Wilhelmsburg. . Seit einem Jahr leitet Diana Ennet den Wilhelmsburger Verein „Die Insel hilft“ und unterstützt Flüchtlinge bei der Integration.

Schon als Kind hat Diana Ennet gerne Verantwortung übernommen. „Ob in der Schule oder Zuhause, habe ich mich um alle mögliche Sachen gekümmert“, sagt die 47-jährige Vereinsvorsitzende. Sie leitet den Verein „Die Insel hilft“, der Flüchtlinge bei der Integration unterstützt.

Während der Schulzeit hatte die ehemalige DDR-Bürgerin Nachhilfe für leistungsschwache Schüler gegeben, sie war als Klassenvertreterin im Schulrat aktiv und nahm an zahlreichen Sportaktivitäten teil. Nach der Schulausbildung mit einem Abschluss von 1.1, bekam sie ihren Traumjob: sie wurde Kosmetikerin. In der DDR wurden damals nur 50 junge Frauen pro Jahr in dem Beruf ausgebildet. „Und ich war dabei,“ sagt Ennet.

Ihre Neugierde bewog Diana Ennet dazu, immer wieder etwas Neues zu probieren. Die Ehrenamtliche hat drei abgeschlossene Ausbildungen und Jobs in verschiedenen Branchen hinter sich. Sie hat ein Diplom als Fremdsprachenassistentin, sie arbeitete beim Fernsehen und bekleidete eine verantwortungsvolle Position bei einer IT-Firma in Hannover. Dort stellte sie ihr Organisationstalent als persönliche Assistentin des Vorstands unter Beweis.

Aber: Sie wollte selbst Entscheidungen treffen und machte sich nach weiterer Ausbildung als Personal- und Organisationstrainerin selbstständig. „Um etwas zu bewegen, muss man in einer Leitungsposition arbeiten. Ich will nicht mehr warten, bis jemand endlich einer Entscheidung zustimmt. Ich möchte selbst die Konsequenzen tragen,“ sagt Ennet.

In den Verein „Die Insel hilft“ kam sie, um Menschen in Not zu helfen. „Ich wollte hier zuerst überhaupt keine Leitungsposition übernehmen. Und sieben Wochen später wurde ich dann plötzlich zur Vorsitzenden gewählt“, lacht sie.

Vor ihrem Engagement hat Ennet an einem Buch geschrieben und Coachings für Büropersonal durchgeführt. Im Januar 2015 entschied sie sich aber, sich ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit ganz zu widmen. Sie hängte ihren Job – nach Rücksprache mit ihrer Familie – für ein Jahr an den Nagel.

Derzeit lebt Ennet mit ihrem Ehemann und ihrem neunjährigen Sohn in Wilhelmsburg. Ihr älterer Sohn aus erster Ehe, der im Februar 16 wird, lebt seit drei Jahren bei seinem Vater in Berlin. Ihre Familie unterstütze sie stark bei ihrem Engagement, meint die Vereinsvorsitzende. „Mein jüngerer Sohn kommt zu Veranstaltungen mit oder hilft bei der Kleiderkammer. Mein Mann ist für mich ebenfalls ein ganz wichtiger Berater und Tröster,“ sagt Ennet.

Im Verein haben Ehrenamtliche zahlreiche Initiativen gestartet, um Flüchtlinge zu versorgen und zu integrieren. Dazu gehören die Kleiderkammer, wo bedürftige Menschen mit der Kleidung und Schuhen versorgt werden; Deutschkurse mit mehr als 40 freiwilligen Lehrerinnen und Lehrern; ein Begleitprojekt, bei dem Ehrenamtliche gemeinsam mit Flüchtlingen Behördengänge erledigen und helfen, Anträge auszufüllen. Auch kulturelle Aktivitäten, Museumsausflüge und Spaziergänge werden hier organisiert. Wer Lust hat, neue Menschen kennenzulernen, nimmt am Tandemprojekt teil. Die Initiative bringt Leute zusammen und hilft, neue Bekanntschaften zu schließen.

Besonderen Wert legt die Vereinsleiterin aber auf einen interkulturellen Austausch. Es sei ganz wichtig, dass Menschen in der Nachbarschaft direkten Kontakt zu Flüchtlingen haben, meint Ennet. „Das baut Vorurteile ab. Man erweitert seinen Horizont und schließt vielleicht sogar neue Freundschaften,“ sagt sie.

Neben den Kochabenden, für die sich Hamburger und Geflüchtete treffen, um gemeinsam zu kochen, organisieren Ehrenamtliche in Wilhelmsburg wöchentlich die sogenannten interkulturellen „Weltcafés“. Die Cafés, die in unterschiedlichen Kooperationen zustande kommen, sollen zu einer schnelleren Integration der Flüchtlinge und einer besseren Kommunikation mit den lokalen Einwohnern beitragen. Eines von den Cafés wurde vor ein paar Tagen in Kirchdorf-Süd eröffnet.

Mitte November wurde die Vereinsvorsitzende von der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte für ihr aktives gesellschaftliches Engagement mit „dem Bürgerpreis für herausragendes Engagement in der Integrationsarbeit“ gewürdigt. Mit dem Preisgeld von 3000 Euro werden Bücher, Fahrkarten und weitere notwendige Sachen für Flüchtlinge finanziert.

Für ihre Auszeichnung ist sie ihren Freunden und Unterstützern dankbar. „Ich bin kein einfacher Mensch und manchmal unbequem, denn jemand, der etwas bewegen will, macht sich nicht nur Freunde.“ sagt Ennet. „Aber ich habe auch sehr viel gelernt und immer wieder interessante tolle Menschen getroffen, die mich inspiriert haben.“