Harburg. Wer in der Vorweihnachtszeit etwas Gutes tun möchte, kann engagierte Ehrenamtler in mehreren Initiativen unterstützen.

Kurz vor dem Weihnachtsfest denken viele nicht nur an Familienmitglieder und Freunde, sondern wollen auch anderen eine Freude machen – und spenden. Immerhin 6,5 Milliarden Euro gaben die Deutschen im Jahr 2014 für einen guten Zweck.

Warum die Bereitschaft zu helfen gerade in der Weihnachtszeit so groß ist, weiß Burkhard Wilke, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI): „Weihnachten löst sich in Deutschland zwar immer weiter aus dem religiösen Kontext, aber es bleibt das Fest der Hoffnung und des Schenkens.“

Unterstützung bekommen in diesen Tagen auch viele Initiativen, die sich in Harburg um Flüchtlinge kümmern. Michael Schade, zum Beispiel, schenkt den Besuchern des Café Refugio seit einem Jahr einen Großteil seiner Zeit. Dass dort jeden Tag außer Sonntag 200 Gäste einen Snack bekommen und Ansprechpartner für alle möglichen Probleme finden können, ist das Ergebnis großer Hilfsbereitschaft.

Die Trinitatisgemeinde stellt die Räume ihres ehemaligen Kirchenasyls an der Bremer Straße zur Verfügung, zwei Harburger Bäcker spenden jeden Tag Brötchen und Kuchen und jeden Tag stehen ehrenamtliche Helfer wie Angelika und Michael aus Harburg bereit, die den Cafébetrieb von 15 bis 20 Uhr organisieren. Für Angelika ist das „eine ganz sinnvolle Sache. Hier kann man genau sehen, was die Hilfe bewirkt“.

Zum Beispiel ein Lächeln ins Gesicht von Asrin zaubern, die sich ein Stück Gebäck vom Tablett nimmt. Die 34 Jahre alte Lehrerin ist mit ihrem Bruder Pouya aus dem Iran geflohen und kommt gern in das Café. Gesprochen wird Deutsch, Englisch und Arabisch, die Stimmung ist entspannt und freundlich.

Zwischen den jungen Menschen, die um die kleinen Tische sitzen, fällt ein großer, älterer Mann auf. „Ich wollte helfen“, sagt er und hält einen dunkelgrauen Wintermantel hoch. Unter den Arm hat er noch zwei Klappstühle geklemmt. Michael Schade weiß zwar nicht sofort wohin damit, aber er freut sich. „Es ist gut, dass die Menschen helfen“, sagt der pensionierte Lehrer.

Ähnliche Erfahrungen hat auch Andrea Zwengel gemacht. Die Harburgerin engagiert sich bei der Flüchtlingshilfe Binnenhafen, die sich vorrangig, aber nicht nur um die 200 Bewohner der „Transit“ kümmert. „Ich freue mich, dass so viele Harburger etwas tun wollen.

Es gibt verschiedene Anfragen und Angebote von Vereinen und Institutionen speziell für Geflüchtete“, sagt Andrea Zwengel. Das Monsun Theater in Altona lädt beispielsweise am Nikolaustag Kinder und Erwachsene aus den Harburger Flüchtlingsunterkünften kostenlos zu Vorstellungen ein.

„110 Kinder können das Stück „Winter im Munintal“ sehen, für 80 Erwachsene gibt es am selben Abend den Film „Orpheus und Eurydike“, der mit Live-Musik begleitet wird und auch ohne Sprachkenntnisse verständlich ist. Da auf der „Transit“, die im Binnenhafen liegt, keine kleinen Kinder untergebracht sind, haben Andrea Zwengel und ihre Mitstreiter die Einladung an die Unterkunft Lewenwerder II weitergereicht. „Dort leben Familien mit kleinen Kindern, denen der Theaterbesuch Freude machen soll“, sagt Andrea Zwengel.

Auch Anne Rehberg, Organisatorin und Veranstalterin des Harburger Weihnachtsmarktes, möchte Kindern eine Freude machen. Deshalb sind am Freitag, 18. Dezember, zwischen 17 und 18 Uhr alle Kinder zum Basteln und Malen auf den Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus eingeladen.

Sowohl Andrea Zwengel, als auch Michael Schade haben durch ihr soziales Engagement ganz neue Erfahrungen gesammelt, Menschen kennengelernt und Dankbarkeit erfahren. Darüber hinaus sind Nachbarn, die lange wenig von einander wussten, miteinander ins Gespräch gekommen. „Das Zusammengehörigkeitsgefühl in unserem Quartier ist gewachsen“, sagt Andrea Zwengel. Das bestätigen auch Angelika und Michael, die Tee und Kaffee kochen, Gebäck verteilen und zuhören.

Auf die Frage, was die Initiativen am dringendsten für ihre ehrenamtliche Arbeit brauchen, lautet die Antwort: Zeit und Geld. Am wichtigsten seien Menschen, die mithelfen, damit Geflüchtete hier ihr Leben gestalten können. Was Angelika Zwengel und Michael Schade stellvertretend für viele andere ehrenamtlich Engagierte sagen, ist wissenschaftlich erwiesen. Jürgen Schupp fand in einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung heraus, dass Spender glücklichere Menschen sind.