Moisburg/Hollenstedt. Die Ernte hat begonnen. Die Preise für Christbäume bleiben in diesem Jahr stabil. Saskia Blümel wirbt als Königin bundesweit.
Hunderte Tannenbäume in Netzen verladen auf Paletten, Tausende noch auf den Plantagen: Dazwischen Saskia Blümel, die seit September für den Verband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger als Weihnachtsbaumkönigin öffentlichkeitswirksam Werbung macht.
Die 26-Jährige hantiert mit der Kettensäge so selbstverständlich wie ein Hobbygärtner mit seinem Rechen und lässt zudem keinen Zweifel daran, dass sie den Betrieb ihres Vaters Siegfried einmal übernehmen wird. „Das ist klar“, sagt sie, auch wenn der Zeitpunkt noch offen ist.
Seit ihrer Gründung 1982 arbeitet die Baumschule Weihnachtsbäume Blümel aus Moisburg mit Helmut Detje aus Hollenstedt zusammen. Beide Betriebe bewirtschaften insgesamt 100 Hektar. Zum Marketingverbund zählt zudem der Betrieb von Cord Matthies, der eine ebenso große Fläche mit Tannen bebaut.
„Damit kommen wir mit den Großabnehmern wie Rewe oder auch Märkten wie Aldi und Praxis in Holland ins Geschäft und haben eine bessere Verhandlungsposition“, sagt Chef Siegfried Blümel. Detje und Blümel verkaufen jährlich rund 40.000 Weihnachtsbäume und kommen auf einen Umsatz von rund einer halben Million Euro. Nach dem Hof von Bernd Oelkers in Wenzendorf gelten die beiden Chefs als Nummer zwei im Landkreis Harburg.
Der Süden Hamburgs, wo die Ernte begonnen hat, ist ohnehin Weihnachtsbaumland. Der Hintergrund: Nordmanntannen, die 98 Prozent des Anbaus bei Blümel und Detje ausmachen, lieben einen Boden, der Wärme lange hält. Genau das können die Felder, weil ihr Untergrund wenig Lehm enthält. Detje schätzt, dass in der Region auf 1200 Hektar Weihnachtsbäume stehen. Weil es 2015 reichlich Niederschläge gab, seien sie „fast zu gut“ gewachsen. Denn damit Tannen nicht zu luftig werden, dürfen sie pro Jahr nur um ein Ellenbogenmaß zulegen.
Die gute Nachricht für alle Kunden: Die Preise bleiben in diesem Jahr stabil. Nordmanntannen, die 75 bis 80 Prozent aller Haushalte aufstellen, liegen bei den Händlern zwischen 18 und 23 Euro pro Meter. „Blautannen, von denen wir auch noch einige kultivieren, kommen auf elf bis 14 Euro“, sagt Saskia Blümel. Diese Tannen sind für ihren intensiven Duft bekannt, den sie n die Stuben verströmen.
Die Arbeit auf dem Feld verrichten neben dem Blümels fünf bis zehn Saisonarbeiter, die je nach Jahreszeit zum Mulchen, Beschneiden der Bäume, Mähen, Unkraut herausziehen und schließlich zur Ernte anreisen. Die Flächen lassen sich dabei nur mit großen Traktoren, Netz- und Palettiermaschinen bearbeiten.
Die meisten Haushalte bevorzugen heute Bäume, die etwa 1,75 Meter groß sind. Sie sind auf den Feldern markiert, werden abgesägt und auf die Wege sowie durch die Netzmaschine gezogen, bevor sie auf Paletten landen, die bis zu 140 Bäume fassen.
Neben dem Großabnehmern bedient Blümel aber auch Privatkunden. „Weihnachtsmärkte im Wald werden immer beliebter. Solche Verkaufsaktionen wollen wird ausbauen“, sagt Saskia Blümel, die zwar als Bankkauffrau und studierte Bankfachwirtin hauptberuflich für die Sparkasse Harburg-Buxtehude arbeitet, aber jedes Jahr vor dem Weihnachtsfest für zwei Monate komplett auf den väterlichen Hof wechselt.
In diesem Jahr werden am 19. und 20. Dezember am Hollinder Weg in Hollenstedt nicht nur Nordmanntannen stehen, sondern auch Hütten für Hobbykünstler sowie Glühwein- und Bratwurstanbieter. Pro verkauften Baum wird ein Euro an die SOS Kinderdörfer gespendet.
Diese Aktion geht auf den Weihnachtsbaum-Verband zurück, an dessen Spitze Nachbar Oelkers steht. Für den Verband ist Saskia Blümel nun für zwei Jahre bundesweit unterwegs. Sie hat bereits die Saison in Werder bei Potsdam mit eröffnet wird nach Stuttgart und nach Köln reisen und soll Ende November mit Tagesschau-Sprecher Jan Hofer das Licht an der Hamburger Alstertanne anknipsen.
Ein paar Tage später soll sie in Hannover bei Ministerpräsident Stephan Weil vorbeischauen. Alles im Dienste für den natürlichen Weihnachtsbaum aus kontrollierter Landwirtschaft, dessen Ökobilanz als deutlich überlegen zum Kunststoffbruder angesehen wird.
Trotz solcher Verpflichtungen bleibt Saskia aber noch Zeit für ihr Hobby. Seit 22 Jahren spielt sie Fußball bei der SG Este/Holvede. Am Sonntag siegte ihre Mannschaft in der Kreisliga mit 5.1 gegen Agathenburg/Dollern.