Harburg. Flüchtlingswohnschiff im Harburger Binnenhafen fast voll belegt. Zweites Willkommensfest am 6. August. Weitere Ehrenamtler gesucht.

Jochen Gipp

Bei dem bislang mit technischen Macken behafteten Wohnschiff „Transit“ sind jetzt vermutlich alle gravierenden Fehler behoben. Die Anzahl der Menschen auf der schwimmenden Flüchtlingsunterkunft konnte deshalb von bisher 60 auf 171 angewachsen. Das vom Hamburger Landesbetrieb „fördern & wohnen“ betreute Schiff zählt insgesamt 216 Plätze. Die volle Belegung steht bevor.

Ende Dezember 2014 war das frühere Hotelschiff auf Bestellung Hamburgs von Rotterdam kommend zum Kanalplatz in den Harburger Binnenhafen geschleppt worden. Nachdem alle Ver- und Entsorgungsleitungen angeschlossen waren, konnten Ende Februar die ersten Bewohner an Bord gehen. Doch dann waren kurz darauf auch schon technische Unzulänglichkeiten deutlich geworden. Die Pumpe an Bord reichte nicht aus, alle Fäkalien aus dem Abwassertank des Schiffs ins öffentliche Abwassersiel zu befördern, weshalb die Anzahl der Transit-Bewohner auf 60 begrenzt wurde. Susanne Schwendtke, Sprecherin von „fördern & wohnen“ sagt: „Das Abwasserproblem auf der Transit hat der Schiffseigner inzwischen behoben. Soweit wir wissen, wurde eine Pumpe ausgetauscht. Jedenfalls funktioniert das Abwassersystem seitdem fehlerfrei.“

Werner Pfeifer: „Ehrenamtliche Helfer unserer Lotsengruppe, die Flüchtlinge bei Behördengängen begleiten, suchen noch weitere Unterstützung“

Außerdem ist der Feueralarm vom Schiff seit wenigen Wochen direkt zur Feuerwehr geschaltet. Allerdings konnte an Bord des Schiffes das Problem der Feuerschutztüren nicht behoben werden. Sie schließen sehr fest. Im Notfall könnten sie von Kindern nicht geöffnet werden. Deshalb dürfen auf dem Schiff keine Familien mit Kindern unter 14 Jahren untergebracht werden. Ein Versuch, die Schließung zu lockern, hatte das Ergebnis, dass die Türen nicht mehr richtig schlossen und somit dem Brandschutz nicht mehr gerecht wurden. Ein weiteres nicht lösbares Problem an Bord sind die steilen Treppen zwischen den einzelnen Etagen. Sprecherin Susanne Schwendtke: „Auf dem Schiff können deshalb keine Menschen mit Gehbehinderung untergebracht werden. Ebenso können wir keine Menschen mit Schiffstrauma an Bord bringen. Und zudem besteht ein absolutes Rauchverbot an Bord. Wegen dieser besonderen Voraussetzungen dauert die volle Belegung der Transit etwas länger.“

Werner Pfeifer ist Sprecher der Initiative „flüchtlingshilfe Binnenhafen“
Werner Pfeifer ist Sprecher der Initiative „flüchtlingshilfe Binnenhafen“ © Rachel Wahba

Vollauf begeistert zeigt sich die Sprecherin von dem ehrenamtlichen Engagement der schon kurz nach Eintreffen des Schiffs von Bewohnern und Unternehmern gebildeten Initiative „Flüchtlingshilfe Binnenhafen“. Die Initiative besteht aus fünf Arbeitsgruppen und sorgt für eine vorbildliche Willkommenskultur im Quartier, mit Unterstützung der Flüchtlinge auf breiter Ebene. Ihr Sprecher, der Journalist und Musiker Werner Pfeifer, berichtet von einer gelungenen Vollversammlung am vergangenen Dienstag. „Aus jeder unserer fünf Gruppen waren ausschließlich positive Berichte zu hören“, sagt er.

Allerdings suchen die gut 30 Ehrenamtlichen noch weitere aktive Unterstützer. Pfeifer: „Beispielsweise ist die Lotsengruppe, die Flüchtlinge bei Behördengängen begleitet, sehr stark ausgelastet. Zur Unterstützung werden ältere Harburger gesucht.“ Das Büro der Flüchtlingshilfe befindet sich in der Harburger Schloßstraße 14. Es ist montags und dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 15 bis 17 Uhr besetzt.

Willkommensfest am Donnerstag, 6. August

Susanne Schwendtke lobt auch das Engagement der Mütter&Kinder-Gruppe von Hanne Paysen. Sie hat bereits Familie von der Transit in private Mietunterkünfte vermittelt. Und Andreas Behn von der Kaffeerösterei Fehling sorgt mit aktiven und pensionierten Lehrern dafür, dass die Bewohner täglichen Deutschunterricht erhalten. Das Angebot werde sehr gut angenommen, sagt Werner Pfeifer.

In der Kaffeerösterei am Lotsestieg 2 wird kommende Woche, Donnerstag, 6. August, 17 Uhr, mit Kaffee und Kuchen das zweite Willkommensfest gefeiert. Das erste Willkommensfest war am 12. März. Pfeifer: „Die zuerst gekommenen Transit-Bewohner aus Syrien und Irak haben inzwischen eine Kochgruppe gebildet und wollen den Neuankömmlingen beim Willkommensfest Spezialitäten ihrer Heimat servieren. Die neuen Bewohner kommen zumeist aus Eritrea.“

Die Transit ist mit einem Fünfjahresvertrag von Hamburg gemietet worden. Fast 123.000 Euro sind monatlich an den niederländischen Eigentümer zu bezahlen. Es wird in Hamburg keine weiteren Wohnschiffe geben, weil sie zu teuer und unzweckmäßig sind.