Buxtehude. „Granini-Wehr“ in Buxtehude ist marode. Langsame Flussbewohner wie der Aal schaffen es nicht mehr hinauf. Kosten noch nicht geklärt.
Die Hansestadt Buxtehude wird die Stau- und Wehranlage im Stadtteil Altkloster modernisieren und das Staurecht von der insolventen HGV Hanseatische Grundbesitz- und Vermögensverwaltungsgesellschaft übernehmen. Das bedeutet: Ein neuer Fischaufstieg wird geschaffen. Derzeit schaffen es nur noch wenige Flussbewohner über die defekte Fischtreppe in den Oberlauf der Este. Und das im Jahr 1956 errichtete Wehrgebäude soll saniert und nutzbar gemacht werden. Der Betriebsausschuss des Stadtrates befürwortet den von der Stadtentwässerung vorgelegten Plan.
Die in der Öffentlichkeit als Granini-Wehr bekannte Stauanlage erweist sich für viele Lebewesen in der Este als nicht mehr zu überwindendes Hindernis. Die vorhandene, im Jahr 1990 errichtete Fischtreppe ist defekt. Das damals aus ökologischen Überlegungen verwendete Eichenholz hat sich als ungeeignet erwiesen. Er verrottete schnell. Der Fischaufstieg funktioniert heute nur noch, weil ihn Mitglider der Angler- und Naturschutzgemeinschaft Nord-Niedersachsen in ehrenamtlicher Arbeit mit Notreparaturen in Betrieb halten.
Langsame Schwimmer wie Aale oder Meeresneunaugen würden den Fischaufstieg nicht mehr passieren können, sagt Karl-Heinz Bahns von der Angler- und Naturschutzgemeinschaft. Seit dem Jahr 2000 setzt er sich für die Modernisierung der Fischtreppe ein. Selbst gute Schwimmer wie Lachse hätten Schwierigkeiten, den Fischpass zu durchqueren. Durch das verrottete Hol tritt Wasser an den Seiten und nach unten aus. In dem Fischpass herrsche eine turbulente Strömung.
Wie hoch die Kosten eines Fischpasses sind, ist offen
Mit dem Kauf des Geländes im Jahr 1999 und dem Bau von 130 Wohnungen was die HGV verpflichtet, die Stau- und Wehranlage zu unterhalten - doch dann folgte die Insolvenz des Immobilienunternehmens. Jetzt wird die Hansestadt Buxtehude das Stauverpflichtung und die Pflicht zur Unterhaltung übernehmen.
Die Hansestadt wird eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Sie soll aufzeigen, wie Fische die Wehranlage umgehen können. Zwei Lösungen sind denkbar: Die vorhandene Fischtreppe könnte ersetzt werden – oder die frühere Turbinenkammer zu einer Sohlgleite, eine Art treibende Wildwasserbahn für Flussbewohner, umgebaut werden. Die Studie kostet nach Angaben der Stadtentwässerung etwa 12000 Euro. Was der Bau eines Fischpasses kosten könnte, ist noch offen. Die Stadtentwässerung geht davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Kosten aus dem Fließgewässerprogramm zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie förderfähig sind.
Möglicherweise könnten Fische und kleinere Flussbewohner noch auf einem anderen Weg die Stauanlage in Altkloster überwinden. Eine Idee ist, den ökologischen Ausgleich in dem Planfeststellungsverfahren zum innerstädtischen Hochwasserschutz mit dem Bau von sogenannten Mini-Deichen vorzuziehen. Das vorhandenen Umlaufgerinne entlang des Wohngebietes am Granini-Wehr könnte zu einer Sohlgleite gestaltet werden. Der deutlich längere Aufstieg im Vergleich zu der Fischtreppe würde auch kleine Wasserlebewesen flussaufwärts wandern können. Gespräche müssen zeigen, ob die Planfeststellungsbehörde eine derartige Sohlgleite als ökologischen Ausgleich anerkennt.
Die Stauanlage gilt für den Hochwasserschutz als unverzichtbar. Beschlossene Sache ist deshalb die technische Grundsanierung. Die Elektrik entspreche nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen. Antriebselemente seien verbogen, sagt Eckehard Dittmer, Betriebsleiter der Stadtentwässerung. Die Kosten belaufen sich auf etwa 100.000 Euro.
Stauanlage ist wichtig für den Hochwasserschutz
Eckehard Dittmer und alle Fraktionen im Betriebsausschuss sind sich einig: Auch wenn das Wehrgebäude aus dem Jahr 1956 nicht als Baudenkmal geschützt ist, soll es erhalten werden. „Es würde als Teil von Altkloster fehlen“, sagt Dittmer. Das Gebäude erinnert an die Industriegeschichte Buxtehudes. Der bekannte Safthersteller Granini hat mit Hilfe von Turbinen in dem Gebäude Strom für die Produktion erzeugt. Granini hat im Jahr 1995 sein Welt in Buxtehude aufgegeben. Die Stauanlage ist im Volksmund immer noch unter dem Namen bekannt.
Um das Gebäude vor dem Verfall zu schützen, wird die Hansestadt Buxtehude 20.000 Euro für die Dachreparatur investieren. Wie das ortsbildprägende Haus später genutzt wird, ist noch offen.