Harburg. Das Bauprojekt „Marina auf der Schloßinsel“ sollte zur IBA 2013 fertig werden. Dann fiel massiver Baupfusch auf. Von dem ist jetzt nichts mehr zu sehen.
Déjà-vu im Harburger Binnenhafen: Gerüste werden abgebaut, Fassaden werden sichtbar. Das gleiche Bild gab es beim Wohnungsbauprojekt „Marina auf der Schloßinsel“ vor ziemlich genau drei Jahren schon einmal. Nur, dass der damalige Anblick trügte. Bei Prüfungen flog massiver Baupfusch auf. Die Fassaden waren nicht vorschriftsmäßig mit dem Rohbau verbunden. Sie mussten komplett abgerissen und neu aufgebaut werden.
Das Ergebnis des Neuaufbaus wird jetzt sichtbar. Mehr als sieben Millionen Euro mussten vom Bauherren, dem Versicherungsunternehmen Provinzial Rheinland, für die Instandsetzung nachgelegt werden. Die ursprünglich als Generalbauunternehmen eingesetzte Firma Alpine war kurz vor Vollendung des Gesamtbauwerks, Anfang 2013, pleite gegangen und konnte für den Pfusch nicht mehr belangt werden.
Rund 70 Millionen Euro lautete die vom Bauherren Provinzial bisher genannte Investitionssumme des Gesamtprojekt. Dieses besteht aus sechs Hauptgebäuden sowie einem Appartement-Wohnturm namens „pearl“, der dem früheren Hansen-Getreidespeicher äußerlich nachempfundenen ist.
Hier gibt es Wohnungen zu kaufen für mehr als eine Million Euro. Ursprünglich sollte „Marina auf der Schloßinsel“ eine Vorzeigeimmobilie der Internationalen Bauausstellung IBA 2013 werden.
Nun wird mit der endgültigen Fertigstellung spätestens im Frühjahr 2016 gerechnet. Bereits zum Ende dieses Jahres sollen die sechs Hauptgebäude bezugsfertig sein, sofern in den kommenden Wochen kein Winterwetter mit strengen Frösten eintritt.
Provinzial-Sprecherin Martina Hankammer nennt Details: „Die Objekte ocean und sun konnten zwischenzeitlich bereits fertig gestellt werden. Für die Objekte marin, beach, sky und park wird die Fertigstellung noch für dieses Jahr erwartet. Beim Objekt pearl kam es bereits witterungsbedingt zum Stopp bei der Herstellung der Muschelkalkfassade. Das Gebäude wird früh im nächsten Jahr fertig gestellt. Die Aufnahme der Vermarktung soll mit Fertigstellung der Aussenanlagen im Frühjahr nächsten Jahres richtig beginnen. Besichtigungen werden aber heute schon durchgeführt. Erste Vertragsabschlüsse konnten auch schon umgesetzt werden. Von Kunden wird die wasserseitige Ausrichtung sowie die großzügigen Terrassen und Balkone positiv hervorgehoben.“
Mit der Vermarktung ist Engel & Völkers befasst. Das Gesamtprojekt zählt 162 Wohnungen und eine Tiefgarage mit 200 Stellplätzen.
Trotz des Abrisses und des Neuaufbaus der Fassaden waren rund 20 Wohnungskäufer oder Mieter, die Ende 2012 in das zuerst fertiggestellte Haus „beach“ eingezogen waren, nicht wieder ausgezogen und hatten sämtliche Unannehmlichkeiten der Bauaktivitäten ertragen.
Dipl.-Ing. Axel Kronenberg vom Projektsteuerungsunternehmen Du Diederichs achtet darauf, dass der Neuaufbau der Fassaden und die Fertigstellung von Gebäuden und Außenanlagen ohne Beanstandungen erfolgen. „Mit der Instandsetzung sind andere Firmen befasst als zuvor. Da wird genau nach Vorschrift gearbeitet und rechtzeitig geprüft.“
Die Marina auf der Schloßinsel wird Adresse für etwa 400 Bewohner, darunter Familien mit Kindern. Wasserseitig zum Verkehrshafen und zum Überwinterungshafen werden voraussichtlich noch im November die Arbeiten zum Aufbau von Steganlagen beginnen. Bewohner sollen an den Stegen ihre Sportboote festmachen können.
Spaziergänger sollen über die Stege auch Zugang zum Wasser erhalten. Mit den Außenanlagen werden kommendes Frühjahr auch die Anwohnerstraße und Feuerwehrzufahrten fertiggestellt. Kronenberg: „Ich hoffe, dass uns der Winter keinen Strich mehr durch die Rechnung macht. Es wäre zu schön, wenn unser Zeitplan eingehalten wird.“
Zwei weitere Wohnungsbauprojekte auf der Schloßinsel sind bereits fertiggestellt. Inzwischen ist auch die für eine kurze Wegeverbindung zur Harburger Innenstadt gedachte Drehbrücke zwischen Kanalplatz und Lotsekai aufgebaut. Die Drehbrücke soll Ende November in Betrieb gehen.