorfer Straße und Schwarzenberg eingerichtet hat, gibt es an den Straßenrändern rund um die Hochschule Parkraumkonflikte – und das, obwohl die Universität auf dem Campus selbst mehr Parkplätze zur Verfügung stellt, als von Studierenden und Personal in Anspruch genommen werden.

Wie groß der tatsächliche Anteil der TUHH am Parkdruck in der Nachbarschaft ist, wurde nie eingehend untersucht. Es gibt auch andere Faktoren, wie die immer größer werdende Zahl von Privatfahrzeugen pro Haushalt, oder publikumsintensive Sportveranstaltungen in der Turnhalle Kerschensteinerstraße. Fakt ist allerdings erstens, dass in Studenten-Internetforen die Meinung verbreitet wird, man müsse die Campusparkplätze nicht nutzen, da es in der direkten Umgebung Parkraum an der Straße gibt. Fakt ist zweitens, dass die TUHH auf Druck des Landesrechnungshofs seit Februar Gebühren für ihre vormals kostenlosen Kfz-Stellplätze erhebt. Diese scheinen seither noch weniger genutzt zu werden.

Die Harburger Bezirksversammlung hatte deshalb den Kanzler – das ist vereinfacht gesagt der Verwaltungschef – der TUHH in den Regionalausschuss Harburg eingeladen. Dort sollte er berichten, wie sich die Parkplatznutzung seit Einführung der Gebühren entwickelt hat. Klaus-Joachim Scheunert musste die Ausschussmitglieder allerdings enttäuschen: Die Einführung der Gebühren erfolgte in der vorlesungsfreien Zeit. Die Vorlesungen haben erst seit einer Woche wieder begonnen. Man könne noch keine belastbaren Zahlen liefern. „Mein erster Eindruck ist zwar, dass jetzt weniger Autos in den Tiefgaragen stehen, aber gezählt haben wir noch nicht“, sagt er.

Auslastung schon vor den Gebühren bei 60 Prozent

Schon vor der Gebühren-Einführung lag die Auslastung der 650 Campusparkplätze bei lediglich etwa 60 Prozent. „Die Auslastung sinkt mit der Tiefe der Parkdecks“, sagt Scheunert.

Obwohl er selbst für seinen Arbeitsweg Fahrrad und S-Bahn bevorzugt, ist Scheunert kein Freund der Gebühren. Parkraumbewirtschaftung ist seiner Meinung nach nicht die erste Aufgabe einer Hochschule und die Erträge würden den Aufwand wahrscheinlich nicht wert sein. Das habe den Rechnungshof allerdings nicht interessiert, berichtete er: „Eine wirtschaftliche Betrachtung der Angelegenheit wäre unwesentlich, sagte man mir. Es ginge darum, umweltpolitische Vorgaben des Senats umzusetzen und TU-Besuchern weniger Anreize zu geben, mit dem Auto zur TUHH zu fahren.“

Nachdem Versuche, die Parkraumbewirtschaftung extern zu vergeben, an durchweg unattraktiven Angeboten selbst von städtischen Firmen scheiterten, hat die TUHH jetzt Parkscheinautomaten aufgestellt – die gleichen, die auch in den Park-and-Ride-Häusern stehen. Die Preise staffeln sich zwischen kostenlosem Kurzparken bis 30 Minuten bis 30 Euro für einen Monat. Für 50 Euro monatlich können sich Hochschulangehörige einen festen Stellplatz mieten.

Da jetzt die Schranken der Garagen offen sind, ist es nun auch für Hochschulfremde möglich, die P?arkplätze zu nutzen, wenn sie Parkscheine kaufen. „Das geht auch monatlich, aber nur am Automaten“, sagt Scheunert, „für die Verwaltung von Mietverträgen haben wir keine Kapazitäten.“

Eine wichtige Einschränkung gäbe es für Anwohner allerdings zu bedenken: Von außen zugänglich sind die Tiefgaragen nur zu Betriebszeiten der Hochschule von 6 bis 20 Uhr. „Wollte ich Rund-um-die-Uhr-Zugänge für externe Nutzer schaffen, müsste ich erheblich in Türen und Brandschutz investieren“, sagt Hochschulkanzler Scheunert, deshalb habe er bei den Anwohnern auch noch nicht die Werbetrommel gerührt. Ohnehin möchte er lieber die Entwicklung der nächsten zwei Semester abwarten.

Tiefgaragen

650 Campus-Parkplätze gibt es an der TUHH. Die Zahl schwankt immer leicht, da Plätze manchmal für Ladezonen oder Elektro-Autos umgewidmet werden. Über die Hälfte – 350 – befinden sich in der Tiefgarage Eißendorfer Straße. Auch, wenn die Zufahrt zu den tieferen Decks abschreckend dunkel erscheint: Fährt man nah genug heran, schaltet ein Bewegungsmelder die Lampen heller – immerhin ist die TU eine Erfinderhochschule. 110 Plätze gibt an der Gazertstraße, 60 unter der Mensa.