Harburg. Harburger Rathausforum ist fertiggestellt. Bezirk will Bürgern die Verwaltung der kurzen Wege bieten.
„Wenn wir vor zehn Jahren gesagt hätten, dass wir die Harburger Verwaltung heute in so einem Bau unterbringen können, hätten wir uns selbst nicht geglaubt“, sagte Dirk Trispel, Verwaltungsdezernent und als Stellvertreter des erkrankten Thomas Völsch derzeit Bezirksamtsleiter, bei der Eröffnungsfeier zum letzten Bauabschnitt des Harburger Rathausforums, „ schon die Idee,alle Bürgerdienste an einem Ort anbieten zu können, wäre früher utopisch erschienen – und an diesem Ort erst recht.“
Trispel schilderte, wie sich hier früher die verlassene Polizeiwache mit ihrer 70er-Jahre-Waschbetonoptik wie ein Fremdkörper in der Harburger Innenstadt ausgemacht hatte, mit einer Brachfläche darum herum, die von mutigen Autofahrern als Abenteuerparkplatz benutzt wurde. „Die einzelnen Dienststellen des Bezirksamts waren über die ganze innere Stadt verteilt“, sagte er, „teilweise lagen zwischen den Ämtern Fußwege von einem Kilometer Länge!“
Mit der Verwaltungsreform sei dann die Aufgabe einhergegangen Verwaltung nicht nur organisatorisch, sondern auch räumlich neu zu denken. „Gleichzeitig hat sich zum Glück auch die Immobilienpolitik der Stadt geändert und es wurde nicht mehr alles verkauft, was Käufer fand, sondern Hamburg setzte wieder auf eigene Gebäude.“
In einem ersten Bauabschnitt wurden bis 2012 bereits das soziale Dienstleistungszentrum und das Zentrum für Bauen, Wirtschaft und Umwelt an der Knoopstraße, Ecke Julius-Ludowieg-Straße gebaut. Im zweiten Schritt kam das Kundenzentrum auf das Grundstück der alten Polizeiwache. „man sieht an der Architektur einer Gesellschaft immer, was ihr wichtig ist“, sagte Finanz- und Bezirkssenator Peter Tschentscher, „Früher prunkvolle Schlösser, später Bank-Paläste und jetzt bauen wir in Hamburg bürgerfreundliche Verwaltungsgebäude!“
Auch wenn die offizielle Eröffnung erst gestern stattfand: Weil der Bau einen Monat früher fertig war, als gedacht, ist das Kundenzentrum bereits umgezogen. Das Bezirksamt rechnet durchschnittlich mit einem Besucheraufkommen von 2300 Kunden pro Woche im ganzen Gebäude zu rechnen, wobei echte Kundendienstleistungen hauptsächlich im Erdgeschoss (Pass- und Meldeangelegenheiten) im ersten (Ausländerbehörde) und zweiten Stock (Standesamt) angeboten werden. 82 Mitarbeiter sind in den Neubau gezogenen. Raum ist dort für 100 Arbeitsplätze.
Durch den Umzug des Kundenzentrums sind jetzt alle Bürgerdienstleistungen an einem Standort konzentriert. „Wichtig war uns, dass die Wege zwischen den Ämtern im Innenhof verlaufen und nicht außen“, sagte Architekt Michael Kitzmann. „Durch diesen Burg-Charakter, der auch durch das turmartige Staffelgeschoss betont wird, wollen wir den Bürgern ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln.“
Hätte das vor zehn Jahren jemand gesagt – wahrscheinlich hätte ihm niemand geglaubt.
Mieter – Vermieter
Ursprünglich war für den Harburger Verwaltungsneubau die Grünfläche zwischen Rathaus und Bauamt im Gespräch. Das hatte bei den Harburgern zu Protesten geführt: Sie wollten ihre „Krokuswiese“ behalten. Die Stadt musste umplanen.
Der Bezirk Harburg verwaltet seine Verwaltungsgebäude nicht selbst. Im Rahmen eines „Mieter-Vermieter-Modells“ ist die städtische „Sprinkenhof GmbH“ Eigentümerin des Rathausforums und vermietet es an den Bezirk. So bleibt das Geld in der Staatskasse und der Bezirk hat als Mieter An- spruch auf ein gepflegtes Objekt.