Wilhelmsburg. Oberbaudirektor Jörn Walter diskutiert über die Auswirkungen der Olympischen Sommerspiele 2024 auf den Stadtteil Wilhelmsburg.

„Ich habe noch nie eine so leidenschaftslose Büttenrede von Ihnen gehört. Vielen Dank für das Signal, das Sie damit ausgestrahlt haben“, sagt Jörg v. Prondzinski zu Jörn Walter. Damit lässt der Urwilhelmsburger keinen Zweifel daran, dass er zu den Gegnern von Olympischen Spielen in Hamburg zählt. Und Hamburgs Oberbaudirektor erfährt gleich zu Beginn der Diskussion: in Wilhelmsburg hat er – wie so oft – kein Heimspiel.

Tenor der Fragesteller ist meist kritisch

Das Bezirksamt Hamburg Mitte hat am Dienstagabend im Bürgerhaus Wilhelmsburg mit einer Reihe Informationsveranstaltungen in den Stadtteilen begonnen, die im Falle einer erfolgreichen Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Sommerspiele 2024 besonders betroffen wären. Etwa 70 Besucher nutzen die Gelegenheit, sich im Gespräch mit Jörn Walter ein Bild über die Folgen Olympischer Spiele für den Stadtteil Wilhelmsburg zu machen. Der Tenor der Fragesteller ist meist kritisch.

Hamburg präsentiert sich in seiner Bewerbung mit der Idee, dass Olympische Spiele ein Motor für Stadtentwicklung seien. Das größte Sportspektakel der Welt könne Katalysator für eine Verlängerung der U-Bahn auf die Elbinsel Wilhelmsburg sein, sagt Jörn Walter. Der Bau wäre nach den Spielen. wann und ob überhaupt, ist offen. Ideen sehen eine oberirdische und drei unterirdische Varianten der U-Bahn vor, die bis in das nördliche Reiherstiegviertel führen würde. Das Schienentransportmittel würde demnach den Spreehafen kreuzen. Deshalb gilt die U-Bahn-Verlängerung in das Reiherstiegviertel hinein als schwierig.

Schwimmbad am Wilhelmsburger Inselpark wäre Austragungsort des Wasserball-Wettbewerbs

Jörn Walter erwartet, dass Olympische Spiele in Hamburg das Wohnungsbauvorhaben auf der dann ehemaligen Trasse der voraussichtlich im Jahr 2019 verlegten Wilhelmsburger Reichsstraße beschleunigen würden. Auf der alten Reichsstraße würde das Mediendorf für die 24.000 erwarteten Journalisten aus aller Welt entstehen. Nach den Olympia-Plänen Hamburgs würden diese später zu Wohnungen umgebaut.

Das Schwimmbad am Wilhelmsburger Inselpark wäre Austragungsort des olympischen Wasserball-Wettbewerbs. Tribünen für 5000 Besucher würden errichtet und nach den Spielen wieder abgebaut. Geht es nach Jörn Walter, bliebe als Erbe ein Freibad für Wilhelmsburg übrig. Michael Rothschuh von dem Verein Zukunft Elbinsel hält von der temporären Sportstätte nicht so viel: Während der langen Umbauzeiten vor und nach den Spielen hätten die Wilhelmsburger keine Schwimmhalle, warnt er.

Bewohner der Elbinsel befürchten, dass der soziale Wohnungsbau gebremst wird

Mittes Bezirksamtsleiter Andy Grote (SPD) geht davon aus, dass der Stadtteil Wilhelmsburg mit den Olympischen Spielen in Hamburg nur gewinnen könne: „Ich kann mit keine Entwicklung vorstellen, die für Wilhelmsburg von Nachteil sein könnte“, sagt er.

Bewohner der Elbinsel dagegen befürchten, dass Olympische Spiele den sozialen Wohnungsbau bremsen und die Mietpreise im Stadtteil in die Höhe treiben könnten. Sie sagen auch erhebliche Verkehrsbelastungen während der sieben Jahre Bauzeit auf dem Kleinen Grasbrook voraus.

Jonas Daveldecker von der Initiative „NOlympia“ wirft der Stadt vor, mit hypothetischen Aussagen zu werben. „Wir sollen im November abstimmen, aber wir wissen nichts. Vielleicht soll die U-Bahn verlängert werden“, sagt er. Aber sicher sei das eben nicht.

An Ende begegnet Jörn Walter den Skeptikern mit Leidenschaft und einem hochemotionalen Plädoyer für die Olympischen Spiele: „Auch Demokratien können feiern – nicht nur Diktatoren“, sagt er. Olympische Spiele seien eine Anstrengung, und die müsse man wollen. „Man muss auch wollen, dass wir unseren Kindern einen besseren Hafen und mehr Wohnungen hinterlassen“, ruft er in den Saal. „Diese Fragen werden wir am 29. November mit unserem Kreuzchen beantworten.“

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