Eißendorf. Mitarbeiter, Professoren und Studierende sollen Stellplätze künftig bezahlen. Anwohner befürchten Park-Chaos.
Lange hat sich die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) dagegen gesperrt, jetzt muss sie dem Drängen des Hamburger Rechnungshofs nachgeben: Ab 2018 erhebt die Hochschule für ihre Tiefgaragen Parkgebühren. Mitarbeiter und Anwohner gleichermaßen befürchten, dass viele, die jetzt noch in den drei Garagen parken, zukünftig versuchen werden, in Campusnähe einen Straßenparkplatz zu finden.
„Es ist jetzt schon so, dass die Straßen rund um die TUHH vollgeparkt sind, während es zumindest in einer der drei Tiefgaragen regelmäßig noch freie Plätze gibt“, sagt Jochen Hartmann, IT-Experte in der TU-Verwaltung. „Der Parkdruck im Viertel wird allerdings noch mehr steigen, weil ab nächstem Jahr nicht nur die TUHH-Plätze gebührenpflichtig werden, sondern auch der Lehrerparkplatz der Goethe-Stadtteilschule (GSH) im Zuge der Schulumbauten wegfällt.“
Die 544 Tiefgaragenplätze der TUHH sind in der Tat bereits jetzt nur zu durchschnittlich 60 Prozent ausgelastet, teilt TUHH-Pressesprecherin Jasmine Ait-Djoudi mit. Theoretisch gäbe es also 217 freie Parkplätze unter der TUHH. Darüber, warum sie nicht genutzt werden, kann man nur spekulieren.
„Die kleine Tiefgarage unter der Mensa und die Garage zur Gazertstraße sind früh voll. Die freien Plätze sind meistens in den tiefsten Decks der größten Garage an der Eißendorfer Straße. Vielleicht ist das einigen Studenten ja zu weit zu Vorlesungen am anderen Ende des Campus, oder sie wollen nicht drei Garagen absuchen.“
Im Studenten-Internetforum TalkIng wird die Meinung vertreten, dass man rund um den Campus „zu jeder Zeit etwas finden kann“. Die Anwohner sind da anderer Meinung. Besonders in der Niemannstraße und der Kasernenstraße müssen sie oft lange suchen, wenn sie nach Feierabend nach Hause kommen und die Straßen noch voller Studentenautos stehen.
Dabei sollte genau das nicht passieren: Sowohl beim Bau der TUHH 1982, als auch bei der Erweiterung 2009 hatten die Anwohner die Furcht um ihre Parkplätze geäußert und die Kommunalpolitik von der TUHH die Einrichtung großer Park-Kapazitäten, idealerweise mit Zugang für die Anlieger, gefordert. Die Kapazitäten hat die TUHH geschaffen.
Die Hochschule hat sich auch lange dem Druck des Rechnungshofs widersetzt, Parkgebühren zu erheben. Zum Teil aus Rücksicht auf den Stadtteil, zum Teil aber auch, weil die Uni-Verwaltung ausgerechnet hatte, dass die Bewirtschaftung der Parkplätze mehr Geld kosten als einbringen würde. Der Streit mit dem Rechnungshof währt so schon mindestens zehn Jahre.
Jetzt hat die Finanzbehörde gesiegt. Ab Januar kosten die Tiefgaragenstellplätze Geld: 3 Euro pro Tag oder 18 pro Woche. Mitarbeiter können ab 30 Euro pro Monat parken, einen reservierten Platz gibt es für 50 Euro. „Es gibt bereits Anträge für die Parkplatzanmietung“, sagt Jasmine Ait-Djoudi.
Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver fordert, die Tiefgaragen nun auch für Anwohner zu öffnen: „Einen sicheren Platz gegen eine kleine Gebühr zu haben, ist für die Anwohner sicherlich besser, als ständig suchen zu müssen. Dafür müssen die Garagen allerdings rund um die Uhr zugänglich sein. Hier ist die TU gefordert, ein Konzept zu entwickeln!“
Jochen Hartmann, TU-Angestellter und Familienvater sieht noch ein weiteres Problem: „Wenn sich zukünftig die GSH-Lehrerschaft sowie die TUHH-Angestellten und -Studenten auf Parkplatzjagd im Viertel begeben, gehen gleichzeitig über 1000 Schüler dort zu Fuß zur GSH. Das wird gefährlich“, sagt er.
Gut angebunden
Fast 8000 Studierende zählte die Technische Universität Hamburg-Harburg im Wintersemester 2016/17. Dazu kamen 708 Mitarbeiter, 92 Professoren schon eingerechnet. Dass für diese große Zahl 544 Garagenplätze offensichtlich ausreichen, liegt an der zentralen Lage der Hochschule in Harburg und daran, dass die TUHH über Semesterticket und Profi-Card die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs fördert.