Luhmühlen. Das Festival bietet Musik, Kunst und gutes Essen – ein Ereignis für Leute, die nicht (mehr) auf Rockkonzerte gehen.
Picknick mit Wein und gegrilltem Schafskäse, Strickworkshops, ein Lesesalon unter Bäumen, Kinder in Bollerwagen und Menschen, die Yoga in Gummistiefeln machen – das Festival „A Summer’s Tale“ bietet so manchen ungewöhnlichen Anblick. Eher Sommerparty im Garten als Tummelplatz mit Schlammschlacht.
Anders soll es sein, ein Ort, an dem sich auch Menschen wohlfühlen, die nicht (mehr) auf Musikfestivals gehen – weil sie über 30 sind, auf klamme Zelte und dünne Isomatten gut verzichten können oder einfach lieber auf den eigenen Musikgeschmack als auf hippe Trends vertrauen.
In diesem Sommer geht das viertägige “A Summer’s Tale“ auf dem Eventgelände Luhmühlen in der Lüneburger Heide in die dritte Runde. Schon jetzt laufen die Vorbereitungen für das Musik-, Kultur- und Kreativprogramm auf Hochtouren. Mitarbeiter des Hamburger Konzert- und Festivalveranstalters FKP Scorpio arbeiten daran, wieder ein Festival auf die Beine zu stellen, das so in Deutschland einzigartig ist. Ihr Ziel: Entspannung, aber keine leichte Kost. Entschleunigung, aber keine Langeweile. Achtsamkeit, aber keine Esoterik.
Wie ein gutes Konzeptalbum ist „A Summer’s Tale“ sorgfältig komponiert. Musik, Kulturangebote und Kulinarisches bilden ein Gesamtkunstwerk, das diese eine Atmosphäre voller Leichtigkeit transportieren soll. Natürlich gibt es Konzerte – international bekannte Musiker wie die Pixies oder Franz Ferdinand treten ebenso auf wie eher unbekannte Newcomer.
Es gibt Vorträge übers Imkern und über Couchsurfen
Einen ebenso großen Stellenwert hat aber das Kulturprogramm drumherum. Es gibt Lesungen, Film- und Theatervorführungen sowie Vorträge, zum Beispiel übers Imkern oder Couchsurfen. Bei einer Reihe von Workshops können die Besucher Neues ausprobieren, sie treffen sich zum Tanzen, Filzen, Yoga oder zur Weinverkostung. Wer Hunger bekommt, kann sich an zum großen Teil regionalen Spezialitäten sattessen.
Da sich das Festival vor allem an Besucher jenseits der 30 wendet, sind Kinder mehr als willkommen. Im Familienprogramm treten Kinderbands auf, bei speziellen Workshops können die kleinen Gäste unter anderem tanzen oder Yoga üben und es gibt ein Zelt als Rückzugsort und zum Spielen.
„Dieses Festival ist für alle Generationen gedacht, niemand wird schräg angeguckt, die Leute achten aufeinander. Es ist entspannter, sauberer und hochwertiger als klassische Festivals“, sagt Sina Klimach. Ihr Job ist es, das Festival mit dem speziellen Konzept in der Öffentlichkeit bekannt und es potenziellen Besuchern schmackhaft zu machen.
Dafür zieht die 30-Jährige einen Vergleich heran: Wie ein erholsamer und inspirierender Kurzurlaub soll „A Summers Tale“ sein, ein Ort, an dem jeder Besucher seine persönliche Sommergeschichte entstehen lassen kann.
Das Bild eines fantastischen Sommermärchens zeigt sich auch auf den Plakaten, die seit einigen Wochen vor allem in Norddeutschland für das Festival werben. Rankende Blumen und grüne Blätter bilden einen dichten Dschungel, in dem neugierige Tiere und verlockende Beeren zu entdecken sind.
Dass auch eine Diskokugel — ein Verweis auf das Nachtprogramm mit DJs — aus dem Blattwerk hervorblitzt, ist wohl auch als ironische Anspielung zu verstehen. Dem Publikum wird durchaus Humor zugetraut, „A Summer’s Tale“ soll trotz des kulturellen Anspruchs keine verkopfte Sache fürs Bildungsbürgertum sein.
„Nach Luhmühlen kommen Leute, die mit beiden Beinen im Leben stehen, sie haben einen Beruf und oft auch eine eigene Familie“, beschreibt Sina Klimach das Publikum.
Im ersten Jahr besuchten 7500 Besucher bei bestem Sommerwetter das Festival, 2016 waren es trotz Wind und Regen schon 12.000. Für diesen Sommer erwarten die Veranstalter einen weiteren Zuwachs. Die meisten Besucher in den vergangenen zwei Jahren – viele kamen nach der Premiere 2015 ein zweites Mal – waren zwischen Ende 20 und Ende 50, etwas mehr Frauen als Männer. Ein Großteil kam aus Hamburg oder Niedersachsen, aber auch etliche Berliner und Besucher aus Nordrhein-Westfalen mischten sich in die Menge. Ein bisschen Internationalität ins Besucherbild brachten im vergangenen Jahr unter anderem 15 US-Amerikaner, drei Japaner und ein Gast aus Neuseeland.
Ungefähr 20 Prozent der Besucher reisten mit Kindern an – auch wenn es auf dem Festivalgelände oft nach mehr aussah, wie Sina Klimach erzählt. „Gerade die Aktivangebote kommen bei den Kindern toll an, die sich auf dem gesamten Gelände tummeln.“
Auch der eine oder andere Musiker mischt sich vor oder nach seinem Auftritt beim „A Summer’s Tale“ unter die Besucher, genießt die besondere Atmosphäre – und macht das feine Festival in der Lüneburger Heide per Twitter oder Instagram auch im Rest der Welt ein kleines bisschen bekannter.
Das Festival „A Summer’s Tale“ wird vom 2. bis 5. August 2017 auf dem Eventgelände Luhmühlen veranstaltet. Besucher können eigene Zelte aufschlagen oder mit Upgrade-Optionen übernachten.
Tagestickets gibt es für 74 Euro. Ein Pass für den gesamten Zeitraum kostet 139 Euro ohne und 179 Euro mit Camping. Familien zahlen 194 Euro für einen Tag, 339 Euro für vier Tage ohne und 449 Euro mit Camping. Kinder bis sechs Jahre haben freien Eintritt.