Harburg. Mit neuen Schulungen soll ein erster Schritt in den Arbeitsmarkt geschafft werden. 7547 Menschen im Bezirk im Oktober ohne Job.

Die Arbeitsagentur steigt in die Organisation von Deutschkursen für Flüchtlinge ein. Vom 1. November an werden Schulungen von Bildungsträgern für Menschen aus den vier Staaten Iran, Irak, Syrien und Eritrea finanziert. „Das gilt erstmals für Sprachkurse“, sagte Ines Rosowski, die Chefin der Agentur in Harburg, dem Abendblatt. Für Menschen aus diesen Ländern ist eine Anerkennung des Asyls hoch wahrscheinlich.

„Für Hamburg haben wir bereits Bildungsträger in zwei Veranstaltungen informiert“, sagt Rosowski. Gerade im südlichsten Hamburger Bezirk ist das Potenzial für solche Kurse hoch. Immerhin leben hier derzeit gut 4000 Asylbewerber, Plätze für weitere gut 4000 sind geplant. Wie viele Kurse mit bis zu 25 Teilnehmern eingerichtet werden, ist jedoch noch nicht klar.

Möglich macht den Vorstoß das gerade vom Bundestag beschlossene Gesetz zur Beschleunigung von Asylverfahren. Es sieht vor, dass die Agentur pro Kopf und Tag 4,50 Euro an die Bildungsträger überweist.

In Hamburg gehören die Volkshochschule, die Sprachschule Berlitz und die SBB Berufliche Bildung zu den Anbietern. Die Bundesregierung rechnet damit, dass bis zu 100.000 Menschen gefördert werden können und hat dafür bis zu 121 Millionen Euro bereitgestellt.

Ines Rosowski, Chefin Arbeitsagentur in Harburg in ihrem Büro
Ines Rosowski, Chefin Arbeitsagentur in Harburg in ihrem Büro © HA | Rolf Zamponi

In Harburg werden die einzelnen Bildungsträger sich direkt bei den Unterkünften melden und mit Flyern und Plakaten auf ihre Kurse aufmerksam machen. Dazu lassen sich die Angebote über die Online-Seiten der Arbeitsagentur abrufen. Klar ist: Das derzeitige Angebot bei den Kursen lässt sich noch ausweiten. Die Kurse werden dazu zu verschiedenen Tageszeiten beginnen.

Nach ihrem Abschluss sollen Daten über die Schulbildung, die Sprachkenntnisse und die berufliche Qualifikation für Arbeitsagentur und Jobcenter vorliegen. Schließlich werden die Menschen künftig zu den Kunden der Arbeitsverwaltung gehören.

Der Hintergrund für die bisher beispiellose Aktion der Arbeitsagentur ist klar: Zwar können Asylbewerber, die seit drei Monaten im Land sind, in Jobs vermittelt werden. Jedenfalls wenn keine Deutschen oder EU-Ausländer ebenso gut für die jeweilige Tätigkeit geeignet sind.

Doch das bleibt ein theoretisches Recht, solange die Deutschkenntnisse nicht ausreichen. Selbst junge Erwachsene haben kaum Chancen eine Ausbildung zu schaffen, weil sie dafür auch die Berufsschule meistern müssen.

An die ersten Schulungen der Agentur sollen sich dann die eingeführten Integrationskurse des Bundesamtes für Migration anschließen, die üblicherweise ein Jahr lang dauern. „Die Agentur wird 2016 erneut bei Bildungsträgern Kurse einkaufen, um die Flüchtlinge für Bewerbungen zu schulen“, sagt Rosowski. Der Termin dafür steht aber noch nicht fest.

In die Arbeitslosenstatistik gehen Flüchtlinge erst ein, sobald sie einen Asylantrag gestellt haben, anerkannt sind oder langfristig in Deutschland geduldet werden. Damit kommen sie in Kontakt mit der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter. Bislang sind in ganz Hamburg erst etwa 900 Asylberechtigte aus den Krisenstaaten arbeitslos gemeldet.

Voraussichtlich erst im Frühjahr oder im Frühsommer wird sich zeigen, wie stark sich die Flüchtlingszahlen auf die Arbeitslosenstatistik auswirken. Hamburgs Arbeitsagentur-Chef Sönke Fock geht dabei davon aus, dass die positive Entwicklung durch den Anstieg aus den Krisenländern kompensiert wird.

Im Oktober blieben die Zahl der Arbeitslosen in Harburg konstant, wie die dortige Geschäftsstelle der Agentur am Donnerstag mitteilte. Die Quote war im Vergleich zum September mit 9,3 Prozent unverändert. Insgesamt ging die Zahl der Menschen ohne Job um sieben auf 7547 zurück. Damit liegt Harburg weiter an sechster und damit vorletzter Stelle unter den sieben Bezirken der Hansestadt.

Zum Vergleich: Hamburgweit lag die Arbeitslosenquote im Oktober bei 7,3 Prozent. Auch hier blieb die Quote konstant auf dem Niveau vom vergangenem September.

In Harburg waren im Oktober 1288 freie Stellen gemeldet. Das sind 14 mehr als noch im September. Gesucht werden derzeit Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Chemielaboranten, Erzieher , Fachleute für Systemgastronomie sowie Hauswirtschaftskräfte und, Köche. Auch Kraftfahrzeug-Mechatroniker, LKW-Fahrer, Medizinische Fachangestellte und Speditionskaufleute haben gute Chancen auf einen Job.

Unterdessen haben die Agentur und das Harburger Bezirksamt die Weichen für eine enge Zusammenarbeit bei den Flüchtlingen gestellt. „Mitte Oktober haben wir die dritte Etage in unserem Haus am Harburger Ring geräumt“, sagt Rosowski.

Die Räume werden jetzt umgebaut. Nach dem Abschluss der Arbeiten werden dort städtische Mitarbeiter einziehen, die sich mit der Unterbringung von Flüchtlinge befassen. Kürzere Wege für die Beteiligten sind kaum mehr möglich.