Harburg. Hamburger Künstler zeigen in den nächsten Wochen in der Galerie am Schwarzenberg ihre Werke. Den Anfang hat Tobias Sandberger gemacht.

Kunst im Sommer in der Stadt? Kann man mal machen, vor allem, wenn es sich bei der Location um eine klitzekleine Galerie in einem lauschigen Harburger Hinterhof handelt. Die Galerie „Schauraum“ an der Schwarzenbergstraße ist so ein Ort, der inspiriert und die Sinne auf angenehme Art anregt. Hier bekommt man also aktuelle Kunst und obendrauf gute Gespräche in einer städtischen Idylle. Zurzeit läuft dort wieder der Sommer-Zyklus, bei dem drei Hamburger Künstler den Weg über die Elbe gesucht und gefunden haben. Jeweils an zwei Wochenenden im Juli und August zeigen sie ihre neuesten Arbeiten. Den Anfang hat Tobias Sandberger gemacht, der Grafiken unter dem Titel „Evilution ...es wird böse enden“ mitgebracht hat.

Tobias Sandberger liebt Geschichten. Für seine Comic-Serie schuf er eine eigene fugur: Jack in the Box
Tobias Sandberger liebt Geschichten. Für seine Comic-Serie schuf er eine eigene fugur: Jack in the Box © HA | Susanne Rahlf

Der 49 Jahre alte gebürtige Stuttgarter hat vor 30 Jahren an der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK) sein Metier gelernt. Schon damals war er fasziniert von Comics und Bilderserien. Diese Vorliebe zieht sich durch viele seiner Arbeiten und auch im Schauraum sind mehrere seiner Serienbilder zu sehen. Dafür zeichnet und koloriert er mit Filzstiften Geschichten einer Figur, die immer wieder in seinen Arbeiten auftaucht. Es ist „Jack in the Box“, ein diabolisch wirkender Zauberer, der im ständigen Clinch mit einem herbeigezauberten Alter Ego liegt. Die Geschichten sind inspiriert durch Anekdoten und Sprichwörter, wer genau hinsieht entdeckt viele Verweise auf andere Künstler.

„Ich finde, moderne Kunst darf durchaus auch schön sein“

Zweites großes Thema sind für Tobias Sandberger die klassischen Kindermärchen. Rotkäppchen, Blaubart oder Schneewittchen hat er künstlerisch umgesetzt, für die Ausstellung hat er einen selbstgedrehten Film, Collagen und Objekte über den standhaften Zinnsoldaten zusammengefasst. Dafür hat er eigens eine Ecke des Schauraums in ein dänisches Zimmer aus der Zeit von Hans Christian Andersen verwandelt mit einem kugeligen Eisenofen, Teegeschirr und Blümchensessel. Überall finden sich die Insignien des Zinnsoldaten, sogar die Tapete ziert das Symbol aus Bajonett und Tschako. Überraschende Perspektiven schafft Sandberger auch mit seinen Collagen. Durchbrochen sind sie wie ein Puzzle, Sandberger stellt jeweils zwei Personen aus völlig unterschiedlichen Kontexten gegenüber, findet Gemeinsamkeiten und tauscht sie aus.

Zunge raus! Die Collage gestaltet der Künstler in Form eines Puzzles
Zunge raus! Die Collage gestaltet der Künstler in Form eines Puzzles © HA | Susanne Rahlf

So tauscht er zum Beispiel die ausgestreckten Zungen des Wissenschaftsgenies Albert Einstein mit der des exaltierten Rocksängers Gene Simons, dessen ausgestreckte Zunge zum Markenzeichen der Band Kiss wurde. Hinter allem steckt ein guter Schuss Morbidität, dabei legt Sandberger durchaus Wert auf Poesie: „Ich finde, moderne Kunst darf durchaus auch schön sein.“ Die Ausstellung von Tobias Sandberger ist noch heute und morgen im Schauraum zu sehen, der Künstler ist jeweils von 14 bis 18 Uhr vor Ort und freut sich auf viele Interessierte.

Jan Ratschat ist bereits zum dritten Mal in Harburg

In der kommenden Woche beginnt dann der zweite Sommerzyklus-Künstler damit, im Schauraum seine Arbeiten zu platzieren. Jan Ratschat ist bereits zum dritten Mal in Harburg zu Gast. Zuerst zeigte er Rauminstallationen, betitelt waren die Arbeiten mit „Höhere Gewalt“. Dann war er zum zweiten mit seinen Malereien „Nordische Kombination“ in der Harburger Galerie zu Gast. Diesmal zeigt er Ergebnisse zum Thema „Neue Heimat und alte Lügen – schöne Bunker und neue Bilder“. Er zeigt weitere Arbeiten, die an nordische Landschaften erinnern. Außerdem hat er aus Kuchenteig Bunker geformt und auf einen Sockel gestellt. Dass die Kunst sehr flüchtig sein kann, auch das zeigt er, denn noch während der Ausstellung werden die Kuchenobjekte angeschnitten – und aufgegessen. Ratschats Arbeiten sind vom 1. bis 9. August jeweils sonnabends und sonntags von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Die Vernissage findet am Freitag, 31. Juli statt, Beginn ist 19 Uhr.

Den Abschluss des Sommer-Zyklus im Harburger „Schauraum“ bildet dann die Werkschau „Der rothaarige Hund, ein guter Tag“. Gesa Lange, Thomas Jehnert, Ines Brinkschmidt und Thorsten Dittrich bringen ihre Arbeiten mit, zu sehen sind Malerei und Zeichnungen. Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, 14. August, ab 19 Uhr statt. Die Arbeiten sind dann bis zum 23. August an den Wochenenden von 15 bis 18 Uhr und nach Absprache zu sehen.

„Schauraum“, Schwarzenbergstraße 42, Eintritt frei, Terminabsprachen sind unter der Telefonnummer 0171 370 78 14 möglich.