Das Kooikerhondje ist selten, aber sehr begehrt. Züchter führen lange Wartelisten für den spanielähnlichen Lockvogelhund.

Hollenstedt. Es ist die normalste Sache der Welt, dass Hunde einen Jagdtrieb entwickeln. Umso erstaunlicher ist es, wenn es auch andersherum geht. Es gibt Hunde, die als Lockvögel dienen. Geflügelbauern aus den Niederlanden setzen eine ganz bestimmte Hunderasse ein, um Enten zu erwischen: Die Kooikerhondje. Die Hunde sind zwar relativ selten, aber das Interesse an dem lebhaften Spaniel ist inzwischen in Deutschland sprunghaft angestiegen.

Torsten Warnke, Vorsitzender vom Deutschen Club für Kooikerhondje in Hollenstedt, möchte zwar ungern von einem Hype sprechen, sagt aber, die Züchter könnten die Nachfrage nicht befriedigen. Das geht so weit, dass Hundeliebhaber schon Kontakt zu den Züchtern aufnehmen, bevor die Welpen überhaupt geboren sind. Manche Züchter berichten von 60 Anfragen pro Wurf. Es kommt vor, dass Interessenten ein Jahr lang auf ihren Wunschhund warten.

Was macht den Hund so beliebt? Zum einen: Er ist hübsch. Zum anderen klingt seine Charakterbeschreibung wie eine perfekte Kontaktanzeige: fröhlich, gutartig, aufmerksam, sensibel, intelligent und dabei noch sehr anpassungsfähig.

Apportieren und Kunststücke halten sie fit. Mindestens eine Stunde am Tag mit viel Auslauf muss drin sein
Apportieren und Kunststücke halten sie fit. Mindestens eine Stunde am Tag mit viel Auslauf muss drin sein © dpa-tmn | Susanne Tosi

Auch die Größe ist ein Grund für das Interesse an dem Tier. „Der Kooikerhondje ist nicht zu groß und nicht zu klein und sieht immer noch wie ein Hund aus“, sagt Torsten Warnke. Sein Markenzeichen sind die Ohren mit den schwarzen Haaren an der Spitze, Ohrringe genannt. Sein Fell ist weich, mittellang und rotorange-weiß gefleckt.

Die äußere Erscheinung der Kooikerhondje wussten die Geflügelbauern in den Niederlanden für die Jagd nach Enten zu nutzen. Sie setzten die Hunde in speziellen Fangvorrichtungen für Wasserwild ein, um die neugierigen Enten anzulocken. Und das geht so: Wenn das rot-weiße Hündchen durch die Vorrichtungen läuft, nehmen die Enten nur das Hinterteil und die wedelnde Schwanzspitze als wiederkehrenden weißen Fleck wahr.

Da der Fleck immer wieder auftaucht, locken die Kooikerhondje die Enten tiefer in die Röhre, bis sie in den Fangkäfig gelangen. Noch heute sind von den so genannten Entenkooien etwa 100 für wissenschaftliche Untersuchungen an den Enten in Betrieb.

Erst seit 20 Jahren wird die Rasse Kooikerhondje in Deutschland gezüchtet. Pro Jahr bringen die Hunde nur 120 bis 150 Welpen auf die Welt.

Weil die Tiere so selten und begehrt sind, treibt es den Preis nach oben. Etwa 1300 Euro kostet ein Kooikerhondje bei einem Züchter.

Wer sich für einen solchen Hund interessiert, sollte trotz des stolzen Preises bei einem seriösen Züchter kaufen. Die Rasse ist anfällig für Erbkrankheiten, da sie fast ausgestorben war und für die Zucht nur ein kleiner Genpool zur Verfügung stand. Züchter im Deutschen Club für Kooikerhondje müssen die Hunde unter anderem auf eine lähmende Erbkrankheit, auf die Von-Willebrand-Krankheit, eine Gerinnungsstörung des Blutes, und verschiedene Augenerkrankungen testen lassen.

Im Norden sind die Kooikerhondje besonders selten. Diejenigen, die im Landkreis Harburg Kooikerhondje halten, kann Torsten Warnke fast an einer Hand aufzählen. „Auch in Hamburg ist es ein Glückstag, wenn man einen antrifft“, sagt Warnke.

Er und Ulrike Warnke halten zwei Kooikerhondje. Als Sohn Hendrik groß genug war, sollte ein Hund das Familienleben noch bereichern. Eigentlich wollte sich Torsten Warnke, der selbst mit Hunden aufgewachsen ist, gerne einen Labrador anschaffen. Der war aber seiner Frau zu groß. Bei ihrer Suche nach einer Alternative sind sie zufällig auf das Kooikerhondje gestoßen. „Wir haben uns einen angeschaut, und es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Ulrike Warnke.

Jetzt haben sie mit Bosse und Aiko zwei lebhafte Hunde im Haus. Ulrike Warnke sagt, die Tiere seien empfänglich für Hundesport und allerlei Tricks. So nahm Sohn Hendrik bereits mit Aiko am Agility teil. Ziel des Hundesports ist, dass der Hund schnell und möglichst fehlerfrei durch einen Parcours kommt.

Es muss nicht zwingend Agility sein, aber Kooikerhondje brauchen in jedem Fall Bewegung und Auslastung. Ein Besuch bei den Warnkes zeigt es: Sobald die Hunde draußen sind, rennen sie verspielt umher. Hund Bosse tut alles, um einem Ball hinterher jagen zu können. Immer wieder schleppt er ihn an, lässt ihn auf den Boden fallen, bellt und hofft, dass jemand Erbarmen zeigt und endlich dagegen tritt. „Für einen Halter, der noch nie Hunde hatte, kann das leicht anstrengend werden. Die Kooikerhondje brauchen Beschäftigung“, sagt Ulrike Warnke.

Für Familien mit Kleinkindern sind die Hunde allerdings weniger geeignet. Auf unvorsichtiges Herumtollen, Geschreie, Ziehen an den Ohren oder am Fell reagiert der Kooikerhondje empfindlich. „Da kann er auch mal zuschnappen. Er ist ein Sensibelchen“, sagt Warnke.

Gerade weil der Hund so empfindlich ist, braucht es Konsequenz und Einfühlungsvermögen in der Erziehung. Man solle nicht laut und hart agieren, sondern vielmehr mit positiver Motivation, sagt Warnke. „Dann hat man einen Freund fürs Leben.“