Harburg. Die Brücke wird voraussichtlich erst in drei Monaten fertiggestellt sein. Erneut sind Fehler festgestellt worden.
Pleiten, Pech und Pannen auf ganzer Linie. Harburgs neue Drehbrücke im Binnenhafen, zwischen Kanalplatz und Lotsekai, hat ein weiteres Problem, das dafür sorgt, dass das Bauwerk nicht - wie vorgesehen - Ende dieses Monats offiziell in Betrieb genommen werden kann. Jetzt hält es der zuständige Projektleiter vom Hamburger Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), Dr.-Ing. Björn-Axel Dose, für wahrscheinlich, dass die Brücke sogar erst Ende Februar kommenden Jahres für die Benutzung freigegeben wird. Dose: „Diesen Termin halte ich aber auch nur dann für wahrscheinlich, wenn uns der Winter milde begegnet.“
Von der Brückenplanung vor fünf Jahren über Architekturwettbewerb, Auftragsausschreibung, Auftragsvergabe, Herstellung, Transport bis zum Einheben des 115 Tonnen schweren Gesamtbauwerks am 3. Oktober dieses Jahres an seinen jetzigen Standort gab es - wie berichtet - zahlreiche Pannen.
Noch am 20. Oktober hatte Susanne Meinecke, Sprecherin der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation , mitgeteilt, dass die Stromversorgung für die Brücke nun bis zum Steuerungskasten an der Kaikante hergestellt sei und das Drehlager der Brücke in seiner Position endgültig durch Verguß von Spezialbeton festgesetzt werden sollte.
Das Festsetzen ist bis heute nicht erfolgt, weil wieder einmal ein Fehler erkannt worden ist und aufwändig nach einer Lösung des Problems gesucht werden musste. LSBG-Projektleiter Dose: „Der geplante Verguss ist von mir umgehend gestoppt worden.“
Im Probebetrieb war alles in Ordnung, die Brücke lief einwandfrei. Es gab keinen Millimeter Veränderung an den Fundamenten und dem Sockel des Drehlagers. Aber bei genauer Betrachtung befindet sich die Brücke nicht in wirklich korrekter Position. Während das ab Drehlager etwas längere vordere Brückenteil sauber mit dem Schließ-Mechanismus vom nördlichen Zugang am Lotsekai zusammenpasst, befindet sich das etwas kürzere Hinterteil etwa sieben Zentimeter unterhalb der Kaikante vom Kanalplatz.
Zum Ausgleich dieses sieben Zentimeter Höhenversatzes gibt es nun zwei Möglichkeiten: Entweder die Kaikante absenken oder die Brücke anheben. Nach umfangreichen Prüfungen aller technischen Details fiel die Entscheidung laut Projektleiter Dose auf das Anheben der Brücke. Mit diesen Arbeiten soll in der kommenden Woche begonnen werden. Im Drehlager befinden sich noch hydraulische Pressen, mit denen die Einstellung vorgenommen werden kann.
So muss die Drehbrücke aus ihrer bisher waagerechten Position herausgehoben und in eine leichte Schieflage gebracht werden. Sie muss mit dem Vorderteil im Schließmechanismus bleiben und mit dem Hinterteil an die Kaikante anschließen. In dieser Einstellung soll dann das Festsetzen des Drehlagers erfolgen. Dose: „Alle technischen Details sind in der Zwischenzeit geprüft. Die Funktion der Brücke wird auch in dieser Einstellung uneingeschränkt gewährleistet sein.“
Wieso dieser Höhenunterschied zustande gekommen ist, lässt sich laut Dose noch nicht beantworten.Einerseits haben die Betonbauer genau nach Plan gearbeitet. Und die Stahlbauer haben ebenso ihre Brückenteile genau nach Vorgabe abgeliefert. Nach der Ursache des Höhenversatzes wird noch geforscht. Und sofern ein Sündenbock gefunden wird, dürfte der auch an den Kosten für den Mehraufwand beteiligt werden.
Nach wie vor wird eine Bausumme für das Projekt von rund 3,1 Millionen Euro angegeben. Nach dem Anheben der Brücke und dem Festsetzen des Drehlagers wird es etwa sieben Tage dauern, bis der Vergussbeton endgültig ausgehärtet ist. Ab 14. Dezember können dann die Ankerbolzen des Drehlagers angespannt werden.
Anschließend soll die Kaikante am Kanalplatz betoniert werden. Über die Feiertage von Weihnachten bis Neujahr soll der Beton aushärten. Dann geht es weiter mit dem Bau von Absperranlagen an den Brückenzugängen an Kanalplatz und Lotsekai. Die Zugänge müssen für Fußgänger und Radfahrer versperrt sein, bevor die Drehbrücke für Schiffsverkehr geöffnet werden kann.
Diese Arbeiten werden von einer Elektro-Baufirma erledigt. Für den Betrieb der kommendes Jahr fertiggestellten Brücke müssen auch noch Mitarbeiter der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) geschult werden. HPA-Leute müssen von den Skippern vom Betrieb der Harburger Hafenschleuse angefordert werden. Projektleiter Dose sagt, dass sich die Auftragsvergabe in Einzelgewerke bei diesem Brückenbau nicht bewährt hat.