Ja oder Nein zu den Olympischen Sommerspielen in Hamburg? Bauchentscheidungen passen auch in die heutige Zeit. Ein Kommentar.

Die Informationsveranstaltungen zur Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Sommerspiele 2024 bringen unterm Strich ein Ergebnis: Befürworter und Gegner werfen sich bestenfalls auf Erfahrungen beruhende Spekulationen an den Kopf, so dass sie sich unversöhnlich gegenüberstehen. Niemand wird den anderen mehr überzeugen. Manche behaupten, das Referendum über die Bewerbung am 29. November käme zu früh. In Wahrheit ist die Zeit längst reif dafür.

Wo also das Kreuzchen machen: ein Ja oder Nein zu Olympischen Spielen in Hamburg? Die Stadt stellt eine Verlängerung der U-Bahn nach Wilhelmsburg (Spekulation), eine Tunnelverbindung, die das Verkehrsproblem der Veddel löst (Spekulation) und ein neues Leichtathletik-Stadion (Fakt) in Aussicht. Die Gegner sagen eine Verschuldung in Höhe mehrerer Elbphilharmonien (Spekulation) und schwere Verkehrsbehinderungen für sieben Jahre Bauzeit (Fakt) voraus.

Zu komplex, um alles zu verstehen? Nein, denn Olympia ist eine Bauchentscheidung. Wer sich über das größte Sportspektakel der Welt freut, modernisierte Sportstätten und dem Hafen ein Stück Land für Wohnungsbau entreißen will, stimmt für die Bewerbung. Wer sieben Jahre lang nervige Verkehrsbehinderungen für einen zu großen Preis und das IOC für Verbrecher hält, sagt nein. Bauchentscheidungen passen auch in eine Zeit, in der Menschen keine andere Meinung als die eigene mehr aushalten und sich in What’s App-Selbstbestätigungsgruppen einkuscheln.