Rade. Auf dem Obsthof Viets in Rade würdigte der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel die Arbeit der Altländer Obstbauern.
Susanne Rahlf
Es wird ein gutes Apfeljahr, da ist sich Obstbauer Claus Viets aus Rade ganz sicher. Er steht in der Obstplantage hinter seinem Hof. Rot leuchten die Äpfel an der Zweigen, sie sehen zum Anbeißen aus. Es gab zwar ein paar kalte Tage im Frühling, als die Bäume blühten, aber dank Beregnung, bei der das Wasser an den Blüten gefriert und sie so vor der Kälte schützt, lief es für den Apfel sehr gut. Viets gehört zur Erzeugergemeinschaft der Bauern aus dem Alten Land und war am Freitagnachmittag Gastgeber des großen Festes, das anlässlich des Beginns der Apfelernte gefeiert wurde.
Ein wichtiges Ereignis, nicht nur für die hiesigen Obstbauern. So wichtig, dass eigens der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel angereist war, um den Startschuss zur Apfelsaison zu geben. Ebenfalls mit von der Partie waren zahlreiche Vertreter aus Politik und Obstanbau. Nicht fehlen durften natürlich die hübschen Majestäten aus dem Alten Land. Janina Viets, als Tochter eines Obstbauern geradezu prädestiniert für das Amt, war als Apfelkönigin mit Apfelprinzessin Diana Michaelis vor Ort. Sie verschönerten gemeinsam mit der Kirschregentin Anja Heurich und der Blütenkönigin Gesche Wick das Event und verbanden in ihren Trachten Tradition mit jugendlicher Frische. Außerdem waren Friederike Gubernatis und Anna-Lena Grell von den Buxtehuder Handballfrauen dabei, die vom Verband Elbe Obst gesponsert werden.
Tradition hat auch die Apfelspende der Altländer Obstbauern, die jedes Jahr Einrichtungen zugute kommt, die im sozialen Bereich angesiedelt sind und durch die vor allem kleine Kinder lernen sollen, dass Obst lecker ist und gut schmeckt. In diesem Jahr geht die Spende an den Verein KinderLicht in Hamburg, die Grundschulen in Neugraben und Rönneburg sowie die „Kita Kobolde“ in Altona.
Die diesjährige Apfelernte wird nicht ganz so üppig, wie im vergangenen Jahr, wo die Bauern eine Rekordergebnis erzielten und rund 365.000 Tonnen Früchte von den Bäumen pflückten. Obstbauer Claus Viets rechnet für diese Ernte mit 325.000 Tonnen des knackigen Obstes. Somit werden die Preise für Äpfel stabil bleiben. Bei ihm im Hofladen kostet das Kilo 1,50 Euro. „Im Handel könnte der Apfel allerdings fünf Cent teuerer sein als im vergangenen Jahr“, vermutet er. Rund 9000 Hektar Anbaufläche bewirtschaften die Bauern im Alten Land. 650 Familienbetriebe gibt es dort, davon leben 124 auf Hamburger Gebiet. Sie versorgen rund fünf Millionen Verbraucher aus der Metropolregion mit Obst.
Auf die Altländer kommen in den nächsten Jahren große Herausforderungen zu. Vor allem die Umsetzung des neuen Pflanzenschutzgesetzes, das im Februar diesen Jahres in Kraft getreten ist, erfordert, neue Wege zu gehen. Denn die Landwirte, auch aus dem Alten Land, müssen heute global denken und wirtschaften „Das Wetter und der Wettbewerb mit anderen Obstanbauregionen sind Herausforderungen, denen man sich stellen muss“, sagte Umweltminister Wenzel dazu. Er empfahl, die Qualität und Regionalität des Altländer Obstes herauszustellen: „Das sind Werte, die in der Vermarktung eine immer größere Rolle spielen.“
Auch die Sondergebiet-Verordnung für das Alte Land war bei der Saisoneröffnung ein Thema. Sie beinhaltet zahlreiche Vorgaben für die Bauern beim Pflanzenschutz und der Anwendung von Pflanzengiften. „Die Verordnung ermutigt viele Bauern im Alten Land zur Umstellung auf ökologischen Landbau“, sagte Ulrich Buchterkirch von der Fachgruppe Obstbau Niedersachsen dazu. Er wünschte sich eine noch bessere Zusammenarbeit und mehr Kommunikation zwischen Obstanbauern und den Umsetzern der neuen Verordnung. Minister Wenzel versprach, die Bauern bei der Umstellung auf ökologische Anbaumethoden zu unterstützen: „Investitionen, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit – das sind die Herausforderungen, mit denen wir umgehen müssen.“
Nun steht erst einmal die diesjährige Ernte an. Die erste Sorte des Jahres, den Astramel, hat Claus Viets schon komplett in seinem Hofladen verkauft. 30 Prozent seines Obstes vermarktet er direkt, 70 Prozent geht in den Handel. In die Supermärkte liefern die Altländer Bauern vor allem Elstar, Jonagold und Braeburn. Geerntet wird übrigens immer noch von Hand, denn Äpfel sind empfindlich: „Maschinen machen zu viele Druckstellen.“