Buchholz . Seiteneinsteiger sind in Buchholz willkommen wie auch Berufsrückkehrer. Es geht um die Ausbildung von jungen Flüchtlingen.

Lehrer dringend gesucht: Weil in Niedersachsen die Berufsbildenden Schulen (BBS) vom Land beauftragt sind, minderjährige schulpflichtige Flüchtlinge zu unterrichten, schaffen es die BBS in Buchholz kaum noch, die zusätzlichen Stunden mit Bordmitteln zu erfüllen. Deswegen sind jetzt auch Quer- und Wiedereinsteiger sehr willkommen.

Im Projekt „Sprint“ – das steht für Sprache und Integration – des niedersächsischen Kultusministeriums werden Flüchtlinge ab 16 Jahren unterrichtet. Sie lernen sowohl die deutsche Sprache als auch deutsche Gepflogenheiten und erhalten eine sozialpädagogische Begleitung. Das Projekt dauert ein Jahr, es beginnt aber nicht zum regulären Schuljahresbeginn, sondern während des laufenden Schuljahres – je nach Bewerberlage. Um danach die Zeit bis zum Beginn des nächsten Schuljahres zu überbrücken, schließt sich das Programm „Sprint dual“ an. In Zusammenarbeit mit er Bundesagentur für Arbeit und den örtlichen Betrieben besuchen die Jugendlichen im Rahmen einer Einstiegsqualifikation zwei Tage pro Woche den Schulunterricht und drei Tage den Praktikumsbetrieb. Ziel ist, dass die Flüchtlinge am Ende des Programms fit sind für eine Berufsausbildung. Während die Teilnahme am Programm Sprint für alle Flüchtlinge ab 16 verpflichtend ist, hängt die Teilnahme am Programm Sprint dual davon ab, ob die Person eine Bleibeperspektive in Deutschland hat.

Was Bewerber mitbringen sollten

An Sprint Dual werden 36 Schüler teilnehmen, an den zwei neu geplanten Sprint-Klassen 28 Schüler. Dies entspricht 60 Unterrichtsstunden pro Woche, die besetzt werden müssen. Insgesamt hat die Berufsbildende Schule Buchholz somit 14 Klassen für die Integration jugendlicher Flüchtlinge seit Oktober 2015 eingerichtet.

Um die Stundenzahl zu erreichen, stellen die BBS nun auch Quereinsteiger ein. „Das Land hat uns dazu die Freigabe erteilt“, erläutert Schulleiterin Kira Buchmann. Angesprochen sind pensionierte Lehrer, aber auch Lehramtsstudenten, die Zeit überbrücken wollen, bis ihr Referendariat anfängt. Es werden aber auch Mitarbeiter gesucht, die zwar kein Lehramtsstudium absolviert, aber trotzdem pädagogische Erfahrung im Spracherwerb haben. „Bewerber sollten darüber hinaus Organisationstalent und Lust auf die Betreuung der Schüler in ihren Betrieben haben“, ergänzt Helmut Schwager, der die Abteilung Berufseinstiegsschule leitet.

17-Punkte-Plan für Lehrkräfte

Die Einstellung erfolgt nach Angestelltenrecht des Bundes und ist auf maximal zwei Jahre befristet. Pro Woche sollte der Bewerber für mindestens sechs Stunden zur Verfügung stehen, es sind Voll- und Teilzeitbeschäftigungen möglich.

Interessenten können sich telefonisch oder über die Homepage www.bbs-buchholz.de bewerben.

Sollte es nicht sofort gelingen, genügend Lehrkräfte zu finden, werde es Wartelisten geben, sagt die Schulleiterin: „Wir gehen aber davon aus, dass wir für die geplanten Klassen Lehrkräfte finden. Aufgeben werden wir nicht. Auch ein Ausweichen nach Winsen wäre dann zu prüfen.“

Mit einem 17-Punkte-Plan hat das Land Niedersachsen Anfang 2016 den Einstieg für Lehrkräfte in der Flüchtlingsqualifizierung erleichtert. Unter anderem sollen Bewerber ohne Lehramtsstudium leichter in ein Referendariat gehen können. Voraussetzung ist Abschluss in zwei Fächern, davon mindestens einem Bedarfsfach.

Teilzeitkräfte sollen auf Vollzeit aufstocken können, unter anderem zur Überbrückung von Wartezeit auf die nächste freiwerdende Vollzeitplanstelle. Gegebenenfalls kann die Einstellung auch rückwirkend zu Schuljahresbeginn statt zum Halbjahresbeginn erfolgen. Vollzeitkräfte sollen mehr Stunden leisten können, die ihnen auf einem Zeitkonto gutgeschrieben werden, Pensionäre sollen zurückgeholt werden.

Auch in Hamburg gibt es ein spezielles Berufseinstiegsprogramm für 16- bis 18-jährige Flüchtlinge. Hier wurden über das Hamburger Institut für berufliche Bildung (HIBB) Seiten- und Quereinsteiger angeworben. In Hamburg wird als Seiteneinsteiger bezeichnet, wer nicht unbedingt eine lehramtsbezogene Ausbildung, aber einen fachlichen Hintergrund wie etwa Germanistik hat. Quereinsteiger sind Personen mit Hochschulabschluss in Mangelfächern, aber ohne Lehrerausbildung, sie kommen in den Vorbereitungsdienst auf das Referendariat.

Nach Angaben des HIBB war es nicht sonderlich schwierig, Mitarbeiter zu finden, wenngleich es unter den möglichen Seiteneinsteigern wenig geeignete Bewerber gab. Der Bedarf gehe insgesamt zurück, da weniger Flüchtlinge kommen, erste Verträge laufen bereits wieder aus.