Hamburg. Am Sonnabend zieht ein Protestzug durch die Harburger Innenstadt zur Gefangenensammelstelle. Großer “Schwarzer Block“ erwartet.

Wer Sonnabendabend in der Harburger Innenstadt unterwegs ist, sollte sich auf erhebliche Verkehrsbehinderungen gefasst machen: Um 18 Uhr beginnt auf dem Harburger Rathausplatz eine Demonstration von G20-Gegnern. Unter dem Motto „GeSa To Hell“ hat das „Harburger Bündnis gegen Repression“ zu den Protesten aufgerufen. Mindestens 500 Teilnehmer – aus dem vorwiegend linksautonomen Spektrum – werden erwartet.

Der Demonstrationszug wird sich voraussichtlich gegen 18.30 Uhr in Bewegung setzen und durch die Harburger Innenstadt zur Gefangenensammelstelle (GeSa) im ehemaligen Lebensmittelgroßmarkt an der Schlachthofstraße ziehen. Unterwegs wird es mindestens drei Zwischenkundgebungen geben. Der Verein „Welt*Raum Harburg“ hat die Demonstration angemeldet. Er wird der libertären Anarcho-Szene zugerechnet und hat seinen Sitz im linksautonomen Zentrum Sauerkrautfabrik am Kleinen Schippsee. Teilnehmer verschiedener, vorwiegend linker Gruppen aus ganz Hamburg werden zu der Demo erwartet – darunter militante Kräfte der Roten Flora. Nach Abendblatt-Informationen sollen auch einige gewaltbereite Linksautonome mitmarschieren, die nicht aus Hamburg kommen, sondern extra anreisen.

Demo richtet sich gegen Gefangenensammelstelle

Die Gefangenensammelstelle mit Platz für 400 Personen ist den Harburger Gipfelgegnern ein Dorn im Auge. Sie befürchten, dass viele Demonstranten schon im Vorwege der Gipfeltage am 7. und 8. Juli an Kontrollpunkten in Harburg und in Lüneburg von der Polizei festgehalten und so an ihrem G20-Protest in Hamburg gehindert werden könnten, sagt Peter P. (Name geändert) vom Kollektiv „Welt*Raum“. Es könne nicht sein, dass „für die Demonstranten extra ein Knast gebaut wird“, sagt er.

Sammelzellen für fünf Personen sind neun Quadratmeter, Einzelzellen 3,2 Quadratmeter groß. Die Wände sind weiß gestrichen. In den Zellen befindet sich lediglich eine Bank. In jeder Zelle gibt es einen Alarmknopf, mit dem Personal herbeigrufen werden kann.

„Für Leute, die an Klaustrophobie leiden, ist so eine winzige, fensterlose Zelle im Container die Hölle“, sagt P. Fraglich sei, ob diese Form der Unterbringung überhaupt zulässig sei und womöglich gegen die Menschenwürde verstoße. „Viele erinnern sich noch an den Hamburger Kessel“, sagt P.

Polizei ist vorbereitet auf den Demozug

Als „Hamburger Kessel wurde ein Polizeieinsatz am 8. Juni 1986 in Hamburg bundesweit bekannt: Auf dem Heiligengeistfeld versammelte sich damals eine Menschenmenge, um gegen den Bau das Kernkraftwerks Brokdorf zu demonstrieren. Die Menschen wurden von der Polizei eingekesselt. Mehr als 800 Personen wurden bis zu 13 Stunden lang in den Absperrketten festgehalten. Das Verwaltungsgericht Hamburg erklärte den Einsatz später für rechtswidrig. „Das Beispiel zeigt, dass mit staatlicher Willkür zu rechnen ist“, sagt P.

Die Polizei ist vorbereitet. Sie wird den Protestzug am Sonnabend lageabhängig begleiten. Zwischenkundgebungen sind laut Veranstalter auf der Walter-Dudek-Brücke vor der Polizeiwache, am Phoenix-Center und an der Ecke Neuländer Straße/Schlachthofstraße vor der Gefangenensammelstelle geplant. Danach geht es erneut quer durch die City zur Abschlusskundgebung am Kleinen Schippsee zur Sauerkrautfabrik.

Zum G20-Gipfel will das Bündnis rund um die Uhr „Mahnwache“ an der Gesa halten. Auch, um gestrandete Demonstranten zum Bahnhof zu begleiten. Oder in der Sauerkrautfabrik mit Essen und Trinken zu versorgen. Für Notfälle stehen dort Betten bereit.

Die Route der Demonstration

Um 18 Uhr beginnt die Demo auf dem Rathausplatz. Um 18.30 Uhr geht der Zug durch die Innenstadt Richtung Harburger Ring, über die Wilstorfer Straße, Moorstraße auf die Walter-Dudek-Brücke zur GeSa in der Schlachthofstraße.

Von dort geht es zurück über Neuländer Straße, Hannoversche Straße, Buxtehuder Straße, Großer und Kleiner Schippsee zur Abschlusskundgebung an der Sauerkrautfabrik.