Harburg. Bezirk Harburg würdigt ehrenamtliches Engagement. Der Harburg-Teller geht diesmal an Jochen Winand und Peter Schult.

„Gäbe es diesen Preis nicht, man müsste ihn erfinden“, sagte Lothar Bergmann, Präsident – das heißt in seinem Fall ehrenamtlicher Vorsitzender – des DRK-Kreisverbandes Hamburg-Harburg, bei seiner Rede beim Harburg-Empfang. Er meinte den „Harburger Bürgerpreis“, der am Freitagabend an engagierte Ehrenamtler vergeben wurde. Gut 300 Gäste waren in den Harburger Theatersaal gekommen, um das Engagement der Geehrten zu würdigen.

20 Initiativen und Privatpersonen waren für den Bürgerpreis nominiert oder hatten sich selbst beworben, darunter Fußballvereine und Flüchtlingsinitiativen. Das machte es der 16-köpfigen Jury, zu der Vertreter aus Kommunalpolitik und Gesellschaft zählten, nicht leicht, die Sieger zu bestimmten – der Preis wird auf einen ersten, zweiten und dritten Platz aufgeteilt. „Sie sind der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält“, sagte Dierk Trispel, Harburgs amtierender Bezirksamtsleiter. „Sie machen den Unterschied zwischen einem warmen, menschlichen Gemeinwesen und einer kalten, egoistischen Gesellschaft aus.“

Der Preis ist mit 2500 Euro dotiert

Auch DRK-Präsident Lothar Bergmann hob hervor, wie wichtig ehrenamtliches Engagement sei. „Ich war ja auch schon ein paar Mal hier, um für Initiativen des Deutschen Roten Kreuzes Ehrungen entgegenzunehmen“, sagte er, „und ich kann ihnen sagen: Solche Ehrungen sind unheimlich wichtig, denn im Alltag wird den Ehrenamtlern, ob nun bei Hilfsorganisationen, Gewerkschaften, Parteien oder Bürgerinitiativen die Anerkennung versagt. Manchmal ist es nicht nur so, dass ihre Arbeit ignoriert oder als selbstverständlich hingenommen wird. Gerade in der Flüchtlingsarbeit treffen wir oft auf offene Ablehnung – nicht von den Flüchtlingen, sondern aus der Gesellschaft. Ich kann dem nur entgegenhalten: Wenn man den Flüchtlingen nicht hilft, sind sie trotzdem da. Durch Nicht-Handeln hat man noch kein einziges Problem gelöst. Auch nicht durch wegsehen. Und da unterscheiden sich die ehrenamtlichen Helfer von vielen anderen: Sie sehen und gehen hin, wo andere weggucken.“

Den mit 2500 Euro prämierten ersten Platz erhielt die Initiative „Sinstorf hilft“, die sich gegründet hatte, als die ersten Pläne bekannt wurden, in Sinstorf Flüchtlingsunterkünfte zu errichteten. Während viele ihrer Nachbarn sich noch ereiferten und eine der zwei geplanten Unterkünfte wegverhandelten, überlegten die Gründer der Initiative bereits, was man tun könnte, damit die Neuankömmlinge sich im Stadtteil wohlfühlen.

„Sie organisieren Hausaufgabenhilfen, ein internationales Café, Deutschkurse, Behördenhilfe, eine Fahrradwerkstatt und viel mehr“, lobte Heinz Lüers, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Harburg-Buxtehude, welche die Preise stiftet. Für Lüers war es das letzte Mal, dass er die Preise verlieh. Er geht in diesem Jahr in den Ruhestand.

Der Harburg-Teller, die Auszeichnung für Menschen, die sich um Harburg besonders verdient gemacht haben, wurde dieses Mal gleich zweimal vergeben, nämlich an Jochen Winand und Peter Schult. Winand erhielt den Teller als Anerkennung seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender des Wirtschaftsvereins für den Hamburger Süden. Nach 30 Jahren hat er diese Amt im vergangenen Jahr abgegeben. Ebenso wie Peter Schult, der zahlreiche Harburger Musikprojekte angestoßen hat, hatte er nicht mit der Auszeichnung gerechnet: „Ich weiß zwar, dass ich viel gemacht habe“, sagte Winand, „aber ich weiß auch, dass ich sehr anstrengend sein kann, und bestimmt viele Leute hier im Publikum, gerade aus der Politik, schon mal verärgert habe.“

Davon war in Dierk Trispels Laudatio auf Winand nichts zu spüren. „Mit seiner Tätigkeit über die Stadtgrenze hinaus hat Jochen Winand die Metropolregion vorweggenommen und später geprägt“, sagte Trispel. Für Entspannung zwischen den vielen Ansprachen sorgten fünf akademische Jazzmusiker: Das Solistenquintett der Bigband SwingIng der TUHH brachte brachten sogar Peter Schults Profi-Füße zum Wippen.