Harburg. „Sommer-Special“ Teil 3 in der kleinen Harburger Galerie „Schauraum“: Vier Künstler aus Hamburg laden die Besucher ein in ihre ganz persönlichen, abstrakten Welten

Wabernde Nebel, träumerische Landschaften, Wolken und diffuses Licht, aus dem sich harte Kanten und starke Linien hervorheben – im dritten Teil des Sommer-Specials in der Harburger Galerie „Schauraum“ bekommt der Besucher keine Kunst auf dem Silbertablett serviert. Vier Hamburger Künstler zeigen in der Gruppenausstellung „Der rothaarige Hund, ein guter Tag“ vor allem Abstraktes. Ganz demokratisch haben alle vier zunächst Arbeiten aus ihren Ateliers mitgebracht und gemeinsam entschieden, was zu sehen sein wird. Was der Ausstellungsraum in Harburg leisten kann: „Es ging nicht um Eitelkeiten des einzelnen, sondern um die Frage: Wie funktioniert der Raum?“, berichtet Thorsten Dittrich. „Es soll Kontraste geben: Die Arbeiten sollen sich ergänzen und steigern“, sagt er weiter.

Waren in den vorangehenden Sommer-Specials mit Tobias Sandberger, der Collagen und Rauminstallationen zeigte, und Jan Ratschat mit seinen Landschaftsbildern und den selbst gebackenen „Bunker-Kuchen“, jeweils Gegenständliches zu sehen, verschwimmen nun Zeit und Raum. Stimmungen, Vergänglichkeit, Gegenwart und Suggestion bestimmen die Arbeiten von Thomas Jehnert, Gesa Lange, Ines Brinkschmidt und Thorsten Ditt­rich.

Gesa Lange ist die einzige aus dem Quartett, die nicht mit Öl auf Leinwand, sondern mit Graphit auf Papier arbeitet. Jede ihrer Arbeiten ist aufwendig gestaltet. Die Lehrerin für Zeichnen an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg hält den Moment fest. Mit Schattierungen zwischen Hell und Dunkel schafft sie Räume und detailreiche Welten, die verschwimmen und sich aufzulösen scheinen. Sie zieht den Betrachter in ihre Welten, die so wenig greifbar und flüchtig sind wie ein Traum.

Ines Brinkschmidt findet vor allem durch ihre Beobachtungen in der Natur ihre Inspirationen. Allerdings interessiert sie nicht die realistische Abbildung von Formen, es geht ihr mehr um das, was dahinter steht. Sie untersucht Gesetzmäßigkeiten, Prinzipien und Strukturen, Mikro- und Makrokosmos verschwimmen dabei. Realistische Formen werden bei ihr zu skurrilen Lebewesen oder verwandeln und entwickeln sich in abstrakte Farbstrukturen. Ines Brinkschmidt zeigt in der Ausstellung ihre jüngsten Arbeiten, nämlich sphärische Wolkenräume.

Auch bei Thorsten Dittrich spielt die Natur als Inspirationsquelle eine große Rolle. Ähnlich wie bei der Kollegin Brinkschmidt setzt auch er diese Anregungen in abstrakter Form um. In der Ausstellung präsentiert Dittrich seine Werkserie „Der verspätete Garten“. Geprägt sind seine Arbeiten von leiser Melancholie und bruchstückhafter Spiegelung innerer Welten. Abstrahierte vegetabile Körper treffen bei ihm auf spontan gesetzte ungegenständlichen Formen. Oft lassen sie sich nicht eindeutig identifizieren, erinnern aber bei näherer Betrachtung an Bekanntes. Mit ihren vielschichtigen, dabei aber farbarmen mentalen Landschaften erinnern seine Kompositionen fast an Bühnenbilder im Theater. Dittrich bewegt sich bei seiner Arbeit immer im Spannungsfeld zwischen freier malerischer Geste und farblich verdichteten Flächen. Wer sich für Dittrich so wie auch für die anderen Künstler Zeit nimmt und sich auf die Bilder einlässt, entdeckt Vielschichtigkeit, die sich nicht auf den ersten Blick erschließt.

Thomas Jehnert, der vierte im Bunde, nimmt das Thema Stimmungen ebenfalls auf, setzt seine Interpretationen aber gegenständlich um. Bei ihm ist alles bereit zum Aufbruch, nicht immer in Richtung Helligkeit und Glück, sondern oft auch entgegengesetzt in Richtung Zerfall und Transformation. Seine Bilder erinnern an szenische Inszenierungen und sind getragen von Melancholie und Weltenflucht. Seine gedeckten Farben unterstützen dies, ohne die Leuchtkraft des Momentes zu negieren.

Galerie „Schauraum“ Schwarzenbergstraße, Vernissage heute, 19 Uhr, bis zum 23. August, samstags und sonntags 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter 0171/370 78 14