Hamburg. Acht Bienenvölker haben im vergangenen Sommer im Hamburger Hafen fleißig Nektar und Blütenpollen eingesammelt.

Bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) kommen nicht nur Containerkräne, Laster und Güterzüge zum Einsatz, sondern neuerdings auch Honigbienen. Acht Bienenvölker haben im vergangenen Sommer im Hafen fleißig Nektar und Blütenpollen eingesammelt. Nach der Erzeugung des Honigs und der Untersuchung von Lebensmittelanalysten, konnte der Hafenbetrieb schließlich seine „Ernte“ einfahren: Rund 50 Gläser feinstes „HHLA Hafengold“, wie die Honigmarke inzwischen heißt.

„Die 50 Gläser waren schnell vergriffen“, sagt Torsten Engelhardt, Leiter der HHLA-Unternehmenskommunikation. Vor allem wichtige Firmenkunden seien damit versorgt worden. „Im kommenden Jahr erhoffen wir uns aber eine deutlich größere Menge Honig, sodass auch andere in den Genuss des Hafengolds kommen.“

Im Sommer hatte der Hamburger Stadtimker Stephan Iblher die acht Kästen mit zusammen rund 320.000 Bienen auf dem Gelände des HHLA-Containerterminals Altenwerder (CTA) aufgestellt. Direkt am Zaun, unweit des Containerreparaturbetriebs HCCR. „Anfangs lief es noch nicht so gut, aber später produzierten die Völker einen tollen Honig“, erinnert sich Iblher. Der Imker hat es zu seiner Spezialität gemacht, seine Bienenstöcke in der Stadt zu platzieren.

Ganz neu ist der Gedanke nicht: Bereits seit 1999 gibt es am Flughafen in Fuhlsbüttel Bienenvölker, die dort fleißig Honig produzieren. Iblher verkauft Ernten aus dem Eilbektal, vom Lattenkamp oder dem Botanischen Garten Flottbek. Er hat Honig aus dem Niendorfer Gehege und vom Ohlsdorfer Friedhof. Sogar auf dem Dach eines Hotels am Michel unterhält Iblher ein Bienenvolk.

Aber es war schon immer sein Traum, einen Hafenhonig zu produzieren. „In der Mitarbeiterzeitung der HHLA fand ich den Aufruf zu dem Projekt und habe mich gleich beworben“, sagt Iblher.

Der HHLA-Nachhaltigkeitsbeauftragte Jan Hendrik Pietsch hatte die Idee dazu. „Der CTA ist einer unserer nachhaltigsten Terminals, weil wir dort konsequent auf Elektrifizierung der Anlagen setzen“, sagt HHLA-Sprecher Engelhardt. „Ziel ist es, den Kohlendioxidausstoß bis 2020 um 30 Prozent zu reduzieren.“ In diesem Zusammenhang entstand die Idee, im Umkreis des Terminals Bienenschwärme auszusetzen, um an ihrem Honig die Umweltauswirkungen testen zu lasen.

So sehen die
ersten Gläser
„Hafengold“ aus,
die die HHLA
produzieren ließ
So sehen die ersten Gläser „Hafengold“ aus, die die HHLA produzieren ließ © HHLA

Das Ergebnis ist laut Imker Iblher „ziemlich“ überraschend. „Der Honig ist von großer Reinheit.“ So hätten die Laboruntersuchungen keine Rückstände von krebserregenden Schadstoffen wie polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen ergeben. „Der Anteil an Schwermetallen ist extrem gering, und anders als beim Honig vom Land weist der Stadthonig auch keine Pestizide auf.“ Der Honig sei insgesamt also reiner als der vom Land. Dort würden Bauern zum Erhalt ihrer Monokulturen Insektizide und Herbizide einsetzen. In der Stadt gebe es das kaum. „Städtische Schadstoffe“ seien hingegen meist fettlöslich und würden nicht in den Honig eingetragen. „Nicht einmal eine Schadstoffbelastung durch die Schiffe lasse sich bei dem HHLA-Honig nachweisen“, sagt Iblher.

Und obgleich auf dem Terminal nur Stahlcontainer und eine riesige Teerdecke zu finden sind, ist auch der Geschmack des Honigs „einfach toll“, wie der Imker meint, und keinesfalls metallisch: Würzig frisch, nach Wiesenkräutern schmecke der dunkelgelbe Sirup und interessanter als sortenreiner Honig.

Das liegt an den Grundkomponenten – also den Pollen und dem Nektar, dessen Herkunft ein chemisches Labor in Bremen genauer untersucht hat: Kerbel, Doldenblütler, Rosengewächse, Klee, Senf, Hartriegel – die Zusammensetzung legt die Unterbringung der Bienen in einem bunten Kräutergarten nahe und nicht in einem Hafengebiet.

Imker Iblher kann den vermeintlichen Widerspruch aufklären: „Auch im Hafen gibt es immer wieder Grünflächen und Brachen, auf denen Pflanzen wachsen. Die Bienen sammeln Honig aus Entfernungen bis zu drei Kilometern ein. Da finden sie in Altenwerder, rund um die alte Kirche und in Moorburg genügend Nahrung.“ Deshalb möchte Iblher 2016 seine Bienenkästen schon im Frühjahr zur Obstblüte aufstellen. „Das gibt einen ganz milden Honig.“ Und insgesamt erwartet er eine größere Menge des HHLA-Hafengolds: „Mich fragen die Lkw-Fahrer und Terminalmitarbeiter schon ständig, wann sie denn einmal etwas Honig abbekommen. Da müssen wir mehr liefern.“

Erst einmal muss der Imker auf dem Terminal einen neuen Stellplatz für seine Bienenkästen suchen. Den alten darf er nicht wieder nehmen: Den haben Sicherheitskräfte des Hafens bemängelt. Man könnte zu leicht über den Zaun auf die Bienenkästen klettern, um auf das abgesperrte Gelände zu kommen, monieren sie.